Eigentlich bekommt man in WRONG TURN absolut nichts neues präsentiert. Weder die Handlung, die Figuren, noch das Storyboard und die Darstellung. Und auch nicht die Tötungen und Splattereinlagen (worauf ja jemand wie Argento immer peinlich bedacht ist: dass die Mordsequenzen innovativ sind).
Warum zum Teufel macht der Film eigentlich soviel Spass?
Weil es um das eben gesagte nicht im Entferntesten geht. Ein moderner, kompromissloser Horrorfilm muss nicht unbedingt innovativ sein, um zu funktioneren.
Es geht in WRONG TURN schlicht und ergreifend um das Zeigen und Erzeugen von Stress, Angst und Überleben. Das gilt für die Protagonisten wie im Besonderen auch für den Zuschauer. Und gleichzeitig geht es Rob Schmidt offensichtlich auch um Spass. Und diese beiden Komponenten befriedigt er mit jeder Filmminute und geht dabei derart direkt und unverblümt zur Sache, dass man hier und da tatsächlich keine Zeit mehr zum Luftholen hat oder einem der Atem stockt (wie den Protagonisten).
Man kann Rob Schmidt nicht hoch genug anerkennen, dass er seine Vorbilder nicht schamlos kopiert, sondern sie als wirkungsvolle Versatzstücke einer eigenen Komposition einsetzt und zitiert. Und dass er sich nicht um narrative Strukturen oder erklärende Ursache-Wirkungsketten schert - das macht den Film erst wirklich gut. Hier gibt es eben keine Motive für die Morde. Alles geschieht vollkommen grundlos. Eine Auflösung sucht man Vergebens. Hier wird keine Geschichte erzählt, sondern werden Menschen und deren Reaktionen in einer lebensbedrohlichen Situation beobachtet. Hier wird nicht analysiert, sondern sehr direkt betrachtet - kompromisslos und trotzdem genüsslich. Der Film geht von Anfang an voll zur Sache und hört erst auf, als er aufhört (und das ist keine Tautologie). Er ist meisterlich in Szene gesetzt, photografiert und geschnitten und mit guten FX und einigen wenigen, dafür aber superben und derben Splattereinlagen ausgestattet. Und die Schauspieler sind durchweg gut und glaubhaft - also nicht das sonst übliche Teenie-Slasher-Kanonenfutter (und ein Teenie-Slasher ist der Film ja glücklicherweise nicht), das sich aus mehr oder weniger ansehnlichen, immer stereotypen und auswechselbaren Charakteren zusammensetzt, die einzig dem Body-Count dienen. In WRONG TURN agieren die Schauspieler als durchaus ernst zu nehmende, erwachsene Personen (mal von der einen oder anderen schwachen Szene abgesehen).
Alles in allem ist WRONG TURN also ein empfehlenswerter Film. Ein Splatterfilm alter Schule vielleicht, konservativ in der Idee, mit einigen Handlungsschnitzern und Fehlverhalten der Dargestellten. Und trotzdem ein sehr wirkungsvoller Film. Vielleicht, weil er fies ist. Denn WRONG TURN ist mit Sicherheit ein fieser Film. Und das meine ich ganz wohlwollend...