The Suicide Squad ist der Name einer berüchtigten, aus Häftlingen mit besonderen Fähigkeiten bestehenden Eingrifftruppe der US-Regierung, die im Austausch für eine reduzierte Zeit im Gefängnis und aufgrund ihrer ansonstigen Entbehrlichkeit für die Gesellschaft auf selbstmörderische Missionen geschickt werden. In diesem Fall geht es um das Projekt Starfish, welches im fernen Corto Maltese nach einem politischen Umsturz in US-feindliche Hände gefallen ist. Die Selbstmordkommandos unter Anführung des aus dem ersten Teil bekannten Colonels Rick Flag und des Waffenexperten Bloodsport sollen die Interessen der Regierung wahren und das Projekt sabotieren. Natürlich geht alles von der ersten Minute an schief, das Team muss sich erst noch zusammenraufen und fürs Erste versuchen, sich nicht gegenseitig umzubringen. Oder aufzufressen.
Deadpool ist eine Superheldenverfilmung mit viel Gewalt, Blut, rabenschwarzem Humor, welche hinsichtlich ihrer Erzählungstruktur mit vor- und zurückspringenden Elementen unnötig Ballast aufnimmt und inkohärent wirkt. Einen großartigen Trailer als Vorlage verwendend wurde wie schon bei Machete versucht, dessen beeindruckende Szenen auch in den fertigen Film einzubauen, was der schönen Bilder und Sequenzen zum Trotze mitunter etwas (auf-) gezwungen erscheint und eher der bereits chaotischen Struktur zuträglich ist, was angesichts des Protagonisten auch Absicht sein kann.
So sehe ich Deadpool und fast alles davon lässt sich in meinen Augen auch auf den aktuellen The Suicide Squad übertragen, mal abgesehen von dem wegbereitenden Target-Trailer, auch wenn ich durchaus den Eindruck hatte, dass versucht wurde, einige cool und spektakulär anmutende Szenen auf Biegen und Brechen einzubauen. Der Film ist über weite Teile eine chaotische Masse, die hin- und herspringt, die Erwartungen des Zuschauers nur allzu gerne auf den Kopf stellt, von sehr brutal zu witzig und hin und wieder auch emotional zu absurd und albern und wieder brutal hüpft. Ich will es so formulieren, dass der Ausdruck Suicide Squad nicht von ungefähr kommt, aber wo sich der Vorgänger noch sehr zurück hält und auch Deadpool einen Gang runterschaltet wird bei The Suicide Squad auch bei den blutigsten Szenen draufgehalten und das von der ersten Sequenz an. Was da an Innereien durch die Gegend fliegt ist vor allem angesichts der Altersfreigabe von FSK-16 trotz einer durchaus comichaft übertriebenen Darstellung erstaunlich - viele Horrorfilme können da nicht mithalten. Der Humor ist sehr derb und sicher nicht jedermanns Geschmack, aber er zieht sich konsequent durch den ganzen Film und spiegelt sich auch im Trailer wider.
Der Trailer ist für mich allerdings auch ein großer Kritikpunkt weil er einfach sehr viele Schlüsselszenen verrät, welche beim ersten Anschauen im Kino noch für Überraschung hätten sorgen können. Ich meine, es waren jetzt keine Spoiler im Ausmaß der berüchtigten von Terminator 2 und 5, aber sie haben dem Film sicher keinen Gefallen getan, weil man als Zuschauer eine relative klare Vorstellung hat, was als nächstes passieren wird, siehe bspw. Harley Quinns Ausbruch. Es hätte eine witzige Überraschung sein können, doch wer den Trailer gesehen hat, wusste bereits worauf es hinausläuft, was dem Ganzen einiges an Spannung genommen hat. Ein weiterer Kritikpunkt ist die permamente Beschallung mit Musik, sowohl die lizensierten Lieder als auch die eigens komponierten Stücke. Erstere sind wohl nach Guardians of the Galaxy so etwas wie Gunns Markenzeichen, aber sie funktionieren in The Suicide Squad in vielen Szenen einfach nicht so gut. Die Auswahl selbst wäre dabei eigentlich gar nicht so schlecht, aber die grellbunten Szenen in GotG harmonieren sehr viel besser mit der Msuik der 70er und 80er und tragen maßgeblich zur Feel-Good-Stimmung der Filme bei. Feel-Good-Stimmung ist sicher kein Anspruch, den The Suicide Squad schon alleine aufgrund der Thematik und des permanenten Wechselspiels zwischen ultrabrutal und kindisch-witzig für sich beanspruchen kann oder möchte, daher passen diese Lieder eher in den chaotischen Kontext, als dass sie die Stimmung positiv unterstreichen und hervorheben. Das mag wie die zeitlichen Sprünge gewollt sein, aber in meinen Augen leidet das Erlebnis darunter, immerhin ist das kein Arthouse-Film, sondern ein Sommer-Blockbuster.
Schlimmer fand ich allerdings die mit e-Gitarren komponierte Musik, welche einfach nur lieblos hingerotzt wirkt und wohl die rebellische Natur der Antihelden und die "Awesomeness" des Gezeigten hervorheben soll, aber im besten Fall einfach nervend wirkt. So passiert etwas auf der Leinwand, e-Gitarren. Dem wiederholt erwähnten tonalen Schnitt zufolge passiert in der nächsten Szene wenig, die e-Gitarren haben Pause, nur um bei der nächsten Sequenz wieder unspiriert eine fehlgeleitete Untermalung zu kreieren. Hat mir so gar nicht zugesagt.
Die Darsteller selbst sind gut gewählt und die Lichtblicke aus Teil 1 haben auch hier einen Auftritt. Margot Robbies ikonische Darstellung der Harley Quinn ist wieder mit von der Partie und dreht so richtig auf. Auch Joel Kinnaman als Rick Flag fügt sich gut in den zweiten Teil, Viola Davis Amanda Waller ist wieder eine personifizierte Monstrosität, welche diesmal auch einige witzigere Momente spendiert bekommt.
Das permanente Hick-Hack zwischen den beiden an sich ebenbürtigen Waffenexperten Bloodsport (Idris Elba) und Peacemaker (John Cena) sorgt für Unterhaltung. Dazu kommt noch die ständig verschlafene Ratcatcher 2 (Daniela Melchior), den mit einer eigenartigen, wenn auch tödlichen Superkraft ausgestatteten Polka-Dot-Man (David Dastmalchian) und den wie alle anderen Mitglieder der Suicide Squad für die US-Regierung entbehrlichen King Shark (im Original gesprochen von Sylvester Stallone). Sie alle haben ihre Eigenheiten und Hintergrundgeschichten, welche mal besser, mal schlechter erzählt werden. Polka-Dot-Mans Komplexe sorgen allerdings für die absurdesten Momente - mit Lachgarantie.
Im Großen und Ganzen war ich von The Suicide Squad angetan, die verworrene Struktur und der ständige tonale Wechsel sind sehr gewöhnungsbedürftig, nach einem recht holprigen Start wird es zunehmend besser und das Finale ist tatsächlich die Krönung (wartet auch auf Szene nach dem Abspann, welche einen Nachfolger mit einer eher überraschenden Figur verspricht). Er ist definitv in jeder Hinsicht besser, als der ambitionierte, aber mäßige Vorgänger, welchen man aber nicht gesehen haben muss und der nur aufgrund mancher Charaktere einen Bezug zum aktuellen Film hat. Wer sich einen weiteren Film wie Guardians of the Galaxy erwartet, wird sich mit diesem Film wohl schwer tun, The Suicide Squad hat sehr viel mehr mit Gunns eigenem und immer noch recht unbekannten Geheimtipp Super gemein und setzt auf diesen noch eine ordentliche Schippe in jeder Richtung drauf; nebenbei bemerkt bekam Super damals noch eine Freigabe mit FSK-18. So könnte man also sagen, dass Gunn nach Marvel zu seinen Wurzeln zurückgefunden hat, mit Extrapunkten für die seit Slither in seinen Filmen immer wieder auftauchenden Darsteller Nathan Fillion und Michael Rooker.