Die beiden Schwestern Ursula und Dagmar machen Urlaub in einem Fischerdorf. Nach dem Tod ihres vor allem von Ursula vergötterten Vaters sind die beiden auf der Suche nach ihrer Mutter, die sie verlassen hat, als sie noch Kinder waren. Die überaus sensible Ursula wird leider von Visionen verfolgt. Dagmars Interesse an dem gut aussehenden Filippo entsetzt Ursula, denn sie glaubt, dieser werde sie einst umbringen. Währenddessen treibt in ihrer Umgebung ein Mörder sein Unwesen. Seine Opfer sind junge Frauen, seine Mordwaffe ist ein großer Phallus. Auf Sex folgt Tod!
Während sich der italienische Gialli in der Regel durch die immer gleichen Rezepturen definiert, trifft man in regelmäßigen Abständen auch immer wieder auf Genre Beiträge, die ganz erheblich von der handelsüblichen Norm abweichen. Enzo Milionis "Die Todesbucht" aus dem Jahr 1978 zählt eindeutig dazu, denn obwohl auch hier ein unbekannter Mörder sein Unwesen treibt, legt die Geschichte ihren eigentlichen Fokus doch auf ganz andere Zutaten als die obligatorische Mordserie. Diese läuft im vorliegenden Fall nämlich eher nebenbei und wartet zudem auch noch mit einer extrem außergewöhnlichen Tatwaffe des Mörders auf. Die Opfer werden nicht wie sonst üblich mit einem Messer oder einer anderen Waffe gemeuchelt, sie fallen viel eher einem riesigen männlichen Penis zum Opfer. Allein an dieser Tatsache dürfte man schon feststellen, das "Die Todesbucht" den sexuellen Aspekt ganz klar in den Vordergrund rückt und so entwickelt sich dann auch eine Story mit sehr viel Sleaze und Nacktszenen, die insbesondere im letzten Drittel des Filmes eine immer stärkere Gewichtung erlangen. Aber auch gleich am Anfang dauert es nicht lange, bis dem Zuschauer das erste Mal viel nackte Haut und die dazu gehörigen Liebesszenen präsentiert werden, wobei Milioni die entsprechenden Passagen in den ersten gut 60 Minuten noch einigermaßen verteilt.
Danach geht es dann allerdings so richtig los und es vergeht kaum eine Minute, in der man nicht die ein oder andere Dame der Schöpfung teilweise splitternackt serviert bekommt. Dabei offenbaren sich Ansichten, die man ehrlich gesagt nicht in dieser Klarheit sehen möchte, denn einige Geschlechtsorgane der nackten Damen sind dermaßen stark behaart, das man durchaus zu der Einschätzung gelangen könnte, sich an der Pforte eines undurchdringlichen Dschungels zu befinden. Das Ganze wirkt dann teilweise recht skurril, was man im Übrigen auch auf die endgültige Auflösung des Szenarios ummünzen kann. Denn trotz aller vorhandenen Nacktheit gilt es ja schließlich auch mehrere Morde aufzuklären, was letztendlich noch einen ziemlich grotesk anmutenden Showdown zur Folge hat. Man merkt also, das der Liebhaber des klassischen Gialli nur streckenweise auf seine Kosten kommen dürfte, denn Enzo Milioni hat mit "Die Todesbucht" viel eher einen herrlichen Sicko auf den Weg gebracht., der nur phasenweise die ansonsten bekannten Zutaten erkennen lässt. Es ist jedoch gerade diese außergewöhnliche Mischung aus Krimi und Soft-Sexfilm die dieses Werk so besonders macht und wer eine Vorliebe für den etwas anderen Gialli sein Eigen nennt dürfte seine helle Freude an diesem Beitrag haben.
Dafür sorgt auch Hauptdarstellerin Barbara Magnolfi, die in der Rolle der Ursula eine absolut prägende und überzeugende Leistung abliefert. Sie spielt die von Visionen geplagte junge Frau mit äußerst viel Leidenschaft und drückt dem Geschehen so ganz unweigerlich ihren persönlichen Stempel auf. Ein weiteres Highlight ist sicherlich der Soundtrack von Mimi Uva, denn auch wenn die musikalische Untermalung größtenteils eher an einen Sexfilm erinnert, passen die lasziven Töne doch absolut perfekt zu den dargestellten Ereignissen und runden die ganze Chose sehr stimmig ab. Zu guter Letzt sollte man auch keinesfalls unerwähnt lassen, das sich dem Zuschauer wunderbar fotografierte Landschaftsaufnahmen präsentieren, so das man trotz einiger gewöhnungsbedürftigen Passagen auf jeden Fall ein regelrechtes Urlaubs-Feeling entwickelt, denn die Schauplätze des Geschehens laden definitiv dazu ein. Das gewonnene Gesamtbild der Erzählung ist dann auch trotz diverser Logiklöcher und der erwähnten, außergewöhnlichen Zutaten auf jeden Fall positiv, denn "Die Todesbucht" bietet durchgehend interessante Unterhaltung.
Es ist immer wieder schön, wenn man als Fan des italienischen Gialli neben den klassischen Beiträgen auch immer wieder auf diese außergewöhnlichen Perlen trifft, die doch ganz extrem von dem üblichen Strickmuster abweichen. Das mag nicht jeder so sehen, denn zugegebenermaßen dürfte dieses Werk nicht alle Geschmäcker treffen. Dennoch ist eine Sichtung absolut lohnenswert, denn die zu Grunde liegende Mixtur aus Krimi und viel nackter Haut beinhaltet durchaus ihren Reiz, den man letztendlich aber auch erkennen muss. Die phasenweise zum Vorschein kommende unfreiwillig Komik gewisser Szenen verleiht dem Ganzen dann noch eine zusätzliche Würze, so das man am Ende von einem leicht skurrilen Filmerlebnis sprechen kann.
Fazit:
"Die Todesbucht" ist alles andere als der handelsübliche Gialli und dürfte insbesondere für den Freund des außergewöhnlichen Filmes eine wahre Freude sein. Echte visuelle Härte tritt dabei so gut wie gar nicht in den Vordergrund und auch die obligatorische Mordserie steht eher im Schatten des erotischen Aspektes. Das Zusammenspiel der einzelnen Elemente gestaltet sich dennoch sehr stimmig, so das man es bestimmt nicht bereuen wird, wenn man zumindest einmal einen Blick riskiert.
7/10