Review

Fest in meiner Jugend auf den Mann mit dem Silberstern fixiert habe ich mit Mike Blueberry alle seine Abenteuer durchlebt und hatte logischer Weise eine klare Vorstellung, wie dieser Meilenstein der Trivialliteratur von Giraud hätte verfilmt werden müssen.
Dieser Film wird den Ansprüchen der Comic-Fans kaum gerecht. Dabei hat er durchaus Anleihen, indem er in die Geschichte Situationen einbaut, die durchaus in den Comics hätten passieren können. Er hat faktisch aber keine inhaltliche Gleichheit mit der Serie (mal abgesehen von der Adlernummer bei den Indianern). Was nicht schlecht ist oder sein muss.
Blueberry kommt als junger Dachs in den wilden Westen, verguckt sich in eine junge Prostituierte, kriegt Ärger mit einem älteren Platzhirsch und mächtig auf die Fresse. Indianer päppeln ihn wieder auf. Von da an ist Blueberry ein ganz toller Typ, der aber im Inneren noch mit seinen Dämonen und Erinnerungen kämpft. Erst in einem Konflikt mit seinem ehemaligen Nebenbuhler kann er die Vergangenheit bewältigen.
Die Geschichte detailierter wiederzugeben lohnt nicht. Ich rate dringend davon ab, den Film wegen der Geschichte zu sehen. Auch lohnt die schauspielerische Besetzung nicht wirklich (zumindest ich freue mich nicht, wenn ich Ernest B. wiedertreffen - "ich dachte, du bist tot"). Jeder, der früher Zack gelesen hat, hätte sowieso Belmondo als Blueberry gesehen. Das ist aus Altersgründen sicher nicht mehr praktikabel.
Klares Fazit für alle Blueberry-Fans: Laßt den Film jemanden anderes sehen und lest besser noch mal "Das Gespenst mit den goldenen Kugeln".
Trotzdem hat der Film keinen absoluten Verriss verdient. Wer sich eine Mischung aus "Pale Rider", "Winnetou" und "Yellow Submarine" als interessant vorstellen kann, sollte sich diesen psychodelischen Western ansehen. Musik, Kamera und Visionen sind durchaus gut. Und experimentelle Filme können auch Spaß machen - wenn man seine Erwartungshaltung herabsetzt.
Wer aber irgendetwas wie eine Story, Spannung oder zumindest Unterhaltung erwartet, sollte diesen Streifen besser bleiben lassen. So verbleiben 3 von 10 Punkten und ein Gruß an die Filmhochschule.

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