Die Erde ist schon lange unbewohnbar. Deswegen hatte sich auch einst die Menschheit in Richtung Kepler 209 aufgemacht, einem erdähnlichen Planeten, der allerdings durch seine Strahlung zur Unfruchtbarkeit führte. Aus diesem Grund schickte man die Ulysses los, um zu erkunden, ob man wieder zurückkehren könne, doch brach der Kontakt nach der Landung auf der Erde ab. Die Ulysses II wird auf den Weg geschickt und so darf Astronautin Louise Blake quasi ihrem Vater folgen, der mit der ersten Mission unterwegs war. Auf der Erde stößt sie auf eine absolut unwirtliche Situation: alles steht unter Wasser und die wenigen übriggebliebenen Ur-Einwohner vegetieren in kriegerischen Clans vor sich hin…
Erinnert sich eigentlich noch jemand an „Waterworld“, Kevin Costners im Meer und an den Kinokassen versenktes, „Mad Max“-ähnliches Endzeit-Abenteuer zu Wasser? Der hierzulande produzierte, durchaus international konkurrenzfähige „Tides“ erzählt eine ähnliche Geschichte bzw. nutzt ein ähnliches Setting – nur um Längen realistischer und packender. Tim Fehlbaum fokussiert dabei die Handlung weniger auf die eigentlich zu erwartenden Action-Elemente, sondern nutzt das apokalyptische Szenario – übrigens ohne allzu viel CGI-Brimborium vor den Toren Hamburgs im deutschen Wattenmeer kreiert –, um ohne erhobenen Zeigefinger eine Faschismus- bzw. Kolonialismus-Parabel zu intonieren. Ganz leise, ganz sacht, aber ungemein eindringlich. Zudem überzeugt „Tides“ mit teilweise fahlen, nebelverhangenen Bildern voller düsterer Melancholie, die sich vor der großen Konkurrenz aus Hollywood nicht unbedingt zu verstecken brauchen. Wer also einen sonnendurchfluteten Sci-Fi-Actioner wie damals von Kevin Costner heruntergekurbelt erwartet, den dürfte „Tides“ enttäuschen. Wer allerdings mal einen feinen, kleinen Blick in die Trostlosigkeit unserer Zukunft wagen möchte, dem sei „Tides“ unbedingt ans Herz gelegt. Bildformat: 2,39:1. Mit Nora Arnezeder, Sarah-Sofie Boussnina, Iain Glen, Sebastian Roché u. a.
Ab 17.02.2022 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
© Selbstverlag Frank Trebbin