Review

Hör ich recht?


Nicht selten klaut sich Hollywood aus der großen, weiten, internationalen Filmwelt die besten Ideen und Drehbücher zusammen. Meist kommt dabei Verwässertes und Minderwertiges heraus. Doch „Coda“, der sich deutlich mehr als nur bei den „Beliers?“ inspirieren hat lassen, ist da anders. Er wirkt echter, authentischer und… unamerikanischer. Wenn man das so sagen kann. Vor allem weil dieses Mal echte Taubstumme die Familie verkörpern. Aber auch noch wegen etlichen kleinen weiteren Details, die einem vielleicht unterbewusst, aber doch stetig und herzlich nahezu alle Figuren näher bringen. „Coda“ steht (u.a.) für „Child of deaf Adults“ und erzählt von einer auf den ersten Blick recht gewöhnlichen Schülerin und Hobbysängerin, deren restliche Familie allerdings taubstumm ist, was natürlich Auswirkungen auf ihr Leben, ihr Selbstbewusstsein, ihre Zukunft und allgemein ihren Blick auf die Welt hat…

„Coda“ hat Klischees und platte Sexwitzchen, die ihn nicht meilenweit weg etwa von schweiger'scher Massenware aus Mitteleuropa platzieren. Man merkt seine Ursprünge im französischen Mainstream schon noch, wenn man genauer hinschaut. Und dennoch spielt er sich aus solchen unangenehmen Sackgassen recht souverän raus, verbindet sogar nach und nach amerikanische Indie-Sensibilitäten und europäische Crowdpleasung. Die echten taubstummen Darsteller verleihen Authentizität und Natürlichkeit, der ganze Film packt uns Zuschauer sehr nah an das Gefühl einer solchen „durchmischten“ Familie und hörbehinderten Menschen allgemein. Die junge Hauptdarstellerin hat eine super Stimme und es ist wunderbar endlich mal wieder Ferdia Walsh-Peelo aus „Sing Street“ zu sehen und zu hören. Der Musiklehrer ist auch klasse. Die Blicke, Dialoge (in Zeichensprache) und der Zusammenhalt innerhalb der Familie berühren, fühlen sich echt an. Mit dem Ende rechnet man fest. Wirkliche Überraschungen bleiben aus. Aber dennoch können Tränen fließen. Muss man mit „erweiterter Stangenware“ oder „Mainstream mit Behinderung“ auch erst mal schaffen. 

Fazit: Hearing-of-Age. Der seltene Fall, dass das (US-)Remake besser ist als sein europäisches Vorbild. Selbst wenn „Coda“ erstaunlich berechenbar in seinen Einzelteilen ist - die simple Summe dieser berührt mehr als man meinen würde! 

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