Review

Achtung, ein paar Spoiler...

Boston. Drei Jungen spielen auf der Straße. Sie sind schon lange eng befreundet und pinseln ihre Namen in frisch gegossenen Beton. Ein Auto hält an und ein Mann stellt die Jungs zur Rede, einer von ihnen - Dave - muss ins Auto steigen und erlebt anschließend ein Martyrium, denn er wird von Männern tagelang in einem Versteck misshandelt und missbraucht. Nach der kurzen Einleitung sehen wir 25 Jahre später erneut die drei Freunde, Dave als verstörten Einzelgänger, Sean als Cop und Jimmy, dessen Tochter Opfer eines Verbrechens wurde. In der Mordnacht kommt Dave blutüberströmt nach Hause zu seiner Frau und sagt, er habe einen Mann getötet...

Ein schwermütiger Brocken ist dieser Streifen von Clint Eastwood als Regisseur, und sein Fernbleiben im Film als Schauspieler hat wohl zur Folge, dass er sich bis auf kleinste Detail bei seiner Arbeit konzentrieren konnte, denn in „Mystic River" steckt eine Menge Herzblut, das spürt man als Zuschauer in nahezu jeder Szene. Die ganze Zeit über ist eine bedrückende Atmosphäre greifbar, die Menschen haben allesamt Schicksalsschläge hinter und auch noch vor sich und es wird in keiner Szene ein Hauch von Optimismus verbreitet. Dazu kommt auch ein düsterer Farbschleier in den gezeigten Bildern, sodass dieser Look einen fast an „Sieben" erinnert, ohne freilich dessen Brutalität zu erreichen, vielmehr dominieren hier die leisen Töne. Und doch - als Thriller funktioniert der Film nicht ganz reibungslos, trotz der großartigen Schauspielerleistungen, allen voran Sean Penn als verzweifelter Vater des Opfers.

Eastwood lässt sich bei der Entwicklung der Geschichte und der Auslotung der beteiligten Charaktere Zeit, manchmal zu viel vielleicht. Denn die eigentliche Story - die Suche nach dem Mörder - wird dabei zu oft ausgebremst. Dass Dave nicht der Mörder ist, spürt der Betrachter ohnehin von Anfang an, und so ist der Plot um einen Punkt bei der Tätersuche reduziert. Andere Szenen, wie die befremdlichen Telefonate von Sean mit seiner uns unbekannten Verflossenen, tragen nicht wirklich was zum Geschehen bei. Als die Geschichte schließlich in einen Wettlauf bei der Tätersuche zwischen Sean und Jimmy ausartet, überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Dabei ist Jimmy der scheinbar Schnellere, doch seine Deutungen sind fatal und seine Lynchjustiz erschreckend. Dass Sean, der davon erfährt, ihn unbehelligt lässt, wird beim Zuschauer auf unterschiedlich geartete Akzeptanz stoßen, etwas seltsam wirkt das Ende des Filmes aber auf jeden Fall. Vorstellbar, dass sich Sean schuldig gefühlt hat, weil er mit seinen Ermittlungen nicht schnell genug war, wer weiß es schon genau...

Fazit: Der Mystic River, der durch Boston fließt, ist eigentlich kaum im Bild zu sehen, wenngleich er stummer Zeuge trauriger Geschehnisse war. Der mystische Fluss des Lebens mit all seinen tragischen Wendungen ist aber übermächtig präsent in diesem Melodram. Als Thriller allerdings ist der Film etwas zu langatmig in der Inszenierung geraten. Dennoch ein ungewöhnlicher Film mit bedrückenden Bildern.

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