Ja, was haben wir denn da?
Ein nett aufgerüschte Zelluloidleiche aus dem Hause derer von Backwoodslasher und Kettensägenmassakrierer, frisch poliert für das neue Jahrtausend und schon bei Geburt nach Verwesung müffelnd noch schnell vor dem offiziellen Hooper-Classic-Remake ausgerotzt.
"Wrong Turn" heißt das Ganze und bei dem Titel fällt einem sofort der "Club der Toten Dichter"-feste Robert Frost ein, dem ja im Walde sich auch zwei Wege boten und er den wählte, der weniger betreten war.
Das tun unsere sechs Naturfreunde, die sich aufgrund eines Autounfalls zwangsweise durch eine zwar gut zugewachsene, aber kaum besiedelte Gegend schlagen müssen, schon aus der puren Not.
Natürlich gehen im finsteren Tann drei mutiert-degenerierte Fieslinge um, die so schröcklich aussehen, dass man uns mit Großaufnahmen bis zum bitteren Showdown verschont und die längst festgestellt haben, dass Camper lecker schmecken.
Wieder mal müssen sich unsere im Studienalter befindlichen Helden den brutalen Angriffen erwehren und büßen so einiges an Personal ein, bis sie endlich mal zurückschlagen können.
Ja, man ahnt es, das ist tatsächlich dermaßen ausgelutscht und hundertmal gesehen, dass da schon ein doller Clou eingebaut sein müsste, um uns nicht wegen Zahnlosigkeit auf dem Leisten lutschen zu lassen.
Aber nix ist, denn "Wrong Turn" wird so humor- und ironiefrei, sich so dermaßen selbst ernst nehmend inszeniert, als wäre die Geschichte frisch geschlüpft. Die Lage ist ernst für unsere Twens und das Leben endet meist tödlich, falls sie es noch gewusst hatten.
Mag sein, dass sich Hinterwäldlerfreunde zu einem Lagerfeuertänzchen hinreißen lassen, aber alle übrigen verbergen ihr Haupt in Ärgernis. Da hilft es auch nicht, dass Eliza Dushku wenigstens ihr hübsches Gesicht in die Kamera halten darf (wenn auch mit einer kreuzblöden Synchronstimme gegeißelt) und Desmond Harrington nicht ganz untalentiert in punkto Mimik ist, denn was die Figuren hier an Dia- und Monolog abliefern müssen, ist unterste Schublade im Kanal unter der Kellerwohnung. Dazu gehen einem die Billigstereotypen unmäßig auf den Keks, denn neben dem obligatorischen Fick-mich-im-Wald-Pärchen und einem fröhlichen Dullboy wird uns als zweite weibliche Hauptrolle der Archetyp des hysterischen Blödchens serviert, bei dem wir zum Herrgott beten, dass sie in der nächsten Szene endlich um die Ecke (oder den Stamm) gebracht wird.
Man benötigt keine acht Sekunden, um zu wissen, wer das hier überleben wird und so geschieht es auch, das Wort des Klischees ist Gesetz.
Da kann auch Maskenmaster Stan Winston nichts retten, denn ähnlich gräuliche Typen gab es schon besser (und witziger) in einer leckeren Akte-X-Folge und wenn wir sie dann en detail erblicken, sind sie gar nicht so abscheulich, sondern muten eher wie das an, was sie sind: ein Make-up-Produkt. Auch herbe Szenen gibt's nur unscharf, im Off oder im Halbdunkel, zwar ein wenig blutig, aber nichts, was "Silence of the Lambs" nicht schon besorgt hätte.
Wenn die Gequälten dann zurückschlagen, hat man schon so viel Frust im Bauch, dass sich nicht mal mehr ein Jawoll-Gefühl einstellen will, denn das Gehäcksel ist weder besonders gut ausgemalt, noch tut es sich durch Detailfreude hervor.
Und wer nicht sofort schreiend beim Nachspann aus dem Kino gestürmt ist, den holt auf der Treppe garantiert noch der dümmste, älteste und unerklärlichste Schlussgag aller Zeiten ein, dessen jodelnder Protagonist erst Sekunden zuvor mit einer Axt in der Brust in einer Benzinexplosion draufgegangen ist, der aber dennoch munter sein Werkzeug schwingt.
Der einzige "Wrong Turn", der hier vorkommt, ist der, mit der DVD zur Kasse oder mit der Kinokarte in den Saal zu schlendern. Ein Film, der so derbst überflüssig ist, das selbst das garantiert sinnfreie Kettensägenremake von Nispel da qualitative Vorteile haben wird. (2/10)