Suspiria – definitiv Dario Argentos bester Film und der eindeutige Beweis sogar für den letzten Banausen, dass der Mann ein echter Künstler ist. Was diese Schauergeschichte in erster Linie auszeichnet, ist der Inszenierungsstil: die Wahl der intensiven Farben der Kulissen und der Beleuchtung, die extravaganten Kameraeinstellungen, die Schock- und auch die Gewaltsszenen sowie der eindringliche Score aus der Goblin-Schmiede machen „Suspiria“ zu einem prachtvollen Horrorstreifen auf oberstem Niveau! Bei aller Subtilität vermag es „Suspiria“ vielleicht nicht unbedingt, durch schwerwiegende Metaphorik oder einen allzu ausgeklügelten Plot zu punkten, doch nichts desto Trotz hebt sich der Meilenstein erheblich von anderen Werken – gerade aus dieser Zeit – ab. Innovation wird auf nahezu jedem Sektor des Filmes groß geschrieben, auch die nicht gerade sehr komplexe Handlung wird durch Ideenreichtum aufgepeppt:
Die junge Tänzerin Suzi (Jessica Harper) aus New York reist nach Deutschland (!), um dort an einer exklusiven Privatschule ihre Künste zu verfeinern. In der regnerischen Nacht ihrer Ankunft flieht just ein Mädchen von der Schule, die prompt kurz darauf bestialisch umgebracht wird. Und das ist nur der Anfang einer ganzen Reihe von mysteriösen Ereignissen, die der Alltag auf der Schule so mit sich bringt: urplötzlich wimmelt es überall von Maden, die von den Decken fallen, der Pianist fällt seinem als harmlos geltenden Blindenhund zum Opfer, und als noch eine weitere Schülerin verschwindet, mit der sich Suzi bereits wegen den Vorfällen ausgetauscht hatte, wird es dieser zuviel und sie legt sich ins Zeug der seltsamen Tanzschule auf den Grund zu gehen. Dabei stößt sie auf eine düstere Hintergrundgeschichte, laut der angeblich eine Hexe die Schule erbaut und gegründet hatte...
In „Suspiria“ stimmt wie gesagt echt alles. Kein Horrorfan kommt mit diesem Werke nicht auf seine Kosten; auch wenn dieser vielleicht auch was für die etwas klassischere Schule übrig haben sollte. Denn „Suspiria“ läuft durchaus Gefahr, im Allgemeinen und aus heutigem Gesichtspunkt etwas angestaubt zu wirken. Doch mich interessiert das herzlich wenig, denn ich stehe voll und ganz hinter dem Argento-Stil! Wieder einmal ging es diesem voll und ganz um das Erzeugen einer ganz besonderen Atmosphäre, deren Wirkung erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen Grusel und Faszination wandelt. In erster Linie tragen dazu die prallen Farben der exzellent ausstaffierten Schauplätze bei; sowohl die Farben der Räume und Bauten als auch die Beleuchtungen sind stets grell und farbenfroh, entfalten jedoch trotzdem (oder gerade!) mitunter wirklich düstere Settings. Ähnlich verhält es sich mit der Filmmusik, wobei man schon auf Goblin stehen muss, um diesen wirklich als Pluspunkt zu werten – doch wer´s gewöhnt ist, hat hiermit schon gewonnen. Auf Seiten der Darsteller gibt es keine nennenswerten Mängel und optisch passen nahezu alle absolut in ihre Rollen hinein. Ein besonderes Schmankerl hierbei ist der junge Udo Kier als Psychologe, Silberblick inklusive! Da fällt auch das kleine Manko der ab und an mittendrin wechselnden Synchronstimmen unter den Tisch – mal davon abgesehen gucke ich sowieso viel lieber das Original. Der Gewaltfaktor schlägt eher in der Qualität als in der Quantität aus, wobei insgesamt bis auf den ersten (Doppel-)Mord eher sachte vorangegangen wird und niemand notwendigerweise von Hocker gerissen wird – würde auch zu einem Film wie „Suspiria“ überhaupt nicht passen, denn hier zählen wirklich andere Werte!
Ein definitives Meisterwerk und eine Film gewordene Stilikone. Ich kann die Dragon-DVD von „Suspiria“ wirklich nur empfehlen. Schöner, für das Label üblicher Pappschuber, ungeschnittene Fassung in guter Qualität. Kann man gerne auch mal ein paar mehr Piepen für aus der Tasche reißen.