1995 startete der junge, bis dato unbekannte, Regisseur Michael Bay seine Karriere mit einem Buddyactioner, der gerade mal 23 Millionen kostete und nach weit mehr aussah. Die damaligen Sitcom-Stars Will Smith und Martin Lawrence wurden über Nacht zu den gefragtesten Gesichtern Hollywoods. Für das blockbustererprobte Finanziererduo Jerry Bruckheimer und den inzwischen verstorbenen Don Simpson läutete Bay eine Blockbusterära ein, die bis heute anhält und den Namen "Bruckheimer" zum Synonym für spektakuläre, sinnfreie Popcornspektakel (jüngst: Fluch der Karibik) machte. In den folgenden Jahren sollte sich dieser Erfolg mit seinen Werken "The Rock", Armageddon" und "Pearl Harbor" fortsetzen. Doch mit immer höheren Budgets verfiel der Regisseur der glänzenden, spektakulären Optik, deren Basis sich immer weiter neutralisierte und dem Mainstreampublikum anpasste. Während Will Smiths Karriere in diesen Jahren mit Blockbustern wie "Men in Black" steil anstieg, musste sich Martin Lawrence mit mittelmäßigen Polizeikomödien ("Diamanten Cop, Big Mamas House etc) zufrieden geben. So dauerte es acht lange Jahre, bis das Team wieder gemeinsam einen Film anging. Die Fortsetzung zum ersten und vielleicht besten Michael Bay Film.
Die beiden Detectives Marcus Burnett (Martin Lawrence) und Mike Lowrey (Will Smith) sind nach wie vor bei der Polizei von Miami und infiltrieren den KKK-Clan, bei einem nächtlichen Treffen. Doch den selben Platz in Floridas Sümpfen hat der Drogenbaron Hector Juan Carlos "Johnny" Tapia (Jordi Mollà, die klischeehafte (unrasiert, lange fettige Haare) Schwäche des Films und Tchéky Karyo keinefalls ebenbürtig) als Umschlagplatz für seine Drogen auserkoren, was in genau dieser Nacht eine DEA-Einheit auf den Plan bringt, die nur auf den Zugriff wartet. Als das Unterfangen der beiden Hauptfiguren aus der Kontrolle gerät, Mike Marcus in den Hintern schießt und die Spezialeinheit zugreift ist das Chaos perfekt. Die Rassisten sind nämlich recht gut bestückt und nur das Eingreifen ihrer Kollegen kann die beiden Cops retten.
Die Inszenierung hierbei ist nach dem effektgewaltigen Blockbuster der letzten Monate überraschend altmodisch geraten, was als positiv einzustufen ist. Keine hektischen Nahansichten der herumwirbelnden Charaktere und sehr selten Stilmittel (und wenn dann auch nur Slowmotion), was für eine gute Übersicht des Geschehens sorgt. Waren Bays letzte Werke doch ganz klar für das jüngere Publikum bestimmt, so sieht man hier gleich, dass der Actioner für Erwachsene inszeniert wurde. Spritzende Shootouts und Headshots sind während des gesamten Films zwar zu sehen, aber nicht in der Häufigkeit des Vorgängers. Dafür wird hier etwas makaber mit bleichen Leichen gespielt, die schon mal aus dem Wagen purzeln oder der Kopf abgetrennt wird. Da Marcus nicht sonderlich gut mit Leichen "kann" sind amüsante Szenen vorprogrammiert.
Auf die Mithilfe von CGI wurde in den Actionsequenzen übrigens möglichst selten und nur in spektakulären Kameransichten zurückgegriffen.
Ganz ungewöhnlich für den Actionspezi ist die Zeit, die er sich für das Copduo nimmt. Burnett ist langsam mit seinen Nerven so ziemlich am Endeund versucht sich mit Meditation zu beruhigen, da sein machohafter Partner gern größtmöglichstes Risiko ohne Rücksicht auf Verluste eingeht. Das Mike heimlich mit seiner Schwester Syd ( Gabrielle Union, austauschbares Gesicht) eine Beziehung hat weiss er noch gar nicht. Da sie beide bei ihm unabhängig voneinander auftauchen ist für doppeldeutige Dialoge und daraus resultierende Tollpatschigkeit Burnetts gesorgt.
Aber als Marcus erfährt, dass seine Schwester als Undercoveragentin in der kriminellen Szene (u.a. Auftritt von Peter Stormare, als Drogenhändler) Kontakt mit einem der gefährlichsten Drogenbosse Amerika aufnimmt, erwacht der Beschützerinstinkt in ihm. Und das nicht zu spät, denn schon bald stecken sie im Krieg zwischen rivalisierenden Drogengangs. Der Actionschwerpunkt wird hierbei fast ausschließlich auf Autoverfolgungsjagden gelegt, bei denen es im Verlauf zu Schießereien kommt, was auf die Dauer eintönig wie vorhersehbar wird. Dank einiger Höhepunkte (u.a. der aus dem Trailer bekannten Jagd auf den Autotransporter, von welchem dann die Autos purzeln) wird das Geschehen aber zumindest optisch attraktiv gehalten. Bei den späteren Schießereien mit Jamaikanern soll die 360° Ansicht zwischen zwei durch eine Wand getrennte Zimmer nur einer der vielen Höhepunkte sein, denn Bay besitzt diesbezüglich eine Menge Einfallsreichtum.
Wie oben schon erwähnt, nimmt man aber immer wieder kurze Auszeiten, in denen sich die beiden Cops gegenseitig auf die Nerven gehen oder sich foppen können, was dank ihrer Wortgewandheit zu echten Brüllern führt. Auch werden einige Szenen (Kotzanfall Marcus, als er Leichen sieht) und Sprüche aus Teil 1 etwas verändert, aber mit einem hohen Wiedererkennungswert versehen. Die Chemie zwischen Will Smith und Martin Lawrence stimmt, wie schon im Erstling und ist die Essenz des Films. Denn wenn der Freund von Burnetts 14jähriger Tochter vor der Tür steht und die beiden ihn erstmal nach allen Regeln der Kunst verarschen, ist kein Halten mehr. Ein späterer Slapstickauftritt des auf Ecstasy befindlichen Marcus, der nach längerer Impotenz endlich wieder einen Ständer hat ,in Captain Howard Haus, ist ebenso ein Höhepunkt wie seine Voyeurrolle beim Rammeln zweier Ratten (Marcus: Die ficken ja wie Menschen/ Mike: Das bringt mich jetzt wirklich weiter) auf des Drogenbosses Dach, wo die beiden sich später als Kammerjäger einschleichen.
Musikalisch kann er, trotz guter Chartmucke, leider nicht ganz an den Vorgänger heranreichen. Dessen Theme sorgt nach wie vor für wohlige Gänsehaut, was hier nicht der Fall ist. Dafür kann er aber mit anderen Stärken des Vorgängers, wie schnelle Autos und sehr hübsche Frauen, aufwarten. Hinzu kommen liebgewonne Charaktere, denen hier aber weit weniger Platz eingeräumt wird. Weder Marcus Frau, noch Captain Howard (Joe Pantoliano, immerhin drei Auftritte mit Lachkrampfgarantie) kommen hier groß zur Geltung.
Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt der finale Showdown des Films, in dem die beiden Cops ,unterstützt von ein paar sich zu ihnen gesellenden DEA-Cops, sich in ein gewisses amerikafeindliches Land begeben, um dem flüchtigen Drogenbaron in seiner Villa zu stellen. Um es vorweg zu nehmen: Ein referenzverdächtiges Actionfeuerwerk, mit blutigen Einschüssen und rumsenden Explosionen, bei der die ganze Villa zerlegt wird, ist genauso garantiert, wie eine brachiale "Hummer"-Verfolgungsjagd, die dann zum glücklichen Ende führt. Leider übertrieb Bay es etwas mit der Inszenierung, denn bei massivem Einsatz von Bazooka und C4 glaubt man sich bald in einem Kriegsfilm wiederzufinden, an statt in einem Actioner. Unterhaltsam ist das dennoch allemal. Allein schon wegen des kurzen, aber ironischen Auftritts von Alexei (Peter Stormare)
Fazit:
Michael Bay gelingt mit "Bad Boys 2" fraglos der Actionhit des Sommers, vielleicht sogar des Jahres. Die Action ist, und dafür bin ich dankbar, meist im klassischem Stil inszeniert und verzichtet auf die aktuell gängigen Stilmittel. Die Dialoge zwischen Smith und Lawrence sind genauso zum Brüllen wie einige ihre Auftritte (z.B. als Kammerjäger). Dennoch reicht es nicht zur Höchstwertung, was an dem leider sehr vorhersehbaren und nicht sonderlich originellen Script (*gähn* mal wieder ein schmieriger Drogenboss) und der ausstrahlungsarmen, schwachen Performance von Bösewicht Tapia Darsteller Jordi Mollà liegt. Ob der Film nun wirklich 2,5 Stunden gehen muss, oder auch 30 Minuten weniger gereicht hätten sei mal dahingestellt. Zumindest verpassen wir so nichts. Teil 3 darf kommen.