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Der obligatorische Einstieg, bei dem es zwei Hobby-Bergsteiger in fulminant schwachem Schnitt erwischt, schreit nach einem Rohrkrepierer. Auch die zwei Stereotypen, die, nachdem alle Opferlämmer durch einen Autounfall in einer abgelegenen Waldgegend dann zueinander gefunden haben, bei den demolierten Autos verweilen, während sich die anderen vier auf die Suche nach Zivilisation begeben, können erst einmal nur triftige Skepsis verbreiten - triviale, unausgegorene und innovationslose Kost scheint sich mit "Wrong Turn" zusammenzubrauen. Überaus gar und goutierbar wird der Ausflug der vier sich fast nicht mehr in der Pubertät befindenden Verbliebenen (die anderen zwei bei den Autos Wartenden sind mittlerweile natürlich nicht mehr zu den Lebenden zu zählen) dann aber, als sie eine mehr als schäbige Hütte entdecken und diese im Glauben, hier Hilfe zu finden, auch betreten.

Im Häusele bietet sich ein Anblick des asozialen Chaos': Verkeimt, faul riechend, ekelhaft; auf dem Herd brodelt eine obskure, braune Suppe und im Kühlschrank befindet sich gleich eine ganze Organbank. - Sicher ist, wer hier wohnt, dem möchte man nicht unbedingt begegnen. Zu dumm nur, dass die Bewohner mit ihrer Beute gerade im Anmarsch sind. Da auch keine Zeit zum Flüchten bleibt, wird sich eben in aller Schnelle im Haus versteckt. Die Eigentümer geben sich schließlich als grunzende, vermutlich auch drakonisch stinkende Kannibalen zu erkennen, die die Fortpflanzung betreffend aller Wahrscheinlichkeit nach nur den Weg des Inzests kennen. So gut drauf, wie sie eben sind, wird auch gleich das Abendmahl angerichtet, wozu es einer kleinen Zerstückelung der Beute bedarf. - Nun hat "Wrong Turn" die Kurve schließlich doch noch früh genug gekriegt und entwickelt sich aus einem lahmen, schläfrigen Beginn zu einem kompromisslosem Schocker.

Regisseur Rob Schmidt hatte hier nun so einiges vor, nur keine Neuerfindung des Genres. Und so ist sein Film auch reichlich vorhersehbar und in seinem Storyverlauf konsequent abgedroschen. Seine Prioritäten setzte Schmidt einfach in anderen Bereichen. Entstanden ist ein dementsprechend harter, intelligenzfreier, humorloser Backwoodslasher, der keine Fragen stellt, sondern nur wirken will - nicht mehr, nicht weniger. Und diese Rechnung geht überwiegend auch auf, denn ab dem Verstecken des Quartetts in der Bruchbude gedeiht wirklich eine intensive Atmosphäre, die dem Horrorbegriff absolut gerecht wird. Die Verstümmlung des Opfers konfrontiert den Zuschauer sowohl durch suggestive Andeutungen als auch durch explizite Bilder mit gut funktionierendem Psychoterror.

Die folgende Hatz durch den menschenleeren Wald wird dann zwar nicht mehr Spannung von solch einer Intensität erzeugen, kann aber immer noch wohlwollend bei der Stange halten. Gewiss trägt ein bezaubernd kreativ dargestellter Kill in den Baumkronen besonders dazu bei; und noch besser, wenn sich da eine wunderschöne Kamerafahrt durch das Geäst bereits vorausschickt. Wer am Ende nun überlebt, dürfte nicht schwer zu erraten sein, denn das Drehbuch rieb uns die eigentlichen Hauptcharaktere, die übrigens auch in suffizienter Qualität verkörpert werden, doch schon kurz nach dem Unfall offensichtlich unter die Nase. Genauso unüberraschend kommt dann letztlich auch eine hier weniger angebrachte Pointe aus dem Abspann gewälzt, die einen der vermeidlichen Inzestler doch noch irgendwie wieder zu Tage bringt. Die Idee eines zweiten Teils sollte man bei aller Liebe aber trotzdem besser verwerfen.

"Wrong Turn" geht mit seiner relativ geringen Spielzeit nämlich genau so lang, wie die schon oft verwendete Thematik heutzutage überhaupt Stoff hergeben könnte. In dieser Zeitspanne gelingt in einer klassischen Kulisse allerdings wirklich eine teilweise sehr effektive und kurzweilige Präsentation eines routinierten Backwoodslashers. Die gegebenen Klischees und Plattheiten (partielle Abziehbild-Charaktere, Vorhersehbarkeit, triviale Schlusspointe etc...) dürfen aber dennoch nicht ungestraft davon kommen...

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