Ein sehr stiller, nachdenklicher und trister Film über die letzten Monate eines todkranken Menschen. Kalte, graue Bilder zeigen in sehr intimen Einstellungen den Weg in den Tod und das Verhalten seines Bruders, der sich entschließt, den sterbenden Thomas zu begleiten. Was den Film von sentimentalen TV-Dramen abhebt ist vor allem die Direktheit der Darstellung und die unangenehme Nähe an den Leidenden.
Die nachdenkliche Psychostudie um Angst, Ungewissheit, und auch Verantwortung zeichnet sich durch eine explizite, ungeschminkte Körperlichkeit aus (wie auch in Chéreaus "Intimacy"), die jedoch nicht zu einem deplatzierten "provokanten" Stilmittel wird, sondern vielmehr die innere Verlorenheit, Unsicherheit, Angst, Sehnsucht der Betroffenen widerspiegelt und zudem den Kontrast zwischen Liebe, Zärtlichkeit auf der einen und Verfall auf der anderen Seite spürbar macht.
Körperlichkeit ist sowieso ein zentrales Thema, wenn es um den Tod, also den endgültigen Verfall des Körpers geht.
Insofern arbeitet "Sein Bruder" die Thematik um Sterben und Sterbebegleitung mit all physischen und psychischen Aspekten (hinsichtlich Verhalten der Betroffenen) in einer zwar nüchternen, aber doch bewegenden, sehr persönlichen Art auf, ohne dabei, wie sonst üblich, breitfüßig auf die Tränendrüse zu latschen. 7/10.