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Clint Eastwood („Dirty Harry“, „Unforgiven“) ist nicht nur eine lebende Legende, sondern auch ein kleines Wunder. Da filmt er sich in den letzten 11 Jahren mal quer durch alle Genres und liefert, abgesehen von „True Crime“, Qualitätsarbeit ab. Auch wenn es an den Kinokassen nicht immer zum großen Erfolg reichte, waren die Kritiker begeistert. Mit “Mystic River” sollte er sich an ein schwermütiges Drama machen, das auf einem Skript Brian Helgelands („Payback, L.A. Confidential“) fußt. Dem habe ich nach seinem Mysterydebakel „The Order“ so ein ausgezeichnetes Skript gar nicht mehr zugetraut. Es geht also doch noch...

Eastwoods aktuellstes Werk ist ein filmischer Schlag in die Magengrube. Keine softe Unterhaltung, sondern ein knallhartes, humorloses Stück Drama, das einen runterzieht. Das ist kein Entertainment, sondern purer Pessimismus in den man da getaucht wird. Getragen wird er von drei Hauptdarstellern, die zumindest in zwei Fällen schon lange nicht mehr so brillant gespielt haben. Jimmy Markum (Sean Penn, „U-Turn“, „I am Sam“), Dave Boyle (Tim Robbins, “Arlington Road”, “The Shawshank Redemption”) und Sean Devine (Kevin Bacon, “Sleepers”, “Echoes”) sind seit Kindheitstagen Freunde. Als sie in jungen Tagen beim Spielen auf der Straße von einem angeblichen Polizisten angesprochen werden, soll sich für Dave sein Leben schlagartig ändern. Nicht nur sein Leben, sondern auch seine Person, denn er wird vier Tage von den beiden Männern missbraucht – bis er flüchten kann.

Inzwischen erwachsen hat jeder seine Probleme mit sich zu tragen. Boyle ist innerlich verschlossen und konnte seiner Frau nie sein Kindheitstraum anvertrauen und Sean, inzwischen Polizist, hat mit seiner in Scherben liegenden Ehe zu kämpfen. Jimmy scheint, trotz Knastaufenthalts, sich noch am besten entwickelt zu haben. Er lebt glücklich in zweiter Ehe. Als seine älteste Tochter umgebracht wird, soll sich auch das schlagartig ändern.

Was die drei hier schauspielerisch abliefern ist absolut Oscar-reif und inzwischen ja auch Oscar-gekrönt. Sean Penn ist als von Wut und Trauer zerfressener Familienvater in manchen Szenen zwar kurz vorm Overacting, bleibt dabei aber glaubwürdig. Man spürt als Zuschauer förmlich wie sich in ihm die unterschiedlichen Gefühle aufstauen – wie er zu einem brodelndem Vulkan wird, der den Mörder unbedingt fassen will.
Tim Robbins gibt eine nahezu ruhige Vorstellung des David Boyle. Steht Penn dabei aber in nichts nach. Er hat ein Geheimnis, traut sich nur leider nicht es Preis zu geben. Der Zuschauer hält den armen Mann für den Schuldigen. Nur ist das nicht zu offensichtlich? Dieser schwermütige, gezeichnete Mann hat kaum Freunde an seinem Leben, wird innerlich von seinen Ängsten aufgefressen und versucht sich zu offenbaren. Doch das gelingt ihm bei all den Schmerzen nicht.
Kevin Bacon geht die Sache etwas distanzierter heran. Ist als aus der Kleinstadt heraus gewachsener Polizist dem Umfeld auch etwas entronnen. Hat allerdings oft mehr mit seiner Ehe, als mit dem Fall zu kämpfen. Man spürt wie ihn die Vergangenheit wieder einholt, wie er sie rückgängig machen will und dass er nicht glauben möchte, was dort geschehen ist. Ihm „Matrix“-Star Laurence Fishburne zur Seite gestellt. Jemand der die Szenerie wenigstens etwas auflockert.

Man könnte „Mystic River“ vorwerfen, er wäre zu lang, würde sich zu ausführlich in Schmerzen und Trauer suhlen. Der Film hat, nicht zuletzt dank der düsteren, bleichen Bildkompositionen, eine unglaublich nihilistische Atmosphäre.
Sicher ist nicht jede Szene wichtig, aber diese langsame Erzählweise und die Wandlung von Thriller zu Drama, machen den Film aus. Hier ist keine Person wichtig oder unwichtig, jede Nebenrolle hat einen Sinn und trägt zum Verlauf des Films bei.

Wie der Film, obwohl der Zuschauer glaubt alle Fakten gesammelt zu einer Auflösung zu gekommen zu sein, den Zuschauer an der Nase herumführt, dürfte nicht jedem schmecken. Besonders in Hinblick auf das tragische Ende. Fakt ist aber, dass „Mystic River“ ein Drama und kein Thriller zum Mitfiebern ist. So sei der überraschende Schluss entschuldigt.

Selten kann man so in die Gefühlsebenen der Filmcharaktere so tief eindringen wie in diesem Film - auch wenn die klare Identifikationsfigur fehlt. Schmerz, Wut, Angst – nichts davon bleibt dem Zuschauer vorenthalten. Er ist mit von der Partie, muss alles das über sich ergehen lassen und bis zum bitteren Ende aushalten.

Fazit:
Clint Eastwood gelang mit „Mystic River“ großes Schauspielerkino, dass leider hin und wieder etwas langatmig geriet und am Ende nicht ganz die Erwartungen der Zuschauer erfüllt. Brillant gespielt und von einer drückenden Atmosphäre geprägt ist dieser Film in der heutigen Filmszene eine erfrischend andere Erfahrung. Dramatisch, packend, berührend und mitreißend!

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