Die Verfilmung von Videospielen ist spätestens seit „Tomb Raider“ und „Resident Evil“ saloonfähig. Jedoch während diese beiden Vertreter, zumindest ansatzweise, Substanz und Charaktere besaßen, ist „House of the dead“ ein plakativer 3-D-Shooter, ohne Hirn und großartige Geschichte, in dem der gewinnt, der am schnellsten den Zeigefinger bewegen kann. Warum also daraus einen Kinofilm drehen? So wirklich wissen tut das wohl nur Uwe Boll selber, der hier, gemessen an dem schmalen Budget von 12 Millionen Dollar, ein völlig unglaubwürdigen, aber immerhin unterhaltsamen Film abliefert, der seinen B-Ursprung nicht verleugnet.
Über den Plot selbst darf und sollte man sich von Anfang an keine Gedanken machen, da er nicht mal versucht ansatzweise intelligent oder logisch zu sein. Auf einer abgelegenen Insel wird jedenfalls eine Rave-Party veranstaltet, jedoch hat eine Clique die Abfahrt dorthin verpasst, so dass sie den Captain Victor Kirk (Jürgen Prochnow) für eine stattliche Summe engagiert, um doch noch auf ihre Party zu kommen. Dort wird inzwischen fleißig getanzt, gepoppt und viel nackte Haut gezeigt. Man verhält sich eben so, wie man es aus diversen „Freitag, der 13.“ Teilen in den 80ern gelernt hat. Schauspielerisch bewegt man sich durchgehend, mal abgesehen von einem routinierten Prochnow, in einer talentfreien Zone. Boll castete eine Horde junger Schauspieler, die nur eine Gemeinsamkeit haben, sie sehen alle überdurchschnittlich gut aus, sind aber, aufgrund der Leistungen, eine Beleidigung ihrer Zunft.
Endlich auf der Insel angekommen dauert es noch, bis endlich losgemetzelt wird, da die ersten Morde, abseits der Party, vorerst im Off gezeigt werden und keine Details zu bieten haben. Ohne über die Vorkommnisse aufgeklärt zu werden, findet die Truppe dort ein zerlegtes Camp vor, verhält sich aber (natürlich!!) wider jeglicher Vernunft und poppt erst mal munter drauf los. Die Gruppe trennt sich, Zombies huschen schemenhaft, durch den Wald und bis hierhin kann man schon das erste Fazit ziehen bezüglich Bolls Arbeit ziehen. Man muss zugeben, dass er immerhin mit der Kamera umgehen kann und dem Film so einen professionellen Anstrich verpasst, doch leider fehlt ihm (auch in Folge) jegliches Gespür für Spannung und Dramatik. Die Toten gehen dem Zuschauer, genau wie der hirnlose Plot „am Arsch vorbei“. Nachhilfe sollte er dazu ergänzend in Sachen Schnitttechnik nehmen. Ist die Idee, bei Szenenübergängen kurze Spielszenen einzubauen, anfangs noch ein nettes Gimmick, häufen sie sich im weiteren Verlauf leider, auch wenn sie stets nur Sekundenbruchteile zu sehen sind. Nicht ungeschickt versucht er damit die abrupten Setwechsel zu vertuschen, bei denen die Protagonisten im unheimlichen Wald wandernd, zum Beispiel, plötzlich wieder auf den Resten der Party stehen. Die Sets an sich sind übrigens liebevoll und detailreich gestaltet, sehen in ihrer Perfektion aber deutlich nach Studiobauten Marke „Center Park“ aus und wirken leider nicht sonderlich natürlich. Selbst das Make-up der Zombies kann sich sehen lassen.
Man mag über Zombies denken was man will. Hier können sie nicht nur schnell laufen, sondern auch schwimmen, klettern und sehr weit springen, was in Folge zu Problemen führt: Die Insel kann nicht mehr verlassen werden. Glücklicherweise schmuggelt Captain Kirk aber ganz zufällig Waffen jedes Kalibers, so dass sich ganz in Ruhe mit Waffen (denen nie die Munition ausgeht ;-)) von Pistole, über Shotgun, bis zum Maschinengewehr, alles was ordentlich rummst, in die Taschen gesteckt wird, um den Kampf gegen die Untoten aufzunehmen. Angeregt durch ein paar blutige, mitunter splattrigen, Kills vorweg, wird sich auf einem Friedhof mit der Horde von Zombies duelliert. Dies stellt dann auch gleichzeitig den Filmhöhepunkt dar und Boll fährt alles auf, was er an Effekten zu bieten hat: Bullet-Time, 360° Kameraschwenks, Wirework, Slow- und Fastmotion, schnelle Schnittkollagen, viele blutige, splattrige Shoot-Outs, Headshots im Dutzend, etwas Martial-Arts und einen stattliche Anzahl von Explosionen, ausgelöst durch Dynamit und Handgranaten. Das Inferno sieht überraschend gut aus, wirkt aber in seinem Effekt- und Stilmitteloverkill etwas unübersichtlich, während die knüppelnde Mucke leider etwas unpassend gewählt worden ist. Knapp gerettet, natürlich nicht ohne Verluste, deren Plotausstieg dann an das Game angelehnt wird, muss man später noch eine Konfrontation mit einer Legende überstehen, um sich schließlich retten zu können.
Sicher, der Plot, sein Verlauf, hirnrissigen, um Klassikerzitate bemühten, Dialoge, und vor allem die Charaktere, die sich später in absolute Waffenexperten verwandeln, sind wohl das Stupideste und Einfallsloseste, dass man seit Jahren aus dem Genre geboten bekam, aber was sollte man auch aus so einer Vorlage herausholen? Fast die gesamte Riege wurde wegen ihres Aussehens engagiert, wobei man Boll aber Geschmack für das weibliche Geschlecht attestieren muss ;-), agiert aber dermaßen hölzern, dass man teilweise ihren Filmtod herbeisehnt. Dennoch schafft es Uwe Boll, abgesehen vom etwas langatmigen Beginn, durchweg ein Unterhaltungsniveau zu erhalten, das den Zuschauer bei der Stange hält. Ab der Filmmitte glaubt man sich dann sowieso in einem überlangem Musikclip zu befinden, denn man unbedingt zu Ende gucken möchte, nur um hinterher zu wissen, wer heil von der Insel kommen soll.
Fazit:
„House of the dead“ ist nicht das erwartete Desaster, sondern Edeltrash in Reinkultur. Der Plot ist zum Haare raufen, die Dialoge zum aus der Haut fahren und die Talente der Charaktere in ihrer Anzahl unglaublich. Dennoch macht der Film über weite Strecken Spaß, sind die, mit Stilmitteln überladenen, Fights gegen eine Überzahl von Zombies doch unterhaltsam inszeniert und fährt Uwe Boll Horror- und B-Movie-Klischees gleich so offensichtlich auf, dass das einfach beabsichtig sein muss ;-). Da die Schauspieler sich qualitativ an das Script anpassen und Dramatik wie Spannung überhaupt nicht vorhanden sind, bleibt ein mittelmäßiger Horrorflick, den ich weit schlimmer erwartet hatte. Kurzweilig, spaßig und mit deutlichen Mankos zwar, aber es muss ja nicht immer Shakespeare sein. Dennoch, eine ordentliche Portion Selbstironie hätten ihrem Werk gut getan, Herr Boll.