Skandinavischer Humor
Die nordischen Völker Europas erstaunen mich immer mehr. Nicht nur, dass ihre Filme oft auf hohem Niveau gedreht sind und einige weltbekannte Künstler (von Trier, Vinterberg,...) von dort oben kommen. Auch ihr Sinn für Humor ist beachtlich. So gibt es zwischen der tiefstschwarzen, deftigen Seite (In China essen sie Hunde, Flickering Lights) und der trockenen, minimalistischen Lakonie (Kaurismäki!) auch die leichtere, aber nicht minder lustige Form der Komödie vertreten. Das beste Beispiel hierfür sind die Filme von Josef Fares (auch "Jalla! Jalla!") - sie glänzen durch ihre Einfachheit, gar nicht so sehr durch Originalität, aber durch extrem gut sitzendes Timing und Liebe zum Detail.
In "Kopps" geht es um eine kleine, eingeschworene Truppe von Dorfpolizisten auf dem schwedischen Land. Die 4 Männer und eine Frau sind im ganzen Dorf bekannt und tun aufgrund der fehlenden Kriminalität nichts anderes, als Dasitzen, Tee trinken, ab und zu eine Kuh wegschaffen, Waffel-Hotdogs essen, und Karten spielen. Die Welt scheint in bester Ordnung, jeder lebt so seine Macken aus, bis eines Tages eine Beamtin vorbeikommt und im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen die Dorfwache schließen will. Verzweifelt stellen sich die Polizisten dem entgegen und beginnen mit recht direkten Mitteln "der Statistik nachzuhelfen". Sie zetteln lauter Verbrechen an und erfinden eine fiktive Gang, die auf einmal anzufangen scheint, die Stadt zu terrorisieren. Die Würstchenbude wird dann angeblich mit einem Granatwerfer in die Luft gejagt, Schießereien finden statt, Diebstähle und sogar eine Entführung. Langsam scheint jedoch Jessica, die Beamtin, Wind von der Aktion zu bekommen, zumal sich auch noch Jakob, einer der Polizisten, in sie verliebt. Den Dorfsheriffs wird die Sache schlussendlich eine Nummer zu groß...
Viele bekannte Gesichter wird der begeisterte "Jalla! Jalla!"-Zuschauer wieder erkennen. Und auch der Humor kommt einem bekannt vor. Fängt der Film zwar ziemlich gemächlich an und spart mit den Gags, so fährt er im Finale sämtliche komödiantischen Geschütze auf und zielt zeitlich präzise auf alle Lachmuskeln, sodass in der letzten Verfolgungsjagd wirklich kein Auge mehr trocken bleibt. Also ich habe mich zumindest nicht mehr halten können.
Dabei ist die Liebe zum Detail und der große Drehspaß ständig zu spüren. Die Schauspieler sind voll bei der Sache, an Gags und gelegentlichen Skurrilitäten wird kaum was ausgespart. So gibt es den normalen Dorfhumor, einige Situationskomik hinsichtlich der Beziehungen zwischen den Charakteren, und ständige Seitenhiebe auf den allseits bekannten stilisierten Action/Kriminalfilm, wie er ständig im Kino oder im TV läuft. Zwar sind einige der Gags, wie zum Beispiel der Bullet-Time-Effekt nun wirklich alt, aber im Zusammenhang mit dem gemütlichen Ambiente einer schrulligen Landkomik und einem scheinbar nicht so hohen Budget zünden die Gags erstaunlicherweise trotzdem. Besonders lustig sind etwa die "Motherfuckin Super Cop"-Anwandlungen und Popcorn-Action-Träume des Polizisten Benny, der in seiner Freizeit gerne Stirnbänder mit Namensinitialen strickt.
Jeder Witz passt vom Timing perfekt und der Film steigert sich konsequent in eine wahre Salve von zwar seichtem, lockerem, aber eben wirklich gutem Humor rein. Was man aus dem totgeglaubten, weil ausgenudelten Slapstick-Genre mit einer Prise Parodie und Kulturkomödie noch an genialen Einfällen herauskitzeln kann, beweist Fares mit Bravur. Selbst die dämlichsten Running-Gags, wie Jakobs Tick mit der Wagenhupe, können bis zum Schluss amüsieren. Es hat sich seit langem mal wieder gelohnt, für eine Komödie ins Kino zu gehen. Die Schweden könnten sich mit solchen Filmen echt Kultstatus verschaffen. 8/10.
PS: Für Fans vom klassischen (noch guten) Popcorn-Kino sei noch auf die köstliche kleine Anspielung auf "Back to the Future" verwiesen, die man hier wohl am wenigsten erwartet hätte.