Zumindest ich fand die Werke von Kultregisseur John Waters immer besser, als es damit anfing, dass auch mal ein wenig Geld in die Produktionen floss. In seinem zweiten abendfüllenden Spielfilm werden jedoch die Bad Taste-Talente des besagten Filmemachers geradezu überdeutlich hervorgekehrt. Amateur trifft Underground und der gute Geschmack bleibt draußen vor der Tür.
Im Prinzip geht es um eine Freakshow für Perverse mit Kotze-Essen, Sex in der Kirche und der Kreuzigung von Jesus Christi. Am Schluss wird Divine auch noch von einem Riesenhummer vergewaltigt. Hört sich alles beknackt an und das ist es auch. Ein Billigepos in Schwarzweiß für die White Trash-Generation. Der Humor ist, als gäbe es Brei mit Erbsen und noch ein wenig Schlagsahne oben drauf. Natürlich stets mit der nötigen Packung Anarcho intus. Ob man wirklich darüber lacht, ist eine andere Frage - Hauptsache, der Tabubruch stimmt. Anscheinend standen die vor nicht allzu langer Zeit passierten Manson-Morde an Sharon Tate und ihrer Gefolgschaft Pate für das blutige Finale.
Vor allem lebt "Multiple Maniacs" jedoch von der großartigen Performance des Travestiestars Divine, der (die) den ganzen Film im Alleingang schmeißen könnte. Dass der große Dicke mit dem diabolischen Grinsen fortan zu John Waters´ Dauerbesetzung gehören sollte, ist ja hinlänglich bekannt. Definitiv fand sich hier ein kongeniales Duo zusammen, dessen gemeinsamer Weg mit weiteren Trash-Klassikern wie "Pink Flamingos" oder "Female Trouble" gekrönt werden sollte.
Was "Multiple Maniacs" zusätzlich auszeichnet, ist die Tatsache, dass der Streifen seiner Zeit in Sachen Boshaftigkeit und Geschmacklosigkeit weit voraus war. Keine Ahnung, ob es sogar zum Skandalfilm gereicht hat, es trennt sich jedoch sehr strikt die Spreu vom Weizen, was Mainstream und den Underground betrifft. Erstgenannten ist dieser etwas konzeptlose wie wilde Anarcho-Ritt garantiert nicht zu empfehlen.
Eher der aufgeschlossenen Arthaus-Fraktion, wobei auch "Multiple Maniacs" schon ein wenig Staub angesetzt hat...