Die Welt des Internets hegt einen wahren Groll auf Herrn Boll. Woran das liegt? Niemand mag seine Filme und da möchte man ja auch keine Ausnahme bilden. Sicherlich produziert er lieblos vor sich hin, ihn aber Sinnbild des Bösen bezüglich filmischen Schaffens darzustellen halte ich für ein wenig überzogen.
Wer mit Trash nichts anfangen kann und von Boll nur diesen Film kennt, der wird sicherlich mit dem Namen „Boll“ ausschliesslich Grauen verbinden. Wer jedoch versucht, unvoreingenommen an „House of the Dead“ heranzugehen, der kann immer noch mit einem strunzdämlichen Film konfrontiert werden, welcher zumindest für kurzweilige Erheiterung der unfreiwilligen Art sorgt. Ich möchte mich weniger auf einen persönlichen Verriss der filmischen Qualitäten dieses Machwerks beschränken, sondern eher einen kleinen Einblick darin geben, mit welch famosen Mitteln dieser Film arbeitet, weshalb ich auf eine umfangreichere Inhaltsangabe zurückgreifen möchte.
Boll bleibt der Masse an US-Teenie-Filmchen treu, indem er einfach 30jährige Typen, denen man noch schnell den Vollbart gestutzt hatte, die Rückenhaare entfernte und das Korsett zurechtrückte als voll coole, aufgedrehte, hippe, herumhüpfende Teenager auftreten lässt. All diese coolen, Typen haben scheinbar nur ein Ziel in ihrem Leben, dem "Rave des Jahrhunderts" beizuwohnen. Anscheinend ist es für den "Rave des Jahrhunderts" zwingend erforderlich per Boot auf eine einsame Insel zu schippern und es gibt sogar Live-Material vom "Rave des Jahrhunderts" zu bestaunen, zwar wurden keine Loveparade-Bilder hineingeschnitten, dafür aber wird dem staunenden Zuschauer die ausgiebige Zelebrierung des "Rave des Jahrhunderts" durch zirka 30 Statisten nahegebracht. Sicherlich hat man sich den sagenumwobenen "Rave des Jahrhunderts" exakt in dieser Art und Weise und in keiner Form abweichend bereits immer vorgestellt. Die Berufsjugendlichen, welche sich auch unter die gewaltig tobende Masse des besagten Raves mischen haben traurigerweise die Fähre (ja, auch die drei Leutchen, welche zum besagten Rave wollen brauchen natürlich eine eigene Fähre) verpasst, was die logische Operation nach sich zieht zwei, drei Schritte zu latschen, ein paar mal "Was machen wir jetzt?" als Zauberformel auszusprechen und schon macht es puff und vor ihnen steht Jürgen Prochnow in seiner "Das-Boot“-Kutte und ist als solchiger natürlich nur schwerlich als Kapitän zu erkennen. Jetzt machen wir alle mal ein ausgiebiges Brainstorming, drehen uns im Kreis und schon kommt man auf die grandiose Idee Jürgen Prochnow mit seinem "Das-Boot-Outfit", wo er doch schon mal ganz rein zufällig anwesend ist zu fragen, ob er die Protagonisten-Truppe nicht zur Party-Insel kutschieren möchte. Dieser eiskalt kalkulierte Bestechungsversuch wird allerdings vom Matrosen durch die innerhalb des Horrorfilm-Tarifvertrages fest involvierten Absatz zerstört, der Besagt, dass eine Insel in einem Horrorfilm immer irgendwie namentlich mit Tod und Teufel in Verbindung zu setzen ist ("Habt ihr noch nie etwas von der Isla de la Muerta gehört?" Isla de la Muerta wird auch noch ganz pflichtbewusst als "Insel der Toten" übersetzt, da man sich ja gleich doppelt über diesen unglaublichen Namen schockiert die Ohren zu hält und selbst vollkommen außer Stande ist, damit aufzuhören sich darüber zu gruseln), außerdem haben die 30jährigen Teenager noch ein Problem mit ihrem ständigen Geld-Durchfall, denn eine einzige Überfahrt wird aufgrund phänomenalen Verhandlungsgeschickes im Sekundentakt um einige hundert Dollar hochgepokert, nur damit Prochnow die „Teenager“ zur besagten Insel kutschiert und ein spontan auftauchendes Polizeiboot abhängt. Während man sich also ein Boot-Rennen der einschläfernden Art liefert, beginnt der Film auf der Insel mit seiner Zombie-Thematik in die Gänge zu kommen. §54556 des Zombiefilmgesetztes besagt eindeutig, dass es dem jeweiligen Individuum nur dann gestattet ist, sich von einer Truppe mehrer Statisten zu entfernen zu entfernen, wenn vorrausgesetzt wird, dass sich eine Zombifizierung und/oder Liquidierung der Person unmittelbar bevorsteht - also: Man gehe Freitag-der-13te-typisch mit seiner Filmfreundin nackt allein Baden, während ihr süsser 30jähriger-Schauspiel-Teeny-Lover keinen Badarf daran hat, in den offensichtlich saukalten See zu hüpfen, friert sich die Dame ganz offensichtlich ihren wohlproportionierten Hintern ab, während sie am ganzen Körper Gänsehaut hat und ihre Lippen und Nippel steif und blau gefroren sind hat sie aber immernoch genug Elan ihrem coolen Lover zuzurufen: "Es ist herrlich im Wasser!"...und so warm. Unsere Helden, mit mehr Geld als Hirn kommen unterdessen auf der Insel an...komisch keiner da... was den Berufsteenagern aber auch nicht weiter stört - was macht man da am Besten? Richtig! Man bedient sch des augenscheinlich einzigen Biervorrates auf dem Superrave, weil ja sonst niemand anwesend ist. Jetzt wo man schon tausende von Doller in die Anreise gesteckt hat, dann kann man sich ja wenigstens über so ein mickriges Bierfass enthusiastisch mehrere Löcher in den Allerwertesten freuen. Vorschriftsmäßig bleibt eine der dämlichen Tussis auch alleine zurück und wird von Zombies zerhackstückelt. Besagte Tussi trifft jedoch in zombifiziertem Zustand auf ihren Suchtrupp, da sich jedoch eine Polizistin aus dem Nichts hinter alle Beteiligten materialisiert, kann diese auch ohne einen Ton der Warnung von sich zu geben den Tussi-Zombie erschiessen. An dieser Stelle wird die bahnbrechende Dramaturgie des Films näher erläutert undzwar mit einer Verdeutlichung der menschlichen Trauer, wie sie einem Shakespeare zum neidvollen Erblassen animieren würde: Eine austauschbare, uncharismatische Tussi sagt in monotoner Synchro "Ich kann nicht glauben, dass sie tot ist". Tränen der Rührung steigen mit grosser Wahrscheinlichkeit in jedem Zuschauer auf - besser kann man wohl die Dramaturgie nicht verdeutlichen, dass gerade die beste Freundin getötet, zombifiziert und mit endlosen Mengen Blei endgültig in’s Jenseits befördert wurde. Die schießwütige Polizistin wurde im Übrigen vom Anfang des Filmes, durch ein Hafenwacht-Fahrzeug eingeführt, weshalb diese natürlich logischerweise ganz rein zufällig in dem Moment auftauchen konnte, als der Film schon hätte vorzeitig beendet werden können. Die Jungs und Mädels und die Polizistin beschließen intelligenterweise kreuz und quer ohne jegliche Planung durch die plötzlich Zombie-Verseuchte Insel zu rennen, um zu Prochnows (Prochnow trägt übrigens den ultralustigen Film-Namen „Kirk“ und da er ja Kapitän ist konnte der unglaublich begabte Drehbuchautor auf die komödiantische Meisterleistung der „Captain Kirk"-Situationskomik zurückgreifen) Kahn zurückzukehren.
Bei Prochnow angekommen gibt es dort plötzlich Zombies, welche hauptberuflich Kampftaucher zu sein scheinen, denn die Zombies können schneller schwimmen, als das Polizei-Boot und Prochnows Kahn zusammen. Wir sehen also Prochnow mit qualmender Zigarre im verkrampften Gesicht, wie dieser bei strömenden Regen Zombies erschiesst, welche gerade sein Boot entern, als würde er den ganzen Tag nichts anderes machen und dies wäre das natürlichste auf der Welt. Das kennt man ja schliesslich als versiffter Eppel-Kahn-Kapitän von Welt - ständig und überall wird man von wild umherschwimmenden, wandelnden verwesten Leichen angegriffen, man hat ja schließlich auch keine Chance wenn die dann schneller schwimmen können als das eigene Boot.
Wo dann die versammelte Laiendarsteller-Mannschaft so besinnlich mit den Zombies zusammensteht, da fällt doch glatt jemandem spontan auf, dass Waffengewalt anscheinend die einzig plausible Lösung für dieses Problem darstellt - wie in einem Click-Adventure kommt eine Figur in's Bild gewackelt und verteilt Unmengen an Großkalibrigen Waffen, denn Prochnow ist ganz rein zufällig auch noch freiberuflicher Waffenschmuggler. Glücklicherweise kann jede noch so gehirnamputierte Tussi in jeder Hand haltend eine Maschinenpistole perfekt damit umgehen, sobald sie auch nur in Kontakt mit den Waffen kommt, als wäre sie seit jahrzehnten Mitglied einer Spezial-Einheit. Keine der Ladies, oder auch der anderen coolen Typen schien auch nur das geringste Problem mit der Handhabung großkalibriger MGs zu haben
Es wird gebombt, geschossen, Köpfe zerplatzen, Gliedmaßen fliegen durch die Gegend, werden durchtrennt, verweste Leichen werden unter Miteinbeziehung hunderter MG-Kugeln zerfetzt usw. usf. Klingt lustig - die Umsetzung ist jedoch unter der Miteinbeziehung von original Szenen aus dem gleichnamigen Spiel schmerzhaft als misslungen zu betrachten. Toll, wenn während des Geschehens plötzlich in pixeliger Qualität ein Lightgun-Shooter eingeblendet wird, der in optischer Hinsicht bereits einige Jährchen auf dem Buckel hat. Immer wieder wird der Film durch qualitativ hochwertige Spiele-Mitschnitte bereichert, was mir ansonsten so bei dieser lächerlichen Schießerei im Gedächtnis blieb, war der Aspekt, dass es an allen Ecken und Kanten herummatrixt - überall fliegt einer der Berufsjugendlichen, mit ihrer Wumme, oder auch in jeder Hand eine (und am Besten gleichzeitig TNT und Granaten werfend) in der Luft herum - Kamera dreht sich, dann freezt das Bild noch ein wenig durch die Gegend, die teilweise echt beschissen animierten Projektile fliegen durch die Luft und landen im Zombie Kopf. Zwischen den ganzen Umhergehüpfe, Zombieaufnahmen, Rumgestöhne und leere-Patronenhülsen-gefilme besitzen allerdings die Spielausschnitte besondere Priorität. Da wir uns ja in einem Videospiel befinden, fehlt noch ein Endgegnerkampf für die Schlussminuten, wobei man es an dieser Stelle mit einer Art „Oberzombie“ zu tun hat, der durch Alibi-Experimente, die dem Film im Normalfall niemand abkaufen würde, so etwas wie lebendiges, sich selbst regenerierendes Blut erschaffen hat, mit dessen Hilfe er irgendwie alle Zombies auf der Insel erschaffen haben will. Der Zombie ist ein jahrhundertealter fieser Möbb, der zur Zeit der Inquisition hierher auf diese coole Rave-Insel chauffiert wurde und natürlich wurden Ketzer früher immer mit Schiffen zum Arsch der Welt befördert, so ein Scheiterhaufen ist ja auch so kompliziert zu errichten, da schicken wir ihn lieber auf große Reise... Dank der tollen Blutforschungen des Oberzombies und der Tatsache, dass seit Jahrhunderten gar Niemand auf diese unauffällige Zombie-Insel aufmerksam geworden ist, ist er quasi Unterblich. Das ist halt so. Um dies in den Worten des Filmes Wiederzugeben:
[Gefesselter Protagonist]"Diese Experimente mit all den Toten, ist das nur zum Preis ihrer Unsterblichkeit? Warum das alles?"
[Böser Ober-Zombie]"Damit ich ewig leben kann!"
Oha! Kluger Gedanke! Schlussendlich gibt es noch ein Degen-Duell zwischen einer überlebenden Tussi und dem Unsterblichen, da die Tussi ja ganz rein zufällig eine große Degen-Fighterin ist. Zu beginn des "Films" wurde ganz beiläufig mit todernster Stimme erwähnt, dass sich die besagte Tussi von ihrem Lover getrennt hat, um sich besser auf ihre Karriere als Degen-Kämpferin konzentrieren zu können. Klingt plausibel.
Was bleibt ist der Kampf, in dem natürlich die Tussi den Untoten besiegt (sehr ernst zu nehmende Szene vorhanden, in welcher der Unsterbliche, bereits ohne Kopf die Degen-Tussi kräftig würgt...)
Fazit: Was bleibt ist die Gewissheit, dass die Umsetzung bereits in einem unglaublich dilletantischen Stil von statten ging, was anscheinend vom Script bis zum Cutter niemandem aufgefallen ist – gravierende Logikfehler wohin man schaut, bescheuerte Dialoge und mittendrin Jürgen Prochnow, der dank diesem Meisterwerk Karrieremäßig demnächst auch keinen mehr damit schocken könnte, wenn er in Küblböcks nächstem Blockbuster mitspielen würde.
Wer das ganze mit Humor, ein paar Freunden und am besten etwas Gerstensaft konsumiert, der kann mit „House of the Dead“ einen sehr belustigenden Abend verbringen, wobei dieser Amusement-Faktor allerdings im Verhältnis zu wirklichen Filmverbrechen noch relativ niedrig ausfällt, weshalb sich hierdraus trotz allem meine niedrige Punkte-Wertung ergibt. Was diesem flüssigem Trash-Fluss jedoch einen immens nervigen Abbruch beschert, sind die scheinbar gerne, da häufig eingesetzten pixeligen Videospiel-Schnipsel, weil selbige eigentlich nur stark nerviges Nebenprodukt in einem stark vergeigtem Film darstellen.