Im Garten der Qualen ...
Im Garten der Qualen oder "Le Jardin des Supplices" wie er im Originaltitel heißt, ist ein französischer Erotik beziehungsweise Sexploitation Film, der versuchte, dem Genre einen französischen Charme mitzugeben und damit der italienischen semplice romanticismo was entgegenzusetzen. Was bei einem klassischen Joe D’Amato also als tropisches Paradies beseelt mit nackten exotischen Fleischblüten und einem Gefühl der paradiesischen Freiheit und Freizügigkeit daher kam, rückt bei einem Christian Gion die être noble in den Fokus. Warum auch nicht, wenn das Genre selbst diesen Spielraum zulässt ...
Der Film selbst, der aus dem gleichnamigen Roman 1899 von "Octave Mirbeau" inspiriert wurde, zählt hierzulande als absolut in Vergessenheit geratene VHS-Rarität, wäre da nicht ein kleines Label, das ihn auf DVD raus brachte. So kann jeder selbst entscheiden, ob eine Rarität auch automatisch sehenswert ist. Doch gleich vorweg, wer einen "120 Tage von Sodom" oder einen "A Chinese Torture Chamber Story" erwartet, wird enttäuscht werden, denn das, was Christian Gion hier auf die Leinwand brachte, ist eher Schonkost im direkten Genrevergleich.
Die Story ist aber auch hier recht einfach gestrickt. Ein angesehener junger Arzt aus Paris hat sich auf krumme Geschäfte eingelassen und befindet sich auf der Flucht nach China. Auf dem Schiff dorthin lernt er eine charmante Dame kennen, die ihn so wohl anzieht, wie aber auch abstößt. Sie ist die Tochter von einem wohlhabenden europäischen Machthaber, der in China einen Garten der spezielleren Art besitzt, in dem neben der Schönheit von Pflanzen auch die Schönheit der Folter und Qualen seine Reize ausstrahlt. Ein anfangs offenbar von Faszination geprägter Ort als Exil für den jungen Arzt ... Des einen Freud ist des anderen Leid wie ein altes Sprichwort so schön sagt...!
Schauspielerisch passen Roger Van Hool der den jungen Arzt Antoine Durrieu spielt und Jacqueline Kerry in der Rolle von Clara Greenhill gut in ihre Rollen.
Als Zuschauer bekommt man hier, wie es das Genre auch vorsieht, ordentlich nackte Haut zu sehen. An Gewalt und Gore Szene hingegen sieht man alles nur eher angedeutet und nie wirklich explizit. Den Vorwurf der Plakativität braucht sich Le Jardin des Supplices also nicht zu machen. Interessant hingegen ist, dass man im Bereich der Ästhetik gute Bildeinfänge bekommen hat, von Naturaufnahmen bis hin zur natürlich wirkenden Nacktheit. Genau diese zwei Sichtweisen, also Erotik und Gewalt als in Harmonie gebrachte Kunstform, die der Garten der Qualen ausstrahlt, verleihen dem Film eine gewisse Tiefe. Beispiel die Performance mit dem Riesenpenis und dem Blut statt Sperma an der Mann und Frau gleichermaßen Faszination empfanden. Und ja, das bekommt der Franzose besser als der Italiener hin ...
Was ist also los im Garten der Qualen, lohnt sich der Streifen?
Kontroverse Tabubrüche, Pornografie und üble Folterexzesse oder Ähnliches gibt es alles nicht, dafür aber ein seichter und ansehnlicher Genrevertreter mit französischem Charakter und aus heutiger Sicht nostalgischen Charme. Vielleicht was für Liebhaber der seligen 70er, wo Filme noch nicht statisch marionettenhaft wirkten und auch ein paar Längen haben durften. - Ich persönlich fand ihn jetzt nicht umwerfend und zwingend sehenswert, aber wenn man ihn mal günstig sieht, kann man ihn sich durchaus mal geben. Bewertung: 6,5 / 10 Punkte.