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„Wrong Turn“ läutete im vergangen Jahr das Mini-Revival des Backwoodslasher-Genres ein, dem bald darauf ein Remake von Tobe Hoppers legendärem „Texas Chainsaw Masacre“, inszeniert von Michael Bay, folgen sollte. Das Problem dabei: Sämtliche Genrekonventionen waren dem halbwegs vertrauten Publikum bereits bekannt, sodass alles nach durchschaubarer Wiederverwertung schrie. Und so kam es dann auch...

Leider fährt „Wrong Turn“ die plattesten Schlitzerklischees aller Zeiten auf, sonst hätte da echt was draus werden können. Nach einem überflüssigen Prolog und einem von „Sieben“ abgekupferten Vorspann (in dem man übrigens mehr von diesen Hinterwäldlerkannibalen erfährt als im ganzen darauffolgenden Film) treffen sich unsere Charaktere, die so oberflächlich wie nur irgend möglich gestaltet wurden:
Ein Pärchen, das auf Kiffen und Sex in Extremsituationen steht – wetten, dass ich weiß wer von der Sechsergruppe als erstes den Löffel abgibt?
Als nächstes haben wir einen leicht durchgeknallten Studenten, der andere totlabern könnte, was man allerdings seiner Freundin wünscht, welche die typische Abziehbild-Nervensäge mit installiertem Dauerschrei-Automaten verkörpert und dermaßen blöd agiert, dass man sie am nächsten Baum aufhängen möchte.
Als letztes dürfen natürlich die geile Leaderin, die gerade ihren Freund verloren hat und zur Freude der männlichen Zuschauer ihr enges Top stets gut sichtbar in die Kamera hält, sowie der brave Bub von nebenan nicht fehlen, der hier jedoch absolut keine Persönlichkeit hat.

Das wäre jetzt nicht weiter schlimm, sechs bzw. nach kurzer Zeit vier junge Leute durch einen Wald zu jagen, hätte man dem Ganzen einen Schuss Selbstironie hinzugefügt (wie man damit einem ausgelutschten Genre Leben einhauchen kann hat z.B. „Lake Placid“ bewiesen) und ein Drehbuch entworfen, das uns nicht pausenlos die plattesten Phrasen um die Ohren schleudert und bloß einen Schlussgag hinzufügt, weil noch einer gefehlt hat und das in einer derartigen Sinnlosigkeit tut, dass darauf selbst ein 13jähriger Sonderschüler im ersten Vollrausch gekommen wäre. Das Hintertürchen zu einer Fortsetzung wird damit auch offengehalten, die uns aber wohl erspart bleibt.

Dass das alles Potential zu einem echt guten Horrorstreifen gehabt hätte, beweisen ein paar gelungene Szenen, beispielsweise das erste Betreten der Hütte im Wald oder die Flucht vom brennende Aussichtsturm, natürlich alles nur genießbar, wenn man den Verstand schon vorher etwas runtergesoffen hat, denn logisch ist das alles nicht mehr erklärbar.

Richtig langweilig wird „Wrong Turn“ aus irgendeinem Grund jedoch nie, wenn auch zu keinem Zeitpunkt echte Spannung aufkommen will. Vielleicht liegt der hohe Unterhaltungsfaktor an der echt sehenswerten Eliza Dushku, die hier dauernd im Bild ist, an der kurzen Laufzeit oder einfach nur daran, dass eben gerade die permanente Klischeehaftigkeit dermaßen ausgewalzt wird, dass es schon wieder eine Wohltat ist. Ich kann mich jedenfalls bei all der offenliegenden Dummheit nicht darüber beschweren, keine 80 Minuten Kurzweil erlebt zu haben.

Wer bei Effektguru Stan Winston zuviel erwartet, wird hier übrigens enttäuscht, die Masken der Inzuchtviecher sehen bei näherer Betrachtung und beim zusätzlichen Herumgegrunze eher unfreiwillig komisch als furchterregend aus.

Für alle, die ihren Anspruch mal beiseite schieben können und die null Wert auf ein halbwegs durchdachtes Drehbuch ohne Abziehbildcharaktere legen, bietet „Wrong Turn“ mit Sicherheit gute Unterhaltung in bester Hinterwäldler-Tradition. Trotz strohdoofer Handlung ist die humorlose Inszenierung mal eine willkommene Abwechslung in Zeiten, in denen jeder FSK-18 Slasher komödienhafte Züge trägt, reine Splatterfreaks sollten aber nicht zuviel Blut erwarten. Alles in allem ein in seiner ganzen Plattheit noch annehmbarer Horrorstreifen, der auf feuchtfröhlichen Filmabenden mit schlitzerfreudigem Publikum am besten aufgehoben ist.

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