Bei Filmen wie „Wrong Turn“ stellt sich der geneigte Zuschauer die Frage, ob es eine Zukunft für den Horrorfilm geben kann. Angekündigt als die Rückbesinnung auf die gute alte harte Gangart (als Abkehr vom Fun-Horror), ist dieser Film nicht anderes als ein peinlicher Aufguss erfolgreicher Klassiker (maßgeblich TCM und „The Hills have Eyes“) gewürzt mit einer neuer Generation jugendlicher Opfer und bar jeglicher Spannung. Und gänzlich ohne Überraschungen.
Blut fließt mäßig, da man ja von dem geschäftsschädigenden Einfluss eines harten US-Ratings weiß. Wobei man anerkennen muss, dass dieser Film für seine FSK 16 recht gewalttätig ist. Und er verzichtet wohltuend auf die sonst üblichen Nacktszenen, die in der Vergangenheit schon manchen ähnlich strukturierten Film retten sollten. Hupfdohlen in knappen Unterhemden sollen reichen, um das männliche Zielpublikum bei Laune zu halten.
Außerdem ist anerkennungswürdig, dass bei „Wrong turn“ auf das obligatorische Überraschungsende verzichtet wurde. Immerhin!
Ansonsten werden sämtliche Klischees des Genres durchgekaut. Wir wissen doch vorab, dass im Wald degenerierte Lotterbuben hausen, die harmlose Passanten überfallen und aufessen. Und wir wissen von Anfang an, wer diesen Film überleben wird. Also was soll an diesem Film spannend sein? Normalerweise die Tötungsarten. Aber hier wird mit Ausnahme des Köpfens in der Baumkrone wenig Phantasie aufgewendet (diese sehr unterhaltende Szene ist aber in reinster Fun-Horror-Art, was doch gar nicht erwünscht ist).
Ansonsten wird Spannung durch die Ausstaffierung der Bedrohung aufgebaut. Aber auch hier hat „Wrong turn“ nichts besonderes zu bieten. Die Hinterwäldler sind in Ordnung, kommen aber an die wirklich illustren Mörder anderer Filme nicht ansatzweise heran. Dafür macht der Wald seine Sache recht ordentlich. Das Team hat eine passende Ecke in Amerika gefunden, um die Story würdig in Szene zu setzen. Auch die Bauten, sei es nun die Hütte oder der Wachturm, sind ordentlich ausgestattet.
Was praktisch gar nicht zu akzeptieren ist sind die schauspielerischen Leistungen der Akteure und die Ideenlosigkeit der Regie. Der geneigte Zuschauer wird lange brauchen, um zu entscheiden, was im Summe größere Schmerzen bereitet hat. Ich habe mich für die Schauspieler entschieden, da ihre schwache Darbietung die unlogischen Handlungen der Charaktere fatal unterstreicht (Wer bitte muss in einer unheimlichen Kannibalenhütte aufs Klo und betrachtet sich nur im Spiegel? Und wer hält sich am Unterboden eines Geländewagens fest, um mit ihm unbeobachtet durch den Wald zu fahren? Und wer versteckt sich im dunklen Wald und macht erst einmal am einzig weit sichtbaren Ort Licht an?) Bei „Wrong turn“ gehen schlechte Mimen und unfähige Drehbuchautoren eine katastrophale Allianz ein. Diesen Film kann man nicht ernst nehmen, auch wenn man gebeten wird, dies zu tun.
In Summe ist „Wrong turn“ ein schlecht gemachter Abklatsch, der schnell vorbei ist, einen gut schlafen lässt und keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Wer noch nie einen der abgekupferten Klassiker gesehen hat, mag diesem Film etwas abgewinnen. Ich fand ihn sehr mäßig, gebe ihm gut gemeinte drei Punkte (es geht noch schlechter) und kann ihn mit gutem Gewissen niemandem empfehlen.