Wenn die zwei Kultfiguren der beiden wohl beliebtesten Horrorserien des Genres in einem Crossover-Film zueinander finden beziehungsweise aufeinander treffen, dann müsste eigentlich das Herz eines jeden Slasher-Freundes schon im Vorfeld bedeutend höher schlagen. Und wenn das Ergebnis eines solchen bereits lange zuvor angedachten, doch wegen Lizenzproblemen in den Neunzigern nicht zustande gekommenen Projektes dann letztendlich auch noch einen mehr als nur adäquaten Eindruck macht, könnte "Freddy Vs. Jason" in beiden Fangemeinden vielleicht zu einem ganz besonderen Monument heranreifen.
Dabei könnte die Arbeit des Regisseurs Ronny Yu hier nun durchaus als Versuch einer Konservierung der Old-School-Elemente des Achtziger-Jahre-Slashers durchgehen. So ist sein "Freddy Vs. Jason" doch endlich einmal wieder wirklich handfeste Hausmannskost, die sich gerade im neuen Jahrtausend bisher doch redlich vermissen ließ; von einem "Jason X" bezüglich des Härtegrades vielleicht einmal abgesehen. Hier wird in explizit-blutigem Maße fleißig filetiert, durchbohrt oder zusammengeklappt - einfach wie in alten Zeiten wieder ordentlich geslasht. Die ein oder andere innovative Idee, um einen Teenager ins Jenseits zu mähen, findet sich dabei immer mal, jedoch muss man auch feststellen, dass die Moderne, die sich als Trend im amerikanischen Kino momentan in der Verehrung der asiatischen Filmkultur äußert, in die Kunst des Slashens ebenfalls etwas Einzug erhielt. Zwar beginnen Freddy und Jason hier keineswegs in Martial-Arts-Manier gegeneinander zu fighten; auch die Samuraischwerter schwingen sie nicht - und sollten es im Sinne der Tradition auch bei Messerkrallen beziehungsweise der Machete belassen, doch abzustreiten bleibt wohl nicht, dass Ronny Yu bei der Darstellung des Schlitzens teilweise auch Freude an der comichaften Fontänenästhetik gefunden hat.
Dass der Blutgehalt erfreulich hoch ausfällt, sollte für Yu inszenatorisch allerdings weniger ein Problem gewesen sein. Als viel schwieriger gestaltete sich wohl die Aufgabe des Austarierens der typischen Eigenheiten der beiden Horrorserien. Während sich die "Freitag der 13."-Filme zunehmend als reine Funfilme zu erkennen gaben, kristallisierte sich bei der "Nightmare"-Reihe immer wieder einmal der Versuch einer im Genre verhältnismäßig anspruchsvollen Story und Darstellung heraus, auch wenn bei Freddy die Frequenz seiner schwarzhumorigen Sprüche mit den Fortsetzungen mehr und mehr wuchs. Um beides vernünftig zu kombinieren, entschied man sich nun im Kern für einen "Nightmare"-Film, denn in der Story ist die Figur des Freddy Krueger hier stärker gewichtet als die des Jason Voorhees. Um wieder an Stärke zu gewinnen, die er durch seine in Vergessenheit geratene Person verloren hat, agiert Freddy hier als Fäden ziehender Initiator, dessen Werkzeug Jason sich in seinem Blutdurst verselbstständigt und somit zum Problem für Freddy wird, wodurch sich der titelgebende, äußerst unterhaltsame und rabiate Kampf später erst begründet.
Für Nichtkenner der beiden Kultserien, die sich eventuell irgendwie in den Film verirrt haben sollten, wird, teilweise sogar in Rückblenden, noch einmal ausführlich auf die Schicksale der beiden Massenmörder eingegangen. Dabei wird Jason jedoch unerwartet auch eine Angst vor Wasser attestiert. Etwas unschlüssig erscheint dies schon, da bei ihm bisher eigentlich keine Anzeichen von Wasserscheu zu erkennen waren. Dagegen darf allerdings nostalgisch begrüßt werden, dass das Camp Crystal Lake, ebenso wie der Heizungskeller als legendäre, prägende Kulissen der beiden Reihen hier ein Wiedersehen feiern. Auch hielt Ronny Yu daran fest, das Einschlafen der Protagonisten und damit den Beginn des Traumes nicht als offensichtlich zu verraten und stattdessen zu überraschen, so wie es beispielsweise in "A Nightmare On Elm Street" mitunter auch praktiziert wurde.
Trotzdem spielten die "Nightmare"-Filme oftmals ebenso gerne mit der Dramatik des Einschlafens, die hier gänzlich vernachlässigt wird. Das ist leider etwas bezeichnend für die gesamte Wirkung des Filmes, denn diese kann nur bedingt als Horror ausgelegt werden, da höchstens der im Genre nicht bewanderte Zuschauer bei der einen oder anderen Gelegenheit zusammenzucken wird. Als reiner Horrorfilm funktioniert "Freddy Vs. Jason" daher weniger. Vielmehr darf sich der Genrefan einfach nur darüber freuen, wie die Slasherikonen, trotz vereinzelter aus dem Computer kommender visueller Spielereien, zusammen in einem Film nach teilweise alter Tradition wieder zu Werke gehen dürfen. Und jedem der beiden wird dabei genug Zeit geschenkt, um seine jeweiligen Eigenschaften wunderschön zur Geltung kommen zu lassen. Freddy, der leicht masochistisch veranlagte, kreative Traumschlitzer - und Jason, die absolut gefühlskalte, grobmotorische Walze.
Sowohl Ken Kirzinger, wenngleich ihm seine Rolle nicht mehr als Machete-Schwingen und einen starren Gang abverlangt, als auch Robert Englund können mit ihren Performances überzeugen. Neben der Tatsache, dass Englund skriptmäßig natürlich der agilere und schwarzhumorige Part zukommt, wirkt er lediglich etwas souveräner und eingespielter. Zur Komplettierung des Ensembles bleiben noch die Darsteller der Teenagersippschaft. Diese präsentieren sich als eine Art Kreuzung der beiden Horrorserien aus den bezugslosen Opferlämmern der "Freitag"-Streifen und den einer Identifikation mit dem Zuschauer zumindest Nahe kommenden Protagonisten der "Nightmare"-Reihe. Das (vielleicht auch bewusst selbstironische) Ergebnis sind immer noch oberflächlich gezeichnete und teilweise dümmlich agierende Teenager - ganz so, wie es das Genre schon seit über zwanzig Jahren vorschreibt; nur mit dem Unterschied, dass die Hälfte der weiblichen Darsteller ihre Körbchengröße damals noch nicht mit Silikon künstlich potenzierte.
Ronny Yu hat hier sicherlich einen der bisher besten Slasher des noch jungen Jahrtausends geformt, der ganz traditionell versucht im Zeichen des Subgenres zu stehen. Natürlich, auch "Freddy Vs. Jason" hat seine typischen Slasher-Macken: Die Darsteller sind unterm Strich allenfalls nur mäßig, zwischenzeitlich geht der Drive mal verloren und der Einfluss der "Freitag der 13."-Serie ließ trotz seiner nostalgischen Musikelemente eine außergewöhnlich atmosphärische Kost, die hier überwiegend eigentlich ein "Nightmare"-Film ist (dessen "Freddy"-Theme im Übrigen auch nicht unter den Tisch gekehrt wurde), nicht zu. Dafür ist ein solches Aufeinandertreffen dieser Giganten aber alleine schon einmalig - und für den geneigten Genrefan dazu noch äußerst herzhaft und wirklich rabiat.