Review
von Leimbacher-Mario
Von einem Fan für uns Fans
Nach comichaften Ausflügen in die Milliarden-Blockbusterriege kehrt James Wan zu seinen Ursprüngen und wahrhaften Leisten zurück - doch man könnte sagen, er bleibt dem Comichaften und den Karikaturen gleichzeitig ebenso treu. Klingt komisch - ist „Malignant“, in dem grobst beschrieben eine junge Frau von mörderischen Erscheinungen geplagt wird, obwohl sie jedes Mal kilometerweit von den Tatorten entfernt ist… Verfolgt sie ein Schatten aus der Vergangenheit? Was ist das für ein haariges Monster, das da nachts die Straßen und Häuser unsicher macht? Und erhöhen leichte Schläge auf den Hinterkopf wirklich das Denkvermögen?
„Malignant“ hat einige echte bizarre Subgenres, Ideen und Aufhänger auf Lager, irgendwo zwischen den Stühlen, zwischen „Insidious“, „Firestarter“ und einer italienischen Giallo-Version von David Cronenberg. Und das alles mit vollem Hollywoodbudget der Gebrüder Warner. Respekt! Das kann sich momentan fast nur Wan erlauben, das wird auf viele wirr, bescheuert und trashig wirken - auf andere, wie mich, jedoch sehr reizvoll und mit gut baumelnden Eiern ausgestattet. Die Hauptmadame ist sehr ansehnlich, jedoch eher austauschbar. Der Killer, die andere Seite der Medaille, wird dagegen sehr clever und fast ikonisch dargestellt und aufgebaut. Von elektrischer Telepathie über fiesen Bodyhorror bis hin zu den knalligen Farben und ledrigen Handschuhen alter Nicht-so-Bella Italia-Schule - „Malignant“ hat das Zeug zum Kultliebling, kann momentan zu Beginn seiner „Laufbahn“ allerdings fast nur übel aufstoßen. Verlernt hat Wan jedoch gar nichts, ganz im Gegenteil. Er versucht seinen Vorbildern zu huldigen, setzt wilde Ideen um und weiß genau, wobei alte Genrehasen die Zunge schnalzen. Sicher hätte er sich auch dieses Mal ein paar mehr Wohlgesonnene beim Mainstreampublikum a la seinen vorangegangen Hits gewünscht - aber es geht eben fast nur Fulci oder Spielberg, selten beides zusammen. Doch auch über diesen Spagat stolpert „Malignant“ kaum. Er gefällt mir einfach richtig gut und weiß ganz genau, wie absonderlich und anders er die meiste Zeit ist. Where's My Mind? Eiskalter Todesengel? Allein das Finale ist dermaßen bananas, dass man gleichzeitig mit den Ohren schlackert, mit dem Kopf schüttelt und breit grinst. Selbst wenn etwas viele Fragen (für Sequels?) offen bleiben. Monstermadness. Mutiger Mix. Nochmal: Respekt!
Fazit: nichts für Mainstream- und Gelegenheitsgucker. Dafür ein skurriler Schmaus für wesentlich eingefleischtere Horrorfans. Zwischen Giallo und Genrestühlen, zwischen Kunst und Knall, zwischen Hommage und Satire, zwischen Geniestreich und Unfall, zwischen Methode und Manie, zwischen Bodyhammer und Bizarro, zwischen Trash und Klasse. James (im) Wa(h)n(sinn)!