Auch The Redeemers oder Spy Walker benannter Actionthriller aus Hongkong, der im letztlich veröffentlichten Titel Infernal Walker schon seine Herkunft, die Zugehörigkeit und die Richtung und zusätzlich dazu mit der Besetzung auch die Grenzen aufweist. In der Bezeichnung als Mischung aus Infernal Affairs, welches mit das letzte Ausrufezeichen des einheimischen Kinos und vor allem auch die Außenwirkung global hin gewesen war, und Line Walker, welche erst als Fernsehserie mit mittlerweile auch Prequel und Sequel in Episodenform und zusätzlich zwei inhaltlich unabhängigen, aber dazu offiziellen größeren Kinofilmen die Runde machte, sind die Bezüge und die erneute Erzählung als Undercoverplot mehr als deutlich. Zudem sind abseits von Ray Lui und die Darsteller teils direkt aus dem Fundus von Television Broadcast Limited erschienen, Leute wie Pahko Chau oder Benz Hui sogar aus deren hauseigenen Line Walker - Universum, was dem Ganzen hier ein wenig den Anschein eines bestenfalls Serienspecial, schlechterdings Trittbrettfahrers verleihen lässt. Das Positive ist das Vorhandensein der Produktion überhaupt, waren die letzten Jahre des einheimischen Kinos mehr als verhärtet und im Ausstoß dürftig, gerade im Erscheinungszeitraum 2020 wurde kaum gedreht und auch kaum distribuiert. Der Film selber ist bereits 2019 gefertigt worden, nunmehr allein auf weiter Flur und ohne Verstärkung an der Front, wodurch er möglicherweise auch seine letzte Aufmerksamkeit erreicht und wenigstens speziell und vielleicht auch instinktiv schützenswert wirkt. Präsentiert von Universe Entertainment Limited und Shenzhen Doudou Image Film and Television Culture Media Company Limited, Co-präsentiert von Universe Matrix Century Films Distribution (Beijing) Company Limited und Universe Films Distribution Company Limited:
Der von seinem Vorgesetzten Superintendent Lau Tin-Nam [ Ray Lui ] im Auftrag des Criminal Intelligence Bureau in die Fuk Wo Triade unter Führung von Gangboss Chan Yau-Hei [ Hui Siu-Hung ] eingeschleuste Undercovercop Ting Cheuk-Fei [ Michael Tse ] muss eines Abends die brutale Tötung seines aufgedeckten Kollegen Van Chau Hung-Wan [ Wen Xi ] durch den heißblütigen Shawn Kam Chiu-Nin [ Ben Ng ] und dessen Schergen Cheung Sing-Kit [ Oscar Leung ] beobachten. Da sowohl die eigene Gang im Ansinnen des promovierten East Law Heung-Tung [ Chen Xin Cheng ] ein lukratives Drogengeschäft und die Fusion mit der von Sung Jing-Kwong [ Ken Chan ] geführten Sung's Eastern Trading Company plant, als auch Chief Inspector Tuen Yat-fan [ Pakho Chau ] der Anti-Triad Unit die Möglichkeit einer weiteren Beförderung sieht, gerät bald auch Ting selber in die Aufmerksamkeit gleich mehrerer Parteien. Einzig sein Freund Joss Leung Cheuk-Sang [ Kenny Wong ] steht auf seiner Seite, ist allerdings auch und das offiziell bei den Triaden engagiert.
Das Wissen um die diversen Serien, zu denen gerade noch das Umfeld von Michael Tse und dessen Figur des auch mit Turning Point (2009) respektive Turning Point 2 (2011) gleich zwei Kinofilme bespielenden Undercover-Polizisten 'Laughing Gor' (ursprünglich aus der Serie E.U. sowie dem Spin-off Lives of Omission) gehört, und die Tradition oder auch Repetition seitens der Filme- und Fernsehmacher und die Eingeschränktheit an entweder der Wahl von Schauspieler oder der Fähigkeiten und Zugkraft dieser, macht Infernal Walker von vornherein gleich zu einer Art Puzzlespiel. Für Neulinge des Metiers oder Gelegenheitszuschauer weniger auffällig ist schon allein die erste längere Szene, die Entdeckung eines mutmaßlichen 'Maulwurfes' in den eigenen Reihen durch einen Gangsterboss und dessen gewaltvolle 'Verhöraktion' in einem Frachthafen von Siu Sai Wan eine größere und sicherlich nicht gänzlich unbewusste Referenz, das Entlanghangeln an einer Art Schablone und das Bedienen gewisser Ahnungen und Kenntnisse, die sich nicht unbedingt nur aus den erwähnten Titeln ergeben, aber zum Genre fest dazugehören.
In der gesuchten Schar an Darstellern durchaus vielzählig, nicht immer vielfältig gehalten wird folgend neben der Foltereinlage in etwas härterer Gangart auch gleich die Schwarz- und Weißflächen neben den Grauschattierungen der eingeschleusten Gesetzeshüter und ihrem Dilemma vorgestellt, das Eingreifen der Polizei in das Gewaltfanal und eine anschließende Verfolgungsjagd mit quietschenden Reifen und röhrenden Motoren durch das nächtliche Hafen- und Lagerareal; wobei man Ideen und Aufwand der Auto-Action nicht scheut, die Umsetzung dessen aber dennoch nur erträglich ist. Der Kampf gegen die Kriminalität mit verschiedenen Mitteln und von verschiedenen 'Seiten', einmal von innen heraus, wenn auch stets unter Strom und Gefahr gesetzt, einmal offensiv und mit Marke von außen, was Vorteile bringen kann, aber auch Aufmerksamkeit auf einen lenkt.
Kollidierende Autos, Brandanschläge unterschiedlicher Art und Pistolenschüsse auf Wagen und Mensch später gibt es ein offizielles Missionbriefing, jeweils bei den Guten in der Geschichte und auch eine Konferenz bei den Bösen, Pläne werden gemacht und Unternehmungen und Operationen geschmiedet. Rückblenden gibt es auch schon, mehrere gar, Zusammenfassungen vorheriger Ereignisse und Rekapitulation von Mutmaßungen und Gefühlen. Ein abgetrenntes, gleichzeitig paralleles und sich dennoch zuweilen schon und letztlich sowieso überschneidendes Erzählen, das Aufdröseln von Geschäftsbeziehungen, Bekanntschaften, Freundschaften, von Liebes- und Abhängigkeitsverhältnissen, in gediegener und aktuell gehaltener, leicht im Orange & Teal Look verfremdeter Optik. Im Produktionsaufwand trotz des Regisseurs, der zuvor für eher wesentlich preiswertere Arbeiten tätig war und mit seinem Namen und seinem Œuvre nur für die Eingeweihten überhaupt ein Begriff ist, ist das ganze Gebaren dabei solide gehandhabt, es gibt seine Außenszenen in der Gesellschaft, es gibt mittig einen streng geheimen und von langer Hand vorbereiten Drogendeal, der sich über Sai Ying Pun bis hin zu Ap Lei Chau und dort auch dem Einsatz der Wasserschutzpolizei zieht; ab da an macht auch die Geschichte einen besseren Eindruck als eingangs gedacht und wird plötzlich zu einer gescheiten Betrachtung gleich von mehreren Perspektiven statt wie zuvor nur dem Kaleidoskop aus Füll- und Versatzstücken. Ab da an sind auch beide Parteien in einem Dilemma, welches bisherige Taten in ein anderes Licht rückt und die Dramaturgie in einer dann allgemeinen Grauzone zunehmend anzieht und verstrickt. Actionszenen bleiben verhältnismäßig rar, das versuchte Stellen eines Verbrechers bei einem Schwarzmarktarzt in Mongkok, mitsamt einer Rauferei noch in der Praxis und einem Sprint quer durch das Treppenhaus und hinab das Gelände, eine weitere körperliche Auseinandersetzung erneut am Hafen, die auch erneut einen Toten und Verletzte nach sich zieht.