Review
von Leimbacher-Mario
Eine leckere Stopmotion-Pastete
Wer alte Kriegsfilme, allen voran den Steve McQueen- & All-Star-Ensemble-Klassiker "The Great Escape" liebt, kann den britischen Stop Motion-Youngtimer einfach nicht nur durchschnittlich bewerten. Dazu ist er einfach zu gut, zu vielfältig, zu detailreich & zu charmant. Sowohl Kinder als auch deren Eltern kommen hier voll auf ihre Kosten, der Spagat aus Humor, Anspruch & Spannung gelingt hier außerordentlich & der Film ist für mich schon so etwas wie ein junger Stop Motion- & Animationsklassiker. Kann man sich immer wieder geben, wird nicht alt. Auch in 50 Jahren noch für meine Enkel großartig - was will man mehr? Vor Stop Motion-Machern ziehe ich grundsätzlich den Hut immer noch tiefer als vor dem Rest, da das Verfahren einfach so unglaublich aufwendig ist, mit nichts zu vergleichen & so viel Geduld & Detailversessenheit erfordert. "Chicken Run" geht jedoch ähnlich wie die vergleichbaren "Shaun das Schaaf" oder "Mary & Max" allerdings auch inhaltlich & emotional weitaus akribischer an's Werk, als man es erwarten könnte. Claymation war bis dato ehrlich gesagt selten bis nie besser. Ganz großes Lob an alle Beteiligten für dieses Mammutprojekt, bei dem nie Herz oder Fokus abhanden kamen.
Die Geschichte von einer Hühnerfarm, in die eines Tages ein Gockel reinflattert, der scheinbar fliegen kann & so, die dem Tod geweihten Hühner retten soll, ist natürlich etwas vorhersehbar & recht straff gehalten. Erst recht wenn man die Klassiker kennt. Müsste ich mich aber zwischen altbekannter, leicht zurechtgebogener Story & Nichtverstehen von etlichen Insider-Anspielungen (von "Die Brücke am Kwai" bis sogar etwas an KZs erinnernd) entscheiden, würde ich jederzeit wieder zur Basic-Handlung greifen. Und da das Federvieh aus Knetgummi herzensgut & richtig lustig ist, passt auch die Spannung, das Mitfiebern samt sehenswerten Actionsequenzen & dem Hühnerleben als Einsatz. Ein Happy End ist für mich zwar nie in Gefahr, aber ich erinnere mich noch bildlich an mein Mitzittern bei der ersten Sichtung. Ok, das war eine Schulaufführung & ich war vielleicht 11-13 Jahre alt - trotzdem beweist dies nur das Können der Macher & die Wirkung auf Kinder. Ein aufregender Film, der den Kleinen vielleicht sogar Lust auf die persiflierten Klassiker geben kann. So ging es mir zumindest. Der Film hat sogar das Zeug dazu, jemanden über das Essen von Hühnern & Fleisch allgemein nachdenken zu lassen, oder zumindest die Haltung der Tiere. Die rennenden Hennen triumphieren also auf ganzer Linie & wer britisch-trockenen Humor mag, hat sogar das dickste Argument auf seiner Seite.
Fazit: Spiel, Spaß & Spannung - alles verpackt in einer kurzweiligen, wunderhübschen Stop Motion-Hommage (vor allem) an "The Great Escape". Hier sitzt das Herz genau am richtigen Fleck!