Wenn der kundige Filmfan sich daran macht einen van Damme-Film zu sichten, weiß er schon von vorneherein fast buchstabengenau was ihn erwartet. Denn die Filmographie des Belgiers funktioniert immer, und wirklich immer, nach exakt demselben Muster: Ein fast widerlich guter Familienmensch wird durch widrige Umstände bis an den Rand der Verzweiflung gebracht, um sich dann heroisch aufzubäumen und sich (selbstredend unter Anwendung seiner Karate-Skills und ungezählter Roundhousekicks) sein Leben zurück zu erkämpfen und den ruchlosen Tagesvillain auszuschalten. Und, wen wundert's, auch In Hell ist von Grund auf gemäß diesem altbewährten Raster aufgebaut.
Kyle LeBlancs Leben könnte besser gar Nichts laufen. Sein einträglicher Job als Ingenieur in Russland wirft einiges an Devisen ab und finanziert nicht nur endlose Schmachttelefonate mit der Holden, sondern auch einen recht üppigen Lebensstil. Aus diesem Idyll reißt den Aufsteiger eines Tages allerdings ein Einbrecher, der Kyles Freundin ermordet und, aufgrund der korrupten russichen Justiz, dann auch noch mit dieser Tat ungeschoren davonkommen soll. Unser Held ist da freilich anderer Meinung und pumpt den Mörder kurzerhand voll Blei. Doch durch diesen Akt der Selbstjustiz hat sich Le Blanc freilich einiges an Ärger eingefahren, denn Lynchjustiz mögen selbst die Russen nicht. Zumindest nicht in aller Öffentlichkeit und ohne an sie ergehendes Entgelt. Und so findet sich der Protagonist auch schnell hinter den schwedischen Gardinen eines russischen Knastes wieder, wo ihn die blanke Hölle auf Erden erwartet. Doch Kyle ist nicht so leicht kleinzukriegen...
The scene is set, der Spaß kann losgehen. Und was uns von hier an erwartet, ist problemfrei erahnbar. Denn für besonderen Einfallsreichtum waren die Filme um den Karate-Belgier noch nie bekannt und so spult man hier lediglich versiert herunter, was das Standardstereotypscript eines Knastfilms halt so vorschreibt. Eine Mitgefangenenrotte böser Motherfucker, sadistische Wärter und rektalorientierte Vergewaltiger tun Ihr "Bestes" um der Hauptfigur das Knastleben zur Hölle zu machen. Protagonist Kyle selbst schart natürlich ebenfalls eine kleine Schar von Freunden um sich, die ihm aber genretypisch eher Klotz am Bein denn Hilfe sind. Da hätten wir einen verbitterten Rollstuhlfahrer, einen schwächlichen Jüngling den sich der lokale Obervillain zur Fickgelegenheit auserkoren hat und last but not least einen nachdenklich abgeklärten Schwarzen. Selbstredend bekommt diese illustre Looserrunde aber ersteinmal von allen Seiten so richtig auf's Maul, um van Damme anschließend Gelegenheit zu geben in seine altbewährte "ich beiß' die Zähne zusammen und trainiere bis mir die Arme abfallen, um dann alles per Faustrecht wieder geradezubiegen"-Subroutine. Dafür bietet sich natürlich ein regelfreier Kampfsport-Contest an, den die Gefangenen allwöchentlich auf dem Gefängnishof abhalten.
F A Z I T :
Und ja, neu ist daran wie gesagt nichts so wirklich. Aber die gut gemachten, stimmungsvollen Knast-Sets machen was her und auch sonst bietet der Film gekonnt das Flair, dass man eben von einem Streifen dieser Machart erwartet. Die Story bietet keine großen Überraschungen, die Fights sind gut gemacht wenngleich nicht übermäßig spektakulär. Jean Claude schauspielert immer noch wie der erste Mensch, sein verstockter und in sich gekehrter Chara läßt das aber nicht allzu auffällig hervortreten. Insgesamt eine brauchbare Action/Drama-Mischung der guten Mitte, die keine eklatanten Fehler macht aber auch in keinster Weise aus der Masse ähnlich gelagerter Produkte hervorstechen kann. - Actionfans dürfen in Hell gut und gerne mal einen Blick widmen, im heimischen DVD-Regal werden dieses Dutzendwareprodukt aus der späten van Damme-Ära allerdings wohl eher nur absolut erklärte Fans des Belgiers stehen haben wollen. Auf jeden Fall war es aber schön, Altstar Jean Claude nun (gegen Ende seiner Karriere und nach etlichen vermurksten B-Klasse-Filmchen) zur Abwechslung doch noch einmal in einem gelungenen Actioner "bewundern" zu dürfen.