Ang Lee wollte mit Hulk eine Brücke zwischen Action und Anspruch schlagen, die den meisten vorangegangen Comicsverfilmungen (bis auf Spiderman) leider nicht gelungen war. Er wollte tiefgründige Charaktere, eine Verflechtungen von Beziehungen und Gefühlen schaffen und all das merkt man den Film auch deutlich an.
Leider bleibt es aber beim "wollen", denn geschafft hat es der Regisseur nicht so recht. Der Grund dafür scheint eindeutig das Drehbuch zu sein, was im Laufe der Geschichte den Blick für das Wesentliche zu verlieren scheint und zwischen verschiedenen Geschichten hin und her pendelt, nur um am Ende gar nicht mehr so recht zu wissen, wo das denn alles hinführen soll.
So wird die erste dreiviertel Stunde nach einer furiosen und exzellent gefilmten Einleitung mit der Liebesgeschichte zwischen Betty und ihrem Kollegen Bruce Banner gefüllt, der nebenbei auch noch von bösen Erinnerungen und Selbstzweifeln geplagt wird. Das alles funktioniert so halbwegs, aber leider will der Funke für den Zuschauer nicht so recht überspringen, denn erstens befindet man sich hier immer noch in einer Comicsverfilmung und nicht in einem Drama und hat dementsprechende Erwartungen und zweitens schaffen Eric Bana und Jennifer Connelly es nicht, im Zuschauer richtiges Interesse für ihre Charaktere zu erwecken.
Nach besagter dreiviertel Stunde sehen wir den ersten Auftritt des Hulks, der gegen 3 Monsterhunde kämpfen muss. Das sieht zwar gut aus, wirkt aber sehr an den Haaren herbei gezogen. Von nun an weiß keiner mehr so recht, in welche Richtung der Film nun weiter verläuft. "Hulks" Vater, genial gespielt von Nick Nolte, pendelt immer zwischen Genie und Wahnsinn und ist mal Freund, mal Feind von seinem Sohn, Betty hat mit Bruce immer noch eine Liebesgeschichte am laufen und was ihr Vater eigentlich will - das wusste wohl nicht mal der Regisseur.
So verläuft die Story immer mehr im Sande und der letzte Rettungsanker wird geworfen, nämlich der Ausbruch Hulks aus der Gefangenschaft und die damit verbundenen Actionszenen. Hier wird dann auch klar, was der Film hätte werden können, denn es ist eine Freude mit anzusehen, wie Hulk den halben Fuhrpark der Armee in Schutt und Asche legt. Doch statt den Film nach diesen Ausbruch enden zu lassen (die Gelegenheit wäre eindeutig da gewesen), hängt Lee noch ein konstruiertes Ende, den Kampf von Vater gegen Sohn, dran. Hier kann Nolte zwar nochmal sein Schauspieltalent beweisen, aber der Zuschauer fragt sich nur noch: Was soll das?
Die Handlung wird immer abstruster und ohne zu klären, was für einen Sinn das Finale jetzt hatte, endet der Film in einem recht konventionellen Schluss.
Das ist wirklich schade, denn die Inszenierung ist klasse gelungen. Der Film verleugnet nicht, dass er von einem Comics stammt, im Gegenteil: Durch passende Szenenübergänge, "gezeichnet" aussehende CGI-Effekte und übertriebene Actionszenen wird dem Zuschauer immer wieder deutlich gemacht, dass das hier von einem Liebhaber der Thematik gemacht wurde.
Hier wäre weniger mehr gewesen: Weniger überflüssige Handlungsstränge und Dialogszenen und mehr Konzentration auf den Hauptcharakter Bruce Banner, dann hätte das ganze auch funktioniert.
Aber so bietet der Film einen Großteil der Zeit eher gepflegte Lange Weile als Spannung und mitreißende Action.
Ein weiterer Minuspunkt ist die Musik (wobei das sicher Ansichtssache ist): Für sich genommen klingt sie ganz passend, aber Danny Elfmann kopiert hier so dreist seinen "Red Dragon" Soundtrack, dass viele der Stücke klingen, als ob sie 1:1 aus selbigem übernommen wären. So sehr ich diesen Komponisten auch schätze, aber das hätte ja nun nicht sein müssen.
Sehenswert ist "Hulk" durch die Inszenierung trotzdem allemal, daher bekommt er von mir noch
7/10