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Dystopie in der Konsolenfalle, oder der Zeitgeist auf Zeitreise


Ob alle Regisseure die in Hollywood an die üppigen Fleischtöpfe wollen nur noch in Konsolen-Schemata denken, oder Hollywood genau diese Denke für ihre Mainstream-Popcorn-Produkte einfordert, ist letztlich Godzilla wie Kong. Der Trend ist jedenfalls so klar wie Visions Durchblick und Chris McKay der Letzte, der hier störend durchs Bild flitzen will. Für den bunten Familienspaß mit modernem CGI-Anstrich hat er sich als Macher von „Robot Chicken“ und „The Lego Batman Movie“ ja fast schon aufgedrängt, wer will da noch nein sagen.

Paramount Pictures auf jeden Fall nicht und flugs hatte der dystopische Science-Fiction-Action-Creature-Kracher THE TOMORROW WAR seinen Mann auf dem Stuhl. Auch vor der Kamera ging man strategisch vor und engagierte Veteranen mit Fronterfahrung. Gesucht wurde Personal, das weder Green-Screens, noch fiese CGI-Monster, noch ein aus Versatzstücken zusammen geschusterter Plot von ihrer guten Laune befreien können und schon gar nicht davon abhalten, bei vollem Körpereinsatz mehr oder weniger witzige Sprüche zu klopfen.
Chris Pratt hat nicht nur Dinosauriern in den urzeitlichen Arsch getreten, sondern auch einen Trupp chaotischer Galaxis-Wächter befehligt. Mehrfach. Ist also über jeden Zweifel erhaben. Yvonne Strahovski ist da fast schon bescheiden unterwegs gewesen, andererseits bei Shane Black an Bord des wild um sich feuernden Predator-Reboots gewesen zu sein, ist schon ein wenig mehr als nur die schnöde Grundausbildung.

Die braucht es für THE TOMORROW WAR ohnehin nicht, weder für die Macher, noch die Figuren. Erstere qualifizieren sich durch nächtelanges Zocken und den Konsum diverser Blockbuster der Jahrgänge ab 2005. Letztere werden durch ein Portal in die Zukunft geschickt um dort eine Alieninvasion zu stoppen, die - man ahnt es schon - die Vernichtung der Menschheit anstrebt. Dort müssen sie nur Ballern was das Zeug hält - „Konsolenspiel ich hör dir …“ - und das auch nur 7 Tage lang, denn einmal die Woche feiern die Biester Sabbat, der perfekte Zeitpunkt für den Austausch der Zeitreisekämpfer. Nach Logik sollte man hier nicht fahnden, sonst wird man kirre, aber da uns McKay ohne viel Verschnaufpausen von einem Level ist nächste jagt, wollten wir mal nicht so sein.

Zumal er durch ein reichhaltiges visuelles Buffet die karge geistige Kost immer wieder ausgleicht. Das Creature-Design wird Fans von H. R. Giger nicht in Ekstase versetzen, ist aber definitiv über dem Genre-Durchschnitt. Dazu sind die Viecher schnell, brutal und fies, mit dem schönen Nebeneffekt, dass der Sitznachbar schon mal nicht aus der Unterstufe kommt. Für das apokalyptische 2051 haben sich die CGI-Spezialisten ordentlich ins Zeug gelegt und die Actionszenen haben genug Dampf um Tempo und Bodycount hoch zu halten. Schließlich gibt es mit Schnee, Feuer, Wasser und (Großstadt-)Wüste die volle Farbpalette, da freut man sich gleich aufs nächste Level.

Inhaltlich herrscht dafür weitestgehend Freudlosigkeit. Dabei ist die Prämisse in der Gegenwart für eine bessere Zukunft zu kämpfen eine spannende weil brandaktuelle. Nur gemacht wird daraus fast nichts, außer ein kleines Familien Melodram zu stricken, das den Figuren kaum Tiefe und der Handlung kaum Breite verschafft. Pratt als defizitärer Vater und Strahovski als wütende Tochter sind auch nicht gerade ein Traumpaar auf diesem Tretminenfeld der leisen Töne und beide scheinen sichtlich erleichtert, als sie ihre futuristischen Wummen wieder auf Dauerfeuer schalten dürfen. Der übrige Cast punktet ebenfalls vornehmlich mit dem Abzugsfinger, einzig J.K Simmons als bärbeißiger Vater Dan Foresters (Pratt) wirkt wie aus dem Spiel gefallen, was heißt, er verkörpert eine dreidimensionale Figur.

Das uralte Style over Substance-Brandzeichen hat sich THE TOMORROW WAR also redlich verdient und reiht sich damit brav in die Herde moderner Baukasten-Blockbuster ein, die für den Discount-Markt zusammen gezimmert werden. Das ist einerseits ok weil bequem goutierbar, es ist aber auch ärgerlich, denn die gesellschaftskritischen Anlagen werden nicht gefördert, die dystopischen Gene gar im Keim erstickt. Später wird der Film bestimmt einmal als typisch für seine Entstehungszeit rezipiert werden, eine nette, süffisante kleine Fußnote, schließlich geht es vor allem darum, im Hier und Jetzt künftigen Generationen eine bessere Welt zu erkämpfen. Andererseits, nicht jeder schafft es ins letzte Level, Spaß kann man aber dennoch haben.

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