Ehrlich gesagt hatte mich der Film schon nach den ersten 5 Minuten, bevor die Action überhaupt losging. Als im Flugzeug die bekloppten Dialoge von den grenzdebilen Charakteren losgingen, war klar, dass wird ein Folm der wie für mich gemacht ist.
James Gunn hat ein Faible für die Außenseiter, die Underdogs, die Ungeliebten. Er weiß genau wie er diese Figuren zu inszenieren hat. Seine Anarcho-Ader und sein schräger Humor kommen immer wieder zum Ausdruck. Damit hat er die "Guardians" schon erfolgreich veredelt, allerdings durch das eher familienfreundliche MCU ausgebremst. Als Warner ihm die Carte Blanche für den Softreboot der "Suicide Squad" vergab, konnte man schon erahnen was auf einen zukommen könnte (So ganz hat ihm Warner dann doch keine freie Hand gegeben. Ein erster Drehbuchentwurf sah einen durch Kryptonit umgedrehten, bösen Superman als Gegner der Suicide Squad vor).
Der platte, generische Trailer hat mich skeptisch zurückgelassen. Doch diese Sorge war unbegründet. Diese Suicide Squad hat endlich die psychopathischen, unmoralischen, nur zum Sport oder aus Vergnügen tötenden Charaktere in petto, wie ursprünglich angedacht.
Der bluttriefende Auftakt und der recht derbe schwarze Humor lassen alle Zweifel verschwinden, dass hier eine erneut zahme Verfilmung ansteht. Dabei wird auch klar das bei dieser Mission wirklich das "Suicide" im Vordergrund steht. Am Ende des Films sind nicht mal eine Handvoll der "Helden" am Leben.
Gewalttechnisch schöpft Gunn hier aus den Vollen. Ja, es splattert auch ordentlich. Früher wäre das wohl eine FSK 18, aber durch den Zeitgeist und die comichafte Überhöhung geht die FSK16 schon klar.
Die Gags und der zynische schwarze Humor treffen nicht immer, aber ich habe mich größenteils sehr gut amüsiert. In der Mitte fährt Gunn die Story runter und es gibt eine Ruhepause und insbesondere Ratcatcher 2 bekommt mehr Charakterprofil und Gunn schafft mal wieder (besonders am Ende) die richtige Balance, zwischen herzerwärmenden und durchgeknallten Situationen. Die Story orientiert sich an Filmen wie den "Dirty Dozen" und ist nur eine Plattform für die schrägen Situation und Figuren, gespickt mit den Schauwerten die Erwachsene Comicfans sehen wollen.
Dabei ist Gunns Regie diesmal auf ihrem vorläufigen Höhepunkt angekommen. Der Comic-Look wird hier hervorgehoben. Einige Einstellungen sehen wie Panels aus, Schrifteinblendungen verschmelzen oder entstehen aus der Umgebung. Wenn spanisch gesprochen wird, werden die Untertitel auf Kopfhöhe des Sprechenden eingeblendet usw. Die Computerffekte sind state of the art und sehen niemals künstlich aus.
Der Soundtrack ist wieder grandios. Die Songs sind nicht die üblichen überbeanspruchten Ohrwürmer, die mittlerweile in jeder Serie oder Film gebraucht werden. Gunn hat dafür genauso ein Talent und Gespür (und natürlich Geschmack) wie ein Tarantino. Ein paar inszenatorische Kniffe wie clever getimte Rückblenden hat Gunn auch noch eingebaut.
Das Finale ist dann komplett drüber und hat mich mit der Action und dem Impact richtig mitgerissen. Die Materialschlacht ist vorhanden, aber hier fühlt sich das viel organischer und reeller als beim MCU an, soweit man das bei einem Comicfilm sagen kann.
Wer auf derben Humor, Superheldenaction und oder Comics steht, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen.