Review

Wenn ich das Œuvre von Regisseur Armand Mastroianni grob überfliege, scheint es sich bei dem Mann eher um einen Viel- und Billigfilmer zu handeln. Mit dem Horrorfilm „Cameron“ aus dem Jahre 1988, der in britisch-amerikanischer Koproduktion entstand, ist ihm aber ein sehenswerter Genrefilm gelungen; typisches 80er-Videothekenfutter, das es auch gerne mal ins RTL-Nachtprogramm geschafft und für das es sich gelohnt hat, als Kiddie den elterlichen Videorekorder zu programmieren - sofern man seine Freude an ernst gemeinten, unironischen Dämonenfilmen aus den guten alten 80ern hat, die eine geheimnisvolle Geschichte und ordentliche, handgemachte Spezialeffekte mit einem gewisse Härtegrad zu bieten haben und mit dazu beitrugen, rückblickend jenes Jahrzehnt zu einem vielleicht nicht sonderlich innovativen, aber was Genreproduktionen betrifft doch recht konstant qualitätsversprechenden zu machen. 

So greift „Cameron“ vordergründig zunächst kindliche Ängste vor Monstern im Wandschrank auf, um jedoch im weiteren Verlauf zahlreiche weitere Inspirationen aus dem Horror-Bereich aufzgreifen und zu verarbeiten. Ein telekinetisch begabtes Kind (Cameron, passabel gemimt von Scott Curtis), ein von seinen Erinnerungen verfolgter Sergeant Sam Taliaferro (gut: Cotter Smith), Parapsychologie, Okkultismus, Dämonen, Zombie-ähnliche Gestalten, Erscheinungen, Traumsequenzen und abwechslungsreiche Tötungsszenen. Wie das alles zusammenpasst, wird nicht 100%ig vom Drehbuch aufgeklärt, was jedoch nicht zu für den Filmgenuss tödlicher Konfusität und Beliebigkeit führt, sondern eine gemütliche mystisch-geheimnisvolle Aura und damit für Zuschauer wie mich, die mit derartigen Filmen aufgewachsen sind, herrliche Grusel-Wohlfühl-Atmosphäre erzeugt. 

Die Subplots um die getrennt lebenden Eltern, die psychologische Ebene des Charakters Sam Taliaferro etc. erweitern die Handlung um interessante Aspekte; eine simple, aber eingängige, leicht melancholische Melodie als Soundtrack setzt sich im Gedächtnis fest und besitzt einen hohen Wiedererkennungswert, und das Niveau des Films wird konstant gehalten, vielleicht abgesehen vom Ende, wo die Effekte dann doch einen eher trashigen Charme versprühen. Die Kameraarbeit hingegen hat nichts Besonderes zu bieten, künstlerische Ambitionen hatte man in dieser Hinsicht nicht. 

Sicherlich, man sieht „Cameron“ sein Alter deutlich an, zu einem zeitlosen Klassiker fehlt ihm noch so einiges, trotzdem ist mein gut gehüteter TV-Mitschnitt immer wieder gern in meinen Videorekorder gewandert und ich bin glücklich, dass nach der indiskutablen, verstümmelten „New KSM/WGF“-Fassung endlich eine vernünftige, vollständige DVD-Ausgabe dieser kleinen Perle von cmv vorliegt.

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