Review
von Leimbacher-Mario
Was ein „The“ alles ausmachen kann…
Nachdem James Gunn in der trashigen Kultschmiede Troma in seiner „Jugend“ alles ausleben und unter ungewöhnlichen Umständen erlernen konnte, dann mit den „Guardians of the Galaxy“ für Marvel überraschend heftig alle Korken knallen ließ, lässt ihm nun die noch immer im direkten Vergleich oft etwas stolpernde DC-Konkurrenz noch mehr Freiheiten, um es mit der Fortsetzung/dem Semi-Reboot „The Suicide Squad“ richtig krachen zu lassen und beide weit auseinderklaffenden Welten seines bisherigen Schaffens zusammenzuführen. Herausgekommen ist eine himmelhoch jauchzende, wundervoll matschige und kongeniale Aussenseitercollage über Bösewichte, die die Welt retten müssen. Ob sie wollen oder nicht, ob sie dazu fähig sind oder nicht, ob sie sterben oder nicht…
Was David Ayer mit seinem platten „Suicide Squad“ nur sehr bedingt bis gar nicht schaffte, macht Gunn nun mit Pauken, Trompeten, Kaijuseesternen, Raketenwerfern und einem regelrechten Regen an toten „Bösewichthelden“ umso ausschweifender, spaßiger und sympathischer. Im Grunde sein durchgeknallter „Expendables“ - nur unterhaltsamer, kreativer und besser als alle drei Teile von Slys Altactionerparade zusammen. Wenn man mit einer Ratte in roter Weste, einem „Punktemann“ mit Mutterkomplex oder einem einsam-einsilbigen Menschhai derart mitfiebert, mitleidet und vor allem mitfühlt (!), nach dieser kurzen Zeit mit den Figuren, dann beweist das Gunns komplette Klaviatur seiner Meisterschaft. Sein Herz tanzt für Außenseiter und das spürt man hier in jedem Moment. Eine farbenfrohe Technicolor-Schlachtplatte. Keine Tabus, keine Limits, keine Gnade, keine Kompromisse. Dazu seine gewohnt unerreicht geile Soundtrackauswahl. Stars, die in ihren Rollen vollends aufgehen. Eine außergewöhnliche Eigenständigkeit und eine pervers-schöne Missratenheit und Brutalität, die ehrlich gesagt mit Abstand Ihresgleichen in Sachen Comicverfilmungen sucht. Sly als King Shark. Ein grieseliges Bahnhofskinoflair. Blockbuster trifft Troma, 150 Millionen Dollar treffen das Herz am richtigen Fleck, DC trifft „Toxie“. The Class of Suicide'em High. Ein super sympathisches und skurriles Selbstmordkommando, das übrigens meiner Meinung nach auch in normaleren Zeiten an der Kinokasse (erst recht mit dem sichtbaren, massiven Budget) ziemlich Baden gegangen wäre auf Grund massiver Verwirrung beim Mainstreampublikum aus mehrerlei Gründen. Und genau das macht „THE Suicide Squad“ zu einem noch größeren Nerdgasmus, Lieblingsfilm und zukünftigen Kulthit, als er es ohnehin schon ist. Ein Jahreshighlight, eine Lehrstunde, ein großer Spaß. Die ersten drei Reihen sollten aber besser durchsichtige Regenschirme mitbringen!
Fazit: nicht nur Klassen besser als sein „Vorgänger“, sondern eine absurd geniale Mischung von Troma bis zum DCEU. Was Gunn hier abzieht und für Freiheiten bekommt, gehört ohne Ende gefeiert. Unverschämt witzig, brutal, abstrus. „THE Suicide Squad“ ist eine der geilsten und ungebremsten Comicverfilmungen aller Zeiten!