Vor 3 Jahren reaktivierte der ehemalige Regisseur für Musikclips und Werbung Joseph McGinty die "3 Engel für Charlie". Eine Serie aus den 70ern, in der es um 3 zauberhaft aussehende Geheimagenten ging. Doch anstatt ein angestaubtes Remake zu produzieren, übernahm er nur die Charaktere und zauberte daraus einen Popcornfilm der obersten Trashgüte. 3 Jahre später schickt er die Engel wieder ins Rennen und steht dem Vorgänger in nichts nach.
Um die Story sollte man sich dabei nicht weiter kümmern, denn die ist von Anfang an nur Nebensache: Die Engel Natalie (Cameron Diaz ), Dylan (Drew Barrymore ) und Alex (Lucy Liu ) werden beauftragt zwei Ringe wiederzubeschaffen, auf denen alle Daten des FBI-Zeugenschutzprogrammes gespeichert sind. Das Feuerwerk kann beginnen und lässt nicht auf sich warten.
Von der ersten Minuten an gibt der Film über die gesamte Laufzeit von 104 Minuten ohne Unterbrechung Vollgas. So rasen sie anfangs mit einem geklauten Truck über einen Staudamm. Während von hinten ein Gegner mit Panzerfaust auf sie schießt und von vorn ein Panzer sein Geschoß abfeuert, fahren die drei seelenruhig dem Abgrund entgegen, um sich dann in letzter Sekunde mit einem Hubschrauber zu retten, den der LKW zufälligerweise geladen hat.
Überzeugend, aber auch deutlich sichtbar wird dabei zur Computerhilfe gegriffen, was dem Film in seinen spektakulären Actionszenen (Motocross in einer Kohlengrube, mit Bullettimes und allem drum und dran) anzusehen ist, aber nicht stört. Hier wird nämlich in aller Deutlichkeit auf die Hilfe von Bits und Bytes zurückgegriffen. McG will gar aber keine perfekte Optik abliefern, sondern zeigt deutlich einen gewissen Hang zum Hochglanztrash. Der Film ist glänzend, farbenfroh, völlig überstylt, schnell geschnitten und mit Musikohrwürmern unterlegt, dass man glaubt einem überlangem Musikvideo beizuwohnen. Dazu tragen auch die vielen Sportarten wie Surfen und eben Motocross bei.
Die Martial-Art-Fights können sich durchweg sehen lassen, sieht man doch exzellentem Schnitt,Choreographie und Wirework nicht, dass weder Drew Barrymore, noch Cameron Diaz Erfahrung auf diesem Gebiet haben.
Hinzu kommen nette Gastauftritte (Bruce Willis), witzige Nebendarsteller (John Clesse als Alex unwissender Vater) und ein neuer Bosley (Bernie Mac), der zwar durch aus seine Szenen hat, aber gegen Bill Murray blass aussieht. Als Bösewicht darf diesmal nach jahrelanger Leinwandabstinenz und einer Körperkomplettverjüngung Demi Moore ran, die ihre Sache durchaus gut macht und mit Robert Patrick (als FBI-Agent ;)) einen selbstironischen Partner hat. In weiteren Rollen dürfen auch Luke Wilson und Matt LeBlanc (der eine hinreißende Parodie auf "MI:2" und Tom Cruise hat) wieder in ihre Rollen aus Teil 1 schlüpfen. Letzterem wird in Zusammenarbeit mit John Cleese mehr Raum gegeben, was zu hinreißend doppeldeutigen Dialogen führt.
Die Stars sind und bleiben aber die Engel, die in fast jeder neuen Szene ein anderes ausgeflipptes Outfit tragen, welches meist noch mehr Haut als schon in Teil 1 zeigt. Die Ausstrahlungsstärkste von den Dreien ist wieder Cameron Diaz, die für diese Rolle 20 Millionen bekam. Ihre hinreißende Art wie ein scheues, naives Reh durch den Film zu laufen und im nächsten Moment die Bösewichte zusammenzuprügeln lässt das Herz der Fans, genau wie ihre, aus dem Vorgänger bekannten, Tanzeinlagen höher schlagen. Trotz ihrer Tollpatschigkeit macht sie sich dabei aber nie lächerlich, was ihrem Sexappeal und dem zauberhaften Lächeln gutzuschreiben ist.
Dagegen verblassen Drew Barrymore und Lucy Liu etwas, denn der "Gute-Laune-Star" ist Diaz. Liu bleibt etwas ruhiger trockener und besitzt bei weitem weniger witzige Szenen, wenn man mal ihren Hörnchenauftritt bei Vatern und ihre doppeldeutigen Dialoge außer Acht lässt. Drew ist diesmal nicht so überdreht, wird sie doch mit ihrer Vergangenheit und alten Bekannten (furioses Comeback des gruseligen Klappergestells) konfrontiert. Ihre Sorglosigkeit und große Schnauze bleibt dabei diesmal auf der Strecke.
Ein paar Makel hat der Film dann aber leider doch. Man erfährt zwar mehr über das "gruselige Klappergestell", doch geht sein finaler Abschied etwas schnell von statten. Dafür hätte man hingegen beim Phänomen "Bosley" sparen können, über dessen Haus, Familie und Vergangenheit gar nichts wissen wollte, auch wenn man kurz ein Bild Murrays erhaschen darf .
Fazit:
Wer schon den Vorgänger mochte, wird hier auch seinen Spaß haben. Teil 2 hat noch mehr Action und mehr durchgeknallte Einfälle. McG präsentiert zum zweiten Mal einen trashigen Hochglanzpopcornfilm, der sich nie Ernst nimmt und zeitweise schon Comiccharakter entwickelt. Unterhaltung pur!