Review

Der HULK ist kein Superheld im klassischen Sinn. Superhelden zeichnet für gewöhnlich ein gewisses Maß an Edelmut aus, Superhelden kämpfen im allgemeinen gegen das vermeintlich Böse auf dieser Welt (bestes und schlimmstes Beispiel: Superman, der trägt das SUPER schon im Namen).
Der HULK hingegen ist eine Kreatur mit unvorstellbaren Kräften (durch die Nachwirkungen biochemischer Experimente seines Vaters), die nur ihren Zorn ausleben will und muss, und sich in diesem Zorn, befreit von jedwedem intellektuellen Ballast, gegen ihre Peiniger richtet. Und dabei ist es dem HULK piepegal, ob diese Peiniger gut oder böse sind. Der HULK Ist ein fast nicht zu kontrollierender Zustand einer eskalierenden Erregung, kein Heroe im glitzernden Gewand der ursprünglichen Bedeutung. Heldentum, Mythos, Edelmut, Rettung von Witwen und Waisen und ähnlicher Schmonzes mehr, gehen dem HULK völlig ab. Er ist ein (re)agierendes, wutentbranntes, entfesseltes Monster, das Armeepanzer durch die Wüste schmeisst, Kampfhubschrauber vom Himmel holt, gegen genmanipulierte Hunde und seinen Vater kämpft, und in Jennifer Connelly verliebt ist. Und diese Liebe gibt dem Ungetüm tatsächlich so etwas wie Menschlichkeit. Wärme. Und schafft für den Zuschauer einen emotionalen Zugang zum HULK.
Und während z.B. bei Spiderman erst ein läppisches Selbstfindungsdrama kreiert werden muss - mit dem jedes banale Teenie-Filmchen angereichert wird - um der Figur und der Story ansatzweise etwas Tiefe zu verleihen, ist der HULK (als Bruce Banner) hingegen die Selbstfindung in Reinkultur, der Konflikt an sich. Reines Drama. Nicht weil es inszenatorisch so sein muss, sondern weil die Geschichte diesen Kern von Geburt an (im wahrsten Sinne des Wortes) in sich trägt.
Und da der HULK kein Superheld (s.o.) ist, braucht er auch keinen lächerlichen Strampelanzug (über die man sich in "Die Unglaublichen" ja so herrlich lustig gemacht hat) als Verkleidung, um sein ach so schützenswertes Privatleben zu verbergen. Ihm bleibt nach der Verwandlung von dem harmlosen Wissenschaftler Bruce Banner in das grüne Monster lediglich ein Fetzen Hose (muss aber wohl Stretch sein *schmunzel*, sonst bliebe dem HULK nur das Adamskostüm).
Aber auf die Idee, Bruce Banner sei der HULK, kommt sowieso keiner (von Jennifer und bösen Wissenschaftlern mal abgesehen).
Der überhypte aber nette Spiderman kann in seiner harmlosen Art gegen wahre Ungetüme wie den HULK nichts ausrichten.
Der Film selbst ist mit seiner Schnittechnik und dem comicverhafteten Split-Screen optisch adäquat zu den Comics aus dem Hause Marvel gestaltet, und müsste Stan Lee glücklicher machen als der Rest der Marvel-Verfilmungen. Aber ich nehme mal an, auch Stan Lee orientiert sich mittlerweile nur noch an Gewinn- und Umsatzzahlen.
Denn sehr erfolgreich war der HULK in den Kinos leider nicht.
Warum wohl?
fonu

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