Review

Art Art Land


Leos Carax schafft es immer wieder mich zu fesseln,
er scheint ein kreativer Hansdampf in allen Kesseln.

In „Annette“ lässt er die Puppen singen,
toxische Männlichkeit schmerzhaft an die Oberfläche dringen. 

Ein ungleiches Showbizpärchen im Blitzlichtgewitter,
inszeniert als einmaliger filmischer Zwitter. 

Carax muss während „La La Land“ wohl herzlich haben gelacht,
er es sich mit diesem Gegenstück jedoch mit manchen verkracht. 

Genügend Leute verliessen vorzeitig das Kino,
wirkt „Annette“ oft verspielt und doch sperrig wie ein großer Dino. 

Die Sparks Brüder geben frech den Ton an,
dieses Drama zieht einen unweigerlich in seinen träumerischen Bann.

Ein Stück voller Fremdscham, Vision und Style,
ist man hier selbst beim Sex eher amüsiert als geil. 

Driver, Cottilard und Co. mussten sich bei einigen Szenen sicher zusammenreißen,
und manchmal muss man sich auch als Zuschauer ungläubig kneifen.

„Annette“ kann anstrengen und sogar verschrecken,
doch was wäre Liebe ohne ein wenig des Necken?

Gesang und Gebeisse, Hollywood und Privatleben,
hat dieses seltsame Epos eine riesige Menge zu geben.

Die weit über zwei Stunden fühlen sich auch so an,
vielleicht merkt man sogar nichtmal seinen schleichenden Bann. 

Mit „Holy Motors“ muss man schon klar gekommen sein,
sonst schießt einem auch dieser massive Mindfuck ins Bein. 

„Annette“ gewinnt bei mir minütlich,
selbst wenn meine Augenlider manchmal fast wanderten südlich. 

Von Mythen, Musicals und Männlichkeit,
ist man für eine solche Mischung aus „Anomalisa“ und schrulliger Operette nie gänzlich bereit. 

Den Soundtrack würde ich mir jetzt nicht kaufen,
dennoch wird mir die ein oder andere Melodie sicher nochmal ins Gehör laufen. 

Das bleibt alles stark in Erinnerung und ist mit wenig zu vergleichen,
das sprengt Skalen und Genres und Schubladen in etlichen Bereichen. 

„Annette“ ist viel mehr als „A nette G'schicht'“,
kommt er einem doch ungefragt und grinsend mitten ins Gesicht. 

Dennoch hält man die Augen weit auf und glaubt ihnen nicht immer,
das kann ich feiern, da blende ich aus Makel und Gewimmer.
 
Fazit: satte, singende und skurrile Showsatire mit den Ausmaßen einer Oper, dem Biss eines Impro-Comedy-Abends, den Tricks der Puppenkiste und der Menschlichkeit von uns allen. Eine polarisierende Wundertüte. Kino groß geschrieben. 

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