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„SS Experiment Love Camp“ gehört zum wohl schundigsten und moralisch fragwürdigsten Subgenre aller Zeiten, zu bezeichnen als Naziploitation. Für jeden dieser Filme muss man schon vor dem Konsum jeglichen guten Geschmack ausschalten, und was den Zuschauer mit diesem dreckigen kleinen Genrebeitrag erwartet gehört zu den außergewöhnlichsten Vertretern seiner Gattung.

Zunächst einmal die wirklich kranke Handlung, die in Sachen Perversion wohl nur von „Gestapos’s Last Orgy“ übertroffen wird und mit „KZ09“ von Bruno Mattei und „Ilsa – She-Wolf of the SS“ ist „SS Experiment Love Camp“ der wohl härteste Genrebeitrag. Besonders die widerwärtigen Szenen der Penistransplantation, aber auch die für das Subgenre sehr harten Folterungen hinterlassen bleibenden Eindruck und sind einzigartig. Stellenweise wird es aber auch sehr lächerlich, vor allem das Zucken der verbrennenden Leichen sieht einfach nur idiotisch aus.

Regisseur Garrone, der ausschließlich billige Schnellschüsse produzierte die auf irgendeinen Genre-Zug mit aufsprangen, versucht aber das Beste zu machen aus den beschränkten Mitteln, was auch teilweise gelingt. Zumindest in der zweiten Hälfte kommt so etwas wie ein gewisser Unterhaltungswert auf und in ein paar Szenen ist die düstere Atmosphäre schön eingefangen. Die Sets sind natürlich denkbar billig, dasselbe gilt für die stümperhaften Effekte und den schlechten Schnitt. Musik und Kameraarbeit erreichen immerhin fast Durchschnittsniveau.

Auch die Schauspieler bemühen sich, doch alleine die schwachsinnigen und unfreiwillig komischen Dialoge ermöglichen es niemandem hier etwas zu zeigen. Im Kontext eines schnell herunter gekurbelten Exploitation-Films sind die schauspielerischen Leistungen aber solide bis anständig. Mit ein bisschen mehr Tempo hätte ein viel besserer Film entstehen können, so verlangt er einiges an Sitzfleisch ab. Letztlich bleibt ein mäßig unterhaltsamer Lagerfilm der auf genretypische Sequenzen wie häufige Duschszenen, Softerotik, eine verbotene Liebesgeschichte und eine lesbische Aufseherin. Wirklich skurril und ein wenig kultig ist aber die Idee mit der Penisoperation, immerhin widmete man diesem Storydetail den Originaltitel: Oftmals wird der Film verkauft als „Lager Ssadis Kastrat Kommandatur“ – und so haarsträubend wie dieser Titel ist letztlich auch der Film.

Es bleibt noch zu sagen das einige Szenen durchaus Vorbildfunktion leisteten für den zwölf Jahre später entstandenen aber ungleich besseren Lagerfilm "Men Behind The Sun". Deutlich wird dies vor allem an den blutigen Stellen des Films, aber auch an der Gestaltung der Atmosphäre und ein wenig an den Charakteren.

Fazit: Ein guter Film ist „SS Experiment Love Camp“ natürlich nicht, selbst als Trashfilm ist er einfach zu langweilig und nimmt sich selbst zu ernst. Für Genrefans allerdings Pflicht !

4,5 / 10

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