Überlebenskämpfe im Schnee erfreuen sich offenbar wachsender Beliebtheit. Im Norden Schwedens hat man die entsprechende Kulisse direkt vor der Haustür und pandemiebedingt braucht es für eine Hetzjagd mit nur wenigen Figuren nicht allzu viele Sicherheitsmaßnahmen, - zumal Opfer und Jäger naturgemäß einen entsprechenden Abstand einhalten.
Anderthalb Jahre sind Nadja (Nanna Blondell) und David (Anastasios Soulis) verheiratet, doch es hakt in der Beziehung. Kurzerhand verreisen die beiden in Richtung Norden, um beim Campen die Polarlichter zu beobachten. Doch bevor die Zelte aufgeschlagen werden, geraten sie mit einigen Hinterwäldlern aneinander, kurze Zeit später wird ein Laserpointer auf ihr Zelt gerichtet…
Zwar wird das Paar effektiv mit einem leicht verkorksten Heiratsantrag eingeführt, um kurz darauf Nadjas Schwangerschaft zu thematisieren, welche sie zunächst für sich behält, doch so wirklich sympathisch kommen beide nicht rüber. Dies manifestiert sich, als Nadja als Gegenreaktion für einige Beschädigungen am Auto jenes der Rednecks zerkratzt, wodurch sich die Spirale der Eskalation in Gang setzt. Ein beklemmendes Gefühl setzt spätestens ein, als Nadja rassistischen Bemerkungen ausgesetzt wird und eine Ablehnung allgegenwärtig scheint. Folgerichtig ist das Paar im Verlauf komplett auf sich allein gestellt.
Die Kälte der weiten Winterlandschaft wird rasch spürbar, zudem gesellen sich widrige Umstände wie ein Schneesturm, die Gefahr eines zugefrorenen Sees und natürlich die Jäger, die überall lauern und losballern könnten. Allerdings kommt es im Verlauf zu einigen mehr oder minder irrationalen Verhaltensweisen der Flüchtenden, spätestens als ein Schneemobil ungeachtet stehen gelassen und die Flucht zu Fuß fortgesetzt wird.
Kurze Rückblenden zu Situationen der Beziehung bereiten schließlich eine Wendung im letzten Drittel vor, welche ebenfalls mit einigen Flashbacks einhergeht. Einige Momente wirken diesbezüglich ein wenig konstruiert, doch auf emotionaler Ebene gibt es ein paar Hiebe Richtung Magengrube. Das ist nicht zuletzt den durchweg überzeugend agierenden Mimen zu verdanken und dem spärlich eingesetzten Score, der nur ab und an die Atmosphäre unterstreicht.
„Red Dot“ kommt über weite Teile wie eine konventionelle Hetzjagd durch den Schnee daher, wobei eine gewisse Ambivalenz bei den Figuren bezüglich Recht und Unrecht von Anfang an mitschwingt und die Angelegenheit interessant gestaltet. Der finale Twist könnte die Gemüter spalten, doch wer auf garstige Survival-Thriller steht, könnte einen Blick riskieren.
7 von 10