Review

Mit "House of the Dead" hat uns Uwe Boll lange Zeit auf die Folter gespannt - der Regisseur von "Das erste Semester" hatte sich lange Zeit gelassen, seinen filmgewordenen Ego-Shooter der Öffentlichkeit zu präsentieren - und das Ergebnis ist das wahrscheinlich schlechteste Stück Film seit "Plan 9 from Outer Space"!

Da wären zunächst die Träger eines unterhaltsamen und glaubwürdigen Films: Story und Darsteller - beides schlichtweg unterirdisch oder überhaupt nicht vorhanden!
Atmosphäre sucht man von Anfang an vergeblich, Effekte, von denen ein solcher Splatter-Spaß (das hätte man wohl gerne) eigentlich lebt, beschränken sich auf ein paar explodierende Köpfe (Auftritt: Zensur).
Die Inszenierung ist noch das einzig akzeptable an der ganzen Verschwendung, denn nette Gimmiks wie Computerspiel-Einlagen, schnelle Schnitte, Zeitlupeneffekte und Extrem-Zoomaufnahmen erweisen sich bei der neuen Generation Kinogänger (auf die "House of the Dead" auch zugeschnitten war) immer als von Vorteil.
Nur wenn das ganze so eingeflickt daherkommt, als hätte man dem Cutter erzählt, er brauche keiner Storyline zu folgen und kann einfach mal machen, was er will, dann hat auch die Popcorn schaufelnde, Pepsi trinkende und grölende Masse daran keinen Spaß mehr!

Ein Ich-Erzähler (Namen wären an dieser Stelle sowieso überflüssig) stimmt zu Beginn ein:
Lektion 1: Hauptpersonen einführen.
Da wären die gutaussehende Sportskanone, die unscheinbare Quotenfarbige (leider, denn diese ist und bleibt die einzig Coole an der ganzen Runde), das weibliche Model und die dämliche Blondine in einer Person, die rassige Brünette und das männliche Model (hohl im Kopf aber immer auf seine äußere Erscheinung bedacht).
Lektion 2: Worum geht es?
Ein Rave auf einer Insel - das war schon alles!
Lektion 3: Lass ein paar zwielichtige Gestalten auftauchen.
Ein Ex-Army Kapitän der Marine, unverholen mit deutschem Akzent ausgestattet ( Jürgen Prochnow in einem uninspirierten Aufsagen von formelhaften, cool klingenden Sprüchen), verfolgt von einer Gesetzeshüterin, die das Wort Waffenjustiz SEHR wörtlich nimmt (die ehemals süße Ellie Cornell als Sigourney Weaver Klon alias Ripley - und dabei könnte man denken, nach "Halloween 5" würde es mal bergauf gehen) und der unübersehbar mißtrauische Bootsgehilfe (Clint Howard, der Bruder und Glücksbringer von Oscar-Preisträger und Standard-Arbeitgeber Ron Howard), der nicht recht weiß, warum er eigentlich mißtrauisch sein soll, wohl, weil es im Drehbuch steht!
Lektion 4: Liefere eine spannende Hintergrundstory.
Das muss leider ausfallen und wird nach Lektion 5 nachgeholt, wobei es da schon zu spät ist!
Lektion 5: Massaker.
Ein paar wackelige Kamerabilder im Heimvideo-Format der Ravebesucher zeigen oder zeigen vielmehr nicht, was geschehen ist, bevor uns der gute Herr Boll eine ewig lange Schlacht mit sprintenden Untoten ohne Geruchssinn, dafür aber mit ausgeprägtem Gehör liefert, bei der die unbedarften Dumpfbacken (die dämliche Blondine wäre wohl selbst dafür zu dämlich gewesen und ist zu diesem Zeitpunkt schon als Exempel statuiert worden) innerhalb einiger Minuten eine komplette Schußwaffenausbildung bekommen und diese mit Bravour bestehen. Anschließend wird fast zehn Minuten auf Zombies geballert, die wie eine Armee aussehen sollen aber selbst dem ungeübten Auge zeigen, dass sie eigentlich nur aus etwa zwanzig Personen bestehen. Im Laufe des Gefechtes gehen natürlich wieder ein paar Sympathieträger drauf (für welche Seite man sich entscheidet, sollte zu diesem Zeitpunkt längst klar sein).
Lektion 6: Endkampf.
Der Endkampf wird ausgetragen mit dem Anführer der Zombies (ja, die Idee kommt nicht nur von Romero) - auf dem Weg dahin erfährt man die ganze schreckliche Wahrheit der Armee der Untoten (unlogisch und absolut dämlich sind auch hier die beschreibenden Adjektive), die coole Schwarze geht zum Leidwesen des Zuschauers drauf (leider, leider...) und was bleibt, sind der Ich-Erzähler, die rassige Brünette, die sich als Kampfamazone entpuppt hat und der zusammengestückelte Konquistador.
Da der Ich-Erzähler erzählt, kann man sich das Ende dann denken aber natürlich wird auch noch eine Moral genannt (wer bis hier aufgepasst hat, dessen Optimismus ist nur zu bewundern, ich hatte dieses Durchhaltevermögen leider nicht), denn man muss ja schließlich nochmal erklären, was die letzten 87 Minuten so geschehen ist!
Lektion 7: Verwende ein paar Zitate.
Wird hier ab und zu mal eingestreut, leider wurde auch da alles falsch gemacht, was geht, auch wenn noch ein bißchen Werbung vorkommt ("Das ist ja wie in einem Romero-Film, der will demnächst auch noch "Twilight of the Dead" drehen aber ich glaube das nicht."; Jürgen Prochnow wird als U-Boot Kapitän erkannt und heißt auch noch Kapitän Kirk, uah...)

Was bleibt, ist ein wiederlicher und unbefriedigender Nachgeschmack, denn gerade hat man einen Zombie-Film ohne stilechte Zombies gesehen (zu allem Überfluß wird hier auch schon nach zwanzig Minuten das "Z"-Wort benutzt), ohne Identifikationsfiguren, ohne Story und man könnte meinen, ohne Regisseur. Doch da dieser seither alle möglichen Rechte an Computer- und Videospielen erwirbt und diese verwurstet, war er wohl doch vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen.

Lieber Herr Boll, Fehler machen alle, selbst der Zuschauer, der sich "House of the Dead" anschaut - dieser taugt ja nichtmal für einen Abend unter Freunden mit viel Bier oder sonstigen Spirituosen. Schnell vergessen!!!

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