Jean-Claude muß wieder ins Gefängnis…
Es ist immer wesentlich leichter, auf einem Film herumzuhacken, als eine positive Kritik zu verfassen. Denn bei ersterem fallen einem während des Schreibens zahlreiche Details ein, die es zu bemängeln gilt, während bei letzterem ein guter Gesamteindruck nur schwer in kleinere Segmente zu zerlegen ist. Leider für Herrn van Damme gehört des Belgiers Streich in die erste Kategorie…doch dies zu meiner Freude, denn endlich mal wieder ein Verriß im Actiongenre, da habe ich lange drauf gewartet. Brüssels Exportschlager Nummer Zwei – nach den Pralinen – war bereits in der Frühphase seiner Karriere in einem Gefängnisfilm zu sehen, der auch nicht wirklich gelungen war, doch zumindest über einen gewissen Drive verfügte… und van Damme „mit stählerner Faust“ durch die Horden der Knackis pflügen konnte. Nun also ab in „Hell“, zusammen mit Ringo Lam als Regisseur. Diesem Duo haben wir schon den recht guten „Maximum Risk“ zu verdanken, und daher war die Erwartungshaltung hoch, doch was ist herausgekommen…ein fader klischeeüberladener Gefängnisunsinn.
Dabei hat alles für den Zuseher gut angefangen…in Moskau tötet ein Mafiosi die Frau des Ingenieurs Kyle, wird freigesprochen – jaja, die russische Mafia – und noch im Gericht von Kyle exekutiert. das ist mal flinke Selbstjustiz, für die der Mann aber lebenslänglich in den Knast muß. Und nun wird es schlimm, denn das Gefängnis dient als Austragungsort von brutalen Faustkämpfen, mit denen sich der Direktor nebenbei gutes Geld verdient. Kyle will an diesen Kämpfen zunächst nicht teilnehmen, aber nach langer Einzelhaft inklusive selbstmotiviertem Fitnesstraining ist er dich bereit dazu…und verändert sich psychisch. Der Tod eines Mithäftlings lässt Kyle aber zu sich selbst finden, Kampfboykott führt zur Veränderung der Machtverhältnisse im Knast, und schließlich gelingt dem Unbeugsamen auch noch die Flucht.
Alles drin, alles dran…nur leider nichts Gutes dabei, denn drin und dran sind ausschließlich Klischees, stereotype Charaktere und unglaublich schlimme Traumsequenzen in Kombination mit engelsgleichen Auftritten der verstorbenen Ehefrau. Zur Ehre von van Damme sei gesagt, dass er seine Rolle nicht schlecht spielt, hat bißchen was gelernt, der Mann, aber das schöne Kämpfen von einst sehen wir nicht mehr. Stattdessen: fiese Wärter, bestechliche Direktoren, die Knastschwulen in Frauenmontur, den verräterischen Mithäftling, den weichen knabenhaften Opferknacki und einen sehr merkwürdigen in sich gekehrten schwarzen Insassen - es ist ein Graus. Die Story fesselt zu keiner Zeit, die Musik ist öde und billige Russendisko, genau so billig wie die Kämpfe, die realistisch gehalten sind, dadurch aber genauso fad daher kommen wie der restliche Einheitsbrei. Logikfehler und Drehbuchlöcher gesellen sich dazu, und so ärgert man sich dann wieder einmal über neunzig Minuten vergeudeter Lebenszeit, dabei hat doch alles so gut angefangen…
Was bleibt, ist ein weiteres Tränchen für einen Helden der Jugendtage, der zwar mit seiner „Wake of Death“ noch einmal überzeugen konnte, aber definitiv nicht mehr auf die große Leinwand kommen wird. Und auch Lam als Regisseur ist genau so am Ende wie sein großes Vorbild Woo…der Film insgesamt ein Grabmal für gute alte Zeiten – knapp noch 4/10.