Fabian oder Der Gang vor die Hunde (2021)

Babylon Blossin

Als üppige Verfilmung von einem der größeren deutschen Vorkriegsliteraturepen und einem Eckpfeiler in Erich Kästners Schaffen mutet "Fabian oder Der Gang vor die Hunde" sich und dem Zuschauer durchaus etwas zu. Im Positiven wie Negativen, im Mutigen wie Überschwänglichen, im Anstrengenden wie Genussvollen. Erzählt wird mit allerlei Stilmitteln und einem gewissen Maß an melancholischer Traurigkeit und Augenzwinkern von Herr Fabian in den moralischen, gesellschaftlichen und emotionalen Irrungen und Wirrungen eines Vorkriegs-Berlin der frühen 1930er - immer zwischen Lust und langem Schatten des nahenden und bereits nagenden Unheils...

Traurig aber wahr!

"Fabian oder Der Gang vor die Hunde" ist mutig und nie langweilig. Das muss ich ihm lassen. Sowohl Kritiker als auch Bewunderer werden während dieser verspielten drei Stunden definitiv genug für ihre Reviews und Meinungen finden. Der Input hört kaum auf. Die Herangehensweise an den wuchernden Nationalsozialismus wirkt frisch genug, die Schauwerte sind da und zeitweise wird sich gar noch stärker aufgeblasen als die Klamotten und Kragenweite eigentlich hergeben. Ich war angetan - aber leider nicht lang, tief und oft genug. Tom Schilling sehe ich immer gerne und nahezu alle Darsteller gehen auf's Ganze, das Berlin hier trägt eine ganz eigene und eigenartige Stimmung, audiovisuell gibt es mehr Kniffe und Kreuzungen als in zehn "normalen" deutschen Filmproduktionen. Das allein ist schon lobenswert hübsch und aufwändig und experimentierfreudig. Manchmal off, manchmal on point. Aber sicher nie Stangenware. Dennoch kommen für mich die Geschichte, Figuren, Schicksalsschläge und Stimmungen nie zu einem großen Ganzen zusammen. Zumindest zu keinem, das mich berührt oder das für mich im Gedächtnis bleibt. Es bleibt fragmentarisch und eine kalte Collage. Kreativ. Aber nicht durchgängig gut oder rund.

Seitenscheitel an jeder Ecke

Fazit: mutig in Sachen Schauspiel, Message und Vision. Schon ein "deutsches Epos". Doch irgendwie und irgendwo und irgendwann auf dieser anstrengenden Reise hat mich Fabians Gang vor die Hund verloren... oder gar nicht erst ernsthaft abgeholt.