Frank Wolff (Dwayne Johnson) schippert anno 1916 Touristen durch den Dschungel am Amazonas, da beauftragt ihn die Forscherin Dr. Lily Houghton (Emily Blunt) nebst Bruder MacGregor (Jack Whitehall), sie zu einem sagenumworbenen Ort inmitten des Dschungles zu bringen. Hier soll an einem Baum die "Träne des Mondes" warten. Eine Blüte, die alle Krankheiten heilen kann und nach der schon der spanische Konquistador Lope de Aguirre (leider nicht Klaus Kinski) suchte.
Schon nach ein paar Minuten ist klar, dass dieser Abenteuerfilm nach einer Disney Park Attraktion in seiner eigenen artifiziellen Optik ersaufen wird. Und er macht nicht den geringsten Versuch, dagegen anzukämpfen, womit ich auch gleich beim größten Kritikpunkt bin. An sich wäre so eine Jagd nach einem mystischen Artefakt im Stile eines Indiana Jones oder von The Mummy (Fraser, nicht Cruise!) vielleicht eine zumindest spaßige Achterbahn. In den Händen von Jazume Collet-Serra wird für Disney hieraus eine Achterbahn, die in vielleicht nur real existierenden Waggons vor einem Greenscreen über einen Greenscreen poltert. Irgendwann kann man sich nicht mehr sicher sein, dass irgendwas an diesem Film echt ist.
Die Story selbst ist dabei das übliche von A nach B nach C, Abhaken von Setpieces und nicht wirklich der Rede wert.
Gegen all diese Künstlichkeit können nicht mal die geschätzten Darsteller anspielen. Dwayne Johnson und Emily Blunt bilden zwar ein recht putziges Team, doch sieht das Drehbuch für sie nur das übliche Geplänkel vor. Edelsupport in Form von Paul Giamatti wirkt da ebenfalls völlig verschenkt. In weiteren Rollen gibt es Jesse Plemons als deutschen Adeligen, weil ze Tschörmans eben immer als Schurken taugen. Klassische Musik, Uniformen, U-Boot. Immer wieder putzig.
Der Humor ist grundsätzlich alberner Natur inklusive kotzender Figuren, echt oder aus dem Computer. Allein Franks Flachwitzen konnte ich da was abgewinnen. Von denen hätte es gerne mehr geben dürfen. Immerhin überraschend ist es für einen Familienfilm von Disney dann aber durchaus, dass nach der Thematisierung der sexuellen Ausrichtung einer Figur gleich diverse Wortwitze in dieser Richtung abgefeuert werden.
Selbst die Kostüme wirken in egal welcher Situation derart schnieke, alles glattgebügelt und sauber, dass selbst diese unwirklich anmuten.
Der Soundtrack von James Newton Howard funktioniert soweit gut, zieht den Karren aber auch nicht mehr aus dem Dreck. Da hilft auch die Unterstützung von Metallica nichts, deren „Nothing else matters“ hier gleich zwei Mal in einer umgebauten Version verwendet wird.
Immerhin ist „Jungle Cruise“ meist kurzweilig geraten. Dass die Verfilmung einer Attraktion aus einem Freizeitpark funktionieren kann, hat man mit manchen Teilen von „Fluch der Karibik“ gezeigt. Dass das auch in die Buxe (har, har) gehen kann, mit „Jungle Cruise“. Eine entfremdende Künstlichkeit tropft ihm aus jeder Pore, schade um die talentierte Darstellerriege.