Film 1 nach dem „Derailed“ Desaster – und siehe da, J.C. kann es doch noch!
Mein Rat: diesen Film, sollte man sich neutral und ohne jegliche vorherige Erwartungshaltungen anschauen, da man sonst Gefahr läuft, den Film miss zu verstehen.
Wenn man vom Story Kurzinhalt und vom Trailer ausgeht, könnte man einen actionreichen Knastprügler erwarten, was dieser Film mitnichten ist.
J.C. spielt Kyle, einen Ingenieur der in Russland arbeitet. Als der Vergewaltiger und Mörder seiner Frau von korrupten Richtern freigesprochen wird, greift Kyle zur Waffe und erschießt ihn im Gerichtsgebäude. Zu lebenslanger haft verurteilt, beginnt für Kyle ein nicht enden wollender Albtraum im Kravavik Gefängnis. Als Ami im russischen Knast, hat er es doppelt schwer und es scheint, als hätte er nicht nur seine Frau und seine Freiheit, sondern auch seine wahre Identität verloren!
Von van Damme hätte man erwartet, dass er mit stylischen Karatekicks den Knast aufwirbelt, aber dieser Film geht seinen eigenen Weg – und das sehr überzeugend und nie langweilig. J.C. verkörpert einen gebrochenen Mann, der sich der Brutalität des Knastlebens nicht gewachsen sieht – der erst seinen Lebensmut verliert und dann sein wahres ICH. Durch den harten Alltag sieht sich Kyle zur Abwehr genötigt – er versteckt sich vor sich selbst und verdrängt seine Menschlichkeit um zu überleben. Durch Brutalität und Gefühlskälte verschafft er sich Respekt im Knast und lässt sich, zur Belustigung und Bereicherung der Gefängnisverwaltung und deren Insassen, zu Kämpfen auf Leben und Tot missbrauchen. Erst als einer seiner Vertrauten sein Leben verliert, beginnt sich Kyle auf sein wahres Ich zu besinnen und ……
Wieder einmal erweist sich die Arbeit zwischen van Damme und Ringo Lam als äußerst fruchtbar. J.C. spielt erneut unter seiner Regie für seine Verhältnisse überdurchschnittlich gut und verkörpert den Charakter jederzeit überzeugend (erneut mit wenig Worten und viel Mimik). Dazu kommt die spannende und atmosphärisch dichte Inszenierung des Films von Ringo Lam, der uns eine düstere, dreckige und brutale (jedoch mit einigen Klischees behafteten) Welt, glaubhaft rüberbringt.
Natürlich darf in einem J.C. Film die Action nicht fehlen, die hier sehr dosiert und gezielt eingesetzt wurde. Nach der anfänglichen Hatz des Killers passiert erstmal eine Weile recht wenig – während es in der 2. Hälfte des Films ordentlich zu Sache geht. Von Van Damme´scher Martial Arts hat man (Gott sei Dank) abgesehen, da sie den Film unglaubhaft gemacht hätte. Die Fights sind knasttypisch gehalten – simpel, zweckmäßig und brutal.
Manch einer mag sich an der etwas überzogenen Figur Milosch (der beastartige Maskenfuzzie) stören – aber ich sehe diese Figur in einem wichtigen Zusammenhang zu Kyle, da Sie all das verkörpert, zu dem Kyle hätte werden können!
Leider dürfte ein Grossteil des Budgets wohl in die hervorragenden Requisiten geflossen sein, was man bei den wenigen CGI-Effekten (die sind nicht allzu schlecht) sieht und vor allem beim Sound hört, der stimmig ist, aber dem die nötige Qualität fehlt.
Fazit: Ein klasse Knastthriller, mit dramaturgisch guter Erzählweise, einem glaubhaften und zum mitfiebern/mitleiden animierenden van Damme (er spielt echt erste Sahne) und knüppelharten Fights, machen diesen Film einzigartig – Kultpotential ist vorhanden!