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Der kleine Fool (so der Name des Bengels, nicht sein sozialer Status) schließt sich, um seine ärmliche Familie inklusive krebskranker Mutter vorm Rausschmiss aus der Wohnung zu bewahren, zwei Einbrechern an, welche es auf ein Haus von zwei stinkreichen Bonzen abgesehen haben.
Als die Hauseigentümer ihre Casa verlassen, ruft die Gunst der Stunde. Doch als Fool mit seinen Komplizen den Nobelschuppen durchstöbert, entpuppt sich dieser schnell als tödliche Falle, aus der’s kein Entrinnen gibt.
Bei den Bonzen, die nach außen hin als die komischen Kauze von nebenan gelten, handelt es sich nämlich um zwei Irre, die in ihrem Keller entführte Jugendliche zu kannibalischen Bestien heranreifen lassen und diese eifrig mit Gesindel und Einbrechern füttern. Einbrechern wie Fool und seine Jungs…

DAS HAUS DER VERGESSENEN aka THE PEOPLE UNDER THE STAIRS ist ein absolut erstklassiger Horrorschocker der alten Schule. Ergo: Gediegene, aber unauffällige Darsteller, Latex statt CGI’s und Handlungsflachland soweit das Auge reicht.
Pluspunkt Nummer 1 an dieser Perle ist jedoch sein wahrlich beeindruckender Ideenreichtum und sein Sammelsurium an bizarren Gestalten:
Ein Familienvater, der im S/M-Leder-Body und mit Pump Gun bearmt auf Kinderjagd geht, eine Schreckschrauben-Mutter, die ihrem Göttergatten rät: „Pass auf, dass ihr Gesicht nichts abbekommt!“, zum Abendbrot gibt’s dann die tagsüber erlegten Hartz4-Empfänger und die Reste bekommt der Köter vorgeworfen…

Von der Sickness erreicht der Streifen nicht nur den doppelten Wacko-Charakter eines „Kettensägenmassakers“, wegen seiner Extraportion an faulig riechendem, pechschwarzem Humor, seiner harschen Kritik am braven Mittelstand und an „Heile Welt“-Idealen und seinem „Der Wahnsinn wohnt nebenan“-Charakter mundet der hier beheimatete Wahnsinn meiner Meinung nach sogar noch Galaxien besser.
Die Idee von den durch Isolation und Sonnenlichtentzug geistig verkrüppelten „Teenage Mutants“ ist mittlerweile zwar von der Realität und ihren WoW-Nerds und OFDb-Admins überholt worden,
optisch rocken die langzotteligen, im Keller vor sich hin vegetierenden „Kurt Cobain“-Zombies in Flanellhemden und zerfledderten Jeans aber auch heute noch wie Sau.
Gore-mäßig tut sich hier zwar nicht allzu viel – ein Schwarzer beim Tranchieren und ein Kampfhund, der auf einem losen Patschehändchen rumkaut, sind so ungefähr das höchste der Gefühle – dafür handelt es sich hierbei aber zweifelsfrei um einen wirklich wahnsinnig gut funktionierenden, Videoabend tauglichen Sicko-Kracher aus Amiland, der nicht nur soziale Missstände und Kindesmissbrauch auf Kannibalismus und Bilderbuch-Wahnsinn prallen lässt, sondern uns obendrein noch den verschlagensten Hinterwäldler-Horror in die kleinbürgerliche Nachbarschaft holt.
Well done…

Fazit:
Die Japsen sind nicht länger die uneingeschränkte Großmacht im Export von Sicko-Ware. Neben „Nightmare“ ganz klar einer von Cravens besten…

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