"Razorback" naht sich mühelos in die Reihe überdurchschnittlicher Tierhorrorfilme ein, kann hier vor allem bei der Atmosphäre punkten – wenn auch manchmal eine witzige Szene weniger, dafür etwas mehr Spannung stimmiger gewesen wäre.
Dabei beginnt der Film recht gemein mit einem Wildschweinangriff auf ein Farmhaus. Ob nun ein verschwundenes Kind ermordet oder entführt wurde, für die Polizei spielt dies keine Rolle. Der Hauptverdächtige, ein älterer Jäger namens Jack, weiß es auch nicht – nur das ein riesiges Wildschwein sein halbes Haus zerstört und den Jungen genommen hat; klingt zwar nicht glaubwürdig aber mangels Beweislast kommt Jack wieder frei. Fortan ist seine Lebensaufgabe Wildschweine zu jagen um irgendwann seinen Sohn gerächt gefühlt zu haben. Ganz anders die Amerikanerin Beth, ihres Zeichens Tier-Rechtlerin und auf Visite im Outback. Ihre Nachforschungen über das Massenabschlachten von Kängeruhs laufen nicht wirklich an, sind doch die lokalen Einheimischen fast nur von diesem Lebend. So auch zwei miese Brüder, die ihr schon negativ in einer Kneipe auffallen. Als diese die Reporterin bei einer Recherche auf der örtlichen Fleischfabrik erwischen, jagen sie sie, vor kommender Vergewaltigung aber ist ihre Rettung auch ihr Tod; der Kampfkoloss der Hölle vertreibt die bösen Buben zwar, zermalmt aber Beth. Als ihr Freund Carl in dem Ort "Gamulla" auftaucht und Nachforschungen betreiben will, scheint Jack einen Verbündeten im Kampf gegen das Riesen-Wildschein gefunden zu haben...
Dieses hat gar nicht mal so viele Auftritte, der Bodycount ist zudem sehr gering, an einer Hand abzählbar und überhaupt nicht blutig. Der Schluss in der Fleischerei birgt etwas spritzendes Blut, aber das stammt vom Schwein. Da nicht einmal deformierte Leichen zu sehen sind ist die Freigabe von 18 Jahren überhaupt nicht zu verstehen, selbst der längere Angriff auf die Reporterin bietet kaum was. Egal, Tierhorror kann ja auch ohne Blut funktionieren, doch stimmiger wäre es schon – gerade bei Attacken eines zentnerschweren Ungetüms. Um das Wildschwein selber ist jedenfalls gut bestellt, wenn es auch selten wirklich "sichtbar" ist. Schatten, eine Silhouette durch den Blick im Fernglas; Anfangs wird das Aussehen eher angedeutet, auch später - am Ende - hat man zwar eine Vorstellung von dem Vieh, doch wirklich nie als ganzes gesehen. Lieber mal den bewegenden Kopf, Nahaufnahme der Hauer oder Teile durchs Bild huschen sehen und so einigermaßen Stimmung zu verbreiten als ein ganz sichtbares, aber eher zu belächelndes Wesen.
Optisch ist der Film sehr reizvoll, nicht umsonst hat der Film zwei Preise für seinen Schnitt und die Kamera gewonnen. So wird beispielsweise in einer stimmigen Traumsequenz Carl von einem riesigen Wildschwein-Skelett durch eine marode Salzwüste gejagt, welches sich vorher aus dem Boden gebohrt hat. Surreal anmutend wie die über alles erhabenen Bilder der Landschaft. Die Kamera fängt extrem stimmig die Sonnenauf- und Untergänge ein, auch der sonstige Rest des Filmes mit seinen vielen Außenaufnahmen ist wunderbar fotografiert. Atmosphärisch kommt das auf jeden Fall gut, wenn Carl in der sengenden Sonne auf einer Windmühle ausharrt und auf das Schwinden der hungrigen "Mini" Wildschweine wartet. Auch die Angriffe des Wildschweins haben Stil, kommen leider viel zu selten vor und sind wie erwähnt dann eher unblutig und im „Off“ so das sich keine wirkliche Bedrohung einstellt.
Was sehr schade ist das sich zwecks nicht lächerlich machen wollen auf ganze Modelle des Wildschweins verzichtet wurden, dafür aber manche Aktionen dann die Angriffe etwas lächerlich erscheinen lassen, wie das einem Mann beim TV gucken die halbe Hauswand samt TV weggerissen wird oder aber manch stumpfer Dialog der beiden Brüder, welche etwas skurril, nicht aber wirklich dumm wirken. Insgesamt hat man bei der Wahl der Darsteller vernünftige Leute ausgesucht, die Charakter sind gut gespielt und besonders bei der Reporterin missfällt das doch schnelle Ableben. Etwas schade, die später auftauchende (ebenfalls sehr sympathische) Sarah ersetzt sie zwar nicht - gut so, denn stellenweise hat man Angst das sich da noch zwischen Carl und Sarah etwas entwickelt, was Gott sein Dank aber nicht so wird. Einer Liebesgeschichte wird hier kein Platz eingeräumt, trotzdem ist der Film stellenweise etwas "soft" und spannungsarm. Das Finale jedoch ist äußerst stimmig geraten und entschädigt für manche Länge.
Ein passabler Einstand des späteren „Highlander“ Regisseurs, ganz annehmbar und zeugt schon vom Können Russell Mulcahys.
(6,5 mit der Tendenz zur 7)