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Seit "Scream" das Slashergenre wieder saloonfähig machte, schwammen im Fahrwasser nicht zur zwei Fortsetzungen, sondern fanden auch etliche Plagiate, die das Genre neu erfinden wollten oder dank Selbstironie sich selbst nicht sonderlich ernst nahmen. Der von Fans geliebte, banale, kompromisslose, aber angeblich totgerittene Horror der 80er Jahre, welcher nur die beiden Motive Sex und Gewalt beinhaltete, blieb dabei fast immer auf der Strecke. " Wrong Turn", hinter dem als Produzent niemand anders als Effektlegende Stan Winston steht, entschied sich diese Tradition wieder aufleben zu lassen und überzeugt mit diesem "Old-School"-Horrorfilm. Das dabei ausführlich von "The hills have eyes", "Texas Chainsaw Massacre" oder "Beim Sterben ist jeder der Erste" geklaut wird, ist verzeihlich wie deutlich. Doch versucht der Film auch nie vorzuheucheln, dass er eigenständig oder innovativ ist, sondern will einfach nur 80minütigen, spannenden, blutigen, längenlosen Horror bieten. Das Werk bleibt ehrlich und sich selbst treu, ohne dabei lächerlich zu werden, was Regisseur wie Autor hoch anzurechnen ist.

Nach dem noch mysteriösen und nichts zeigenden Mord an einem Bergsteigerpaar bereitet das Intro den Zuschauer auf den folgenden Film mittels Zeitungsausschnitten und unheimlicher Musik vor. Im Wald von West Virginia leben, durch generationüberdauernde Inzucht, deformierte Hilbillies, die so kann man weiter deuten für das Verschwinden von Menschen verantwortlich gemacht werden. Klar, dass man sich bald selbst davon überzeugen darf...

Einmal mehr ist eine Gruppe Teenager, die in den Wäldern von West Virginia übers Wochenende campen wollten, als Opfer auserkoren worden. Gengregemäß tragen die Mädels (Wow, Eliza Dushku als Eyecandy) dabei knappe Tops und sehen überdurchschnittlich gut aus.

Zu ihnen stößt der der allenreisende Chris Finn (Desmond Harrington), der sich durch die Wälder ein Abkürzung erhofft, da es sich auf dem naheliegenden Highway staut. Dank unaufmerksamen Fahrens sorgt er gleich bei beiden Autos für Totalschaden, so dass die Teens sich über den Stacheldraht im Reifen keine weiteren Sorgen machen brauchen.

Nach der etwa 20minütigen Exposition und der Aufsplittung der Gruppe in ein Paar, dass am Auto bleibt und zwei weitere die Hilfe suchen beginnt der Horror nach "10 kleine Negerlein" Prinzip auch endlich und der hat es in sich. Wird doch das erste Opfer mit Stacheldraht stranguliert, was zu heftiger, später deutlich sichtbarer Maulsperre des Opfers, führt. Zwar entwickelt der Film auch in den späteren Kills nie die übertriebene Härte vergangener Fulcifilme, doch ist das Gezeigte weit über der Norm jüngster Horrorfilme anzusiedeln. Stan Winston zeigt mit seinen Arbeiten einmal mehr, dass er sein Handwerk versteht und handgemachte Effekte immer noch wirksamer sind und echter aussehen als die besten Computereffekte sind.

Nachdem das hilfesuchende Quartett auf die Hütte der Hillbillies trifft und diese auch betritt, können sie sich ausmahlen auf was sie hier getroffen sind. Brodelnde Kochtöpfe, blutige Einmachgläser und Massen an Touristengut wie Sonnenbrillen sorgen für ein ungutes Gefühl. Die Hütte ist indes schmutzig, düster, nicht sonderlich hygienisch (eben genau, wie man sich so eine Hütte vorstellt) und wird dank toller Kameraeinstellungen sehr atmosphärisch eingefangen . Als dann das degenerierte Trio urplötzlich nach Hause kommt und die 4 in die kaum vorhandenen Verstecke fliehen, beginnen die Hinterwäldler ihr blutiges Hobby und beginnen die Leichen zu zersägen. Regisseur Rob Schmidt gelingt dabei eine erstaunlich gelungene Gradwanderung zwischen tatsächlich gezeigten Brutaloszenen ala Fulci und angedeuten Greultaten an der Leiche, die aber später nochmal explizit begutachtet werden darf.

Irgendwann sind die Jungs aber von ihrer Arbeit so müde, dass sie ein Nickerchen halten, was die Teenies schließlich zur Flucht nutzen. Da sie aber bemerkt werden, beginnt die rastlose Hatz auf sie, die einmal mehr spannend wie hart ausfällt. Durch den Wald jagend vermischen sich Verfolgeransichten mit der, der Opfer. Spannungsgeladene Musik erzeugt zusammen mit dem scheinbar unendlichen Wald die unheimlichste Atmosphäre seit langem, die nur noch von der mondscheinbeleuchteten Nacht getoppt wird. Klar, dass das Quartett dabei blutig und überraschend von den archaischen Werkzeugen (Axt, Pfeil und Bogen, etc) der Hinterwäldler dezemiert wird. Heftigste Szene ist dabei die Köpfung eines am Baum stehendenTennies: Mittels einer Axt, die im Baumstamm hängen bleibt, köpft ein Hillbillie sein Opfer und während der Rest des Körpers zu Boden fällt, bleibt der Kopf auf der im Baum steckenden Axt liegen.

Doch das ist nicht einzige Highlight, denn der tödlich verlaufende Kurzauftritt eines Polizisten besitzt kurz darauf ebenfalls ein hohes Maß an überraschender, nicht vorhersehbarer, brutaler Kompromisslosigkeit, die den Film auszeichnet und am Ende wieder deutlich wird, bei dem die Hillbillies mit ihren eigenen Waffen geschlagen werden.

Fazit:
"Wrong Turn" ist ein brutaler (aber nicht übertrieben), spannender,unvorhersehbarer, kurzer, aber knackiger Horrorfilm, der über die gesamte Laufzeit von gerade mal 80 Minuten überzeugen kann. Dank seiner harten, ungeschönigten Darstellungsweise und erstklassiger Make-Up-Arbeit von Stan Winston, sowie den oft Blickwinkel wechselnden Verfolgungsjagden im Wald, wird der Film nie langweilig. Ein Kleinod unter den modernen Horrorfilmen, das sich die Motive längst vergangener Horrorfilme vornimmt und ein paar technische Stärken von heute hinzufügt. Absoluter Geheimtipp, der das Genre aber nicht neu erfindet, sondern sich geschickt der Stärken seiner Genreverwandten bedient. Ansehen und genießen!

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