21 GRAMS - Ein filmisches Puzzle.
Wie schon in seinem genialen Erstling AMORES PERROS inszenierte der Mexikaner Alejandro Gonzalez Inarritu die verheerenden Folgen eines Autounfalls; die Folgen für drei Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sean Penn als Paul, ein Mathematik-Professor, der dringend auf eine Herztransplantation wartet, Naomi Watts als Cristina, eine glücklich verheiratete, zweifache Mutter mit wilder Vergangenheit, und Benicio Del Toro als Jack, ein Kleinkrimineller, der nach endlosen Knast-Jahren im Glauben an Jesus eine Art Frieden gefunden hat - diese drei Hauptdarsteller tragen den Film. Unauffällig, aber gleichzeitig unaufhaltsam verweben sich die Schicksale der drei Personen. Was nun folgt ist ein puzzleartiger, ständig wechselnder Mix aus Handlungssträngen; ein scheinbar wahllos zusammengeschnittener Mix aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Erst nach und nach beginnt man, das dichte Gewebe dieser Erzählart ganz zu erfassen; und wenn man es tut, stockt einem des Öfteren der Atem.
Dies hat mit der gnadenlos ungeschminkten Inszenierung und dem intelligenten Plot (wie in AMORES PERROS: Guillermo Arriaga) zu tun - und sehr viel mit den überragend agierenden Schauspielern. Der Zuschauer erlebt wie die Hauptdarsteller ein ständiges up and down der Gefühle; Liebe, Hass, Hoffnung, Verzweiflung, Wut und Trauer, um nur ein paar zu nennen.
Der Film handelt aber grundsätzlich vom Tod. Darauf bezieht sich auch der Titel dieses Dramas; 21 Gramm verliert jeder Mensch beim Sterben. 21 Gramm, das Leben - nur ein Hauch. Das Gewicht eines Schokoriegels, das Gewicht von ein paar Münzen, das Gewicht eines Kolibris. Auch das Gewicht der Seele?
Inarritu gelang ein sehr intensiver, zu tiefst bewegender Film über das Leben; über den Tod. Ich freue mich bereits jetzt auf das nächste Werk von Alejandro Gonzalez Inarritu; in der Hoffnung, dass er wieder ein ähnlich geniales Meisterwerk hinlegen kann. Zuzutrauen ist es ihm auf jeden Fall.