Ursprünglich als erste Bearbeitung eines der Bücher von Andy McNab um 2014 herum und damals noch unter der Aufsicht von Nick Love und mit Luke Evans in der Hauptrolle geplant, hat sich das auch bereits im Frühjahr abgedrehte Endprodukt von der ehedem gedachten Besetzung vor und hinter der Kamera extrem geändert. Mittlerweile zu einem Projekt von einem verstärkt für (immerhin offensive und auch bekannte) Fernsehserien in Einzelepisoden tätigen Regisseur und auch mit einer 'Fernsehnase' in der Rolle des 'Tom Buckingham' hier agierenden Darstellers umgewandelt, und mit so treibenden Kräften wie dem ZDF in der Finanzierungsstruktur umgesetzt, hat sich die Adaption durch a) mangelndes aktuelles Angebot, b) einem durchaus siegreichen Marketing und c) der Prämisse vom Stirb langsam im Eurotunnel dennoch in das Bewusstsein des Zuschauers hervorgetan und Neugier auf Konsum geweckt:
Auf dem Weg von London nach Paris per Eurostar mit seiner Verlobten Dr. Sophie Hart [ Hannah John-Kamen ] entdeckt das SAS-Mitglied Tom Buckingham [ Sam Heughan ] zufällig die gesuchte Söldnerin Grace Lewis [ Ruby Rose ], die mit ihrem Bruder Oliver Lewis [ Owain Yeoman ] und den Mitglieder ihrer "Black Swan" Einheit inmitten im Eurotunnel den Zug mit Gewalt kapern und zum Stoppen bringen. Buckingham informiert seinen Vorgesetzten Major Bisset [ Noel Clarke ] und seinen Partner Declan Smith [ Tom Hopper ], während vom Premierminister Atwood [ Ray Panthaki ] aus gleichzeitig der Spezialist George Clements [ Andy Serkis ] zum Ausschalten der Terroristin trotz aller Geiseln beauftragt wird.
"The terrible screams of the remaining victims were soon drowned by the roar of the flames and the crash of falling beams. As the barn collapsed in on itself, the massacre extended even to the villagers’ hounds and livestock. The cattle were burned alive with their owners or mown down by gunfire; the dogs were dispatched with a knife thrust or 7.62mm short round. The flamethrowers now moved among the houses, pausing at each to direct a jet of blazing fluid through the doorway or a shattered window. As they moved on to the next, the one behind them became an inferno. More cries from the women captives were brutally silenced by rifle butts. The attackers showed as little mercy as the Nazis had done in this part of the world just over half a century before."
Der Vorteil einer belletristischen, hier 2013 veröffentlichten Vorlage ist, S. A. S. hat eine Vorgeschichte, die dem eigentlichen Szenario vorangeht und trotz kurzer Abhandlung interessant allein und auch bei eigenständiger Behandlung durchaus tragend für einen eigenen Film ist: Die Beseitigung eines Störfaktors eines usseligen georgischen Dorfes mitten in der Einöde, die einer Pipeline im Wege steht, und wo der Besitzer der Anlage erst Geld für das Weichen der Bewohner zahlt, und als diese sich dennoch weigern den Kampf mit einer Söldnertruppe und die Zerstörung mit Schnellfeuerwaffen und Flammenwerfern und dort auch inkludiert einigen derberen Feuerstunts aufnimmt. Ein Start nach Maß, der auch beim Anleiern der durchaus mit Aufwand dargereichten Geschichte selber noch nachwirkt, denn das (wenige) politische Drumherum ist eher Füllwerk und die zwei angedeuteten Eltern-Kind-Beziehungen von Protagonist und Antagonistin auch; in der visuellen Machart, der englischen Location natürlich, der Herkunft, der Voraussetzungen insgesamt und der Idee erinnert man stark an den (missglückten) Stratton (2017) und den dortigen Versuch des Aufbaus eines neuen britischen, erst in Büchern etablierten Actionthrillers. Und dafür, dass hier viel von mangelnder Empathie gesprochen und dies verklausuliert wird, wird zeitnah ganz schön mit Gefühlen geduselt, eine nervige Verlobte dargereicht und eingangs viel auf dem Klavier geklimpert.
"Within seconds sensors in the Shuttle and the tunnel wall detected the heat and smoke. Warning signals flashed to the Eurostar control centre, lighting up the digital control board and deafening the staff with the clamour of alarms as the sprinkler system kicked in. The chef de trains took no more than a moment to reach the decision to stop all traffic, close both lines and dispatch the fire trucks at the Calais emergency response depot into the service tunnel that ran between the north- and southbound tracks. The fire that had shut down the complex for weeks had been four years ago now, but its memory was still fresh. If this proved to be a false alarm or a fault in the sensors, a few hundred passengers would suffer no worse inconvenience than a short delay. If it was a genuine blaze, every passing second of inactivity only increased the risk of a catastrophe."
Immerhin geschieht hier mehr und häufiger, wird bald die Erstürmung eines größeren Grundstücks durch die SAS eingeleitet, und die entsprechende Gegenwehr, all dies in schnellen, kühlen Bildern und einer angenehmen Schnörkellosigkeit, die auf körperlichen Einsatz nicht verzichtet und eine gröbere Gangart (ein paar Schimpfworte, phasenweise wird mit Blut gesudelt, aber auch einiges an Gewalt im Off) an den Tag legt; analog zu dem Protagonisten, der auch nicht ganz 'koscher' und kein strahlender Held, sondern ein Mann der wenigen Worte und der fehlenden Emotionen eigentlich ist. Leider passt man sich diesen Aussagen nicht gänzlich an, ist nicht kongruent im Verhalten, sondern widerspricht sich selber, hätte man die nahezu zweistündige Laufzeit zuweilen problemlos trimmen können und links und rechts die Nebenschauplätze und Füllszenen samt nichtssagenden Dialogen (meist um die Verlobte) kürzen oder ganz ausblenden. Entsprechend braucht es auch gut 40min, bis es zur Belagerungssituation und so dem Vollzug der Prämisse kommt, das hätte man kürzer haben und vieles hätte man sich sparen können.
"The sniper option was a co-ordinated shoot, all weapons firing simultaneously at multiple targets. Blue and Red marksmen would both be on the ground, as close to the killing area as they could be without compromise. The normal distance was about three hundred metres. They’d position themselves at as many different heights and angles as possible. Each X-ray would be allocated at least two snipers, to increase the odds of at least one hit."
Verlängert und gestreckt auch durch weitere Verzögerungen (die Verlobte, das Retten eines kleinen Kindes, das Sterben einer Oma) und einige Albernheiten (die beiden Psychopathen erkennen sich gegenseitig an den Augen und quatschen dann auch fleißig miteinander darüber) nimmt der auserwählte Schauplatz seine positive Funktion aufgrund der Begrenzung nach allen Seiten hin und der gefühlten Enge bis zur Klaustrophobie ein, zusätzlich wird ein Maulwurf und viel Versteckspiel auf, unter, im und am stillstehenden Zug installiert. Die Konfrontationen mit dem SAS Team von außen und dem auf Urlaub befindlichen Mitglied direkt an der Basis sind kurz und knackig, Schusswechsel auf kurzer Distanz, Nahkämpfe mit Fatalitäten, das Auslösen einiger (per CG getürkter) Explosionen auf dem Schlachtfeld. Heughan macht auch das Beste aus seiner Warte aus, auch wenn er sich ständig selbst erklären muss, Serkis ist toll, Rose sieht aus wie Milla Jovovich in Johanna von Orleans und spielt auch so; die Rolle hätte strikt jemand anderes verlangt und schadet eher als das es hilft.