Review

Brian Helgeland ist ein erstklassiger Drehbuchautor, wie man an L.A. Confidential, Payback, Bloodwork und Mystic River deutlich sehen kann. Brian Helgeland ist auch ein ordentlicher Regisseur, was man wiederum an "Ritter aus Leidenschaft" und "Payback" erkennt.
Erstaunlicherweise gelingt es ihm bei "Sin Eater" sowohl ein unglaublich dämliches Drehbuch abzuliefern und zudem noch mit seiner Regiearbeit den Film vollends zu vernichten.

Religiös angehauchte Mystery Thriller sind ja seit Jahren ungemein angesagt und kaum ein Star kommt drum herum in einem mitzuspielen. So hat sich wohl auch Brian Helgeland gedacht dass es sicherlich keine schlechte Idee ist auf diesen Zug aufzuspringen. Da er wohl noch in engerem Kontakt mit seinen drei Hauptdarstellern aus "Ritter aus Leidenschaft" stand, hat er diese kurzerhand auch für "Sin Eater" verpflichtet, offenbar aber ohne vorher zu überprüfen ob man ihnen die jeweiligen Rollen abkaufen würde, bzw. ob die Rollen überhaupt irgendeinen Sinn ergeben. So gibt es einen perfekt aufgestylten Heath Ledger als Priester, Shannyn Sossamon als Irre, in die sich der Priester verliebt und Mark Addy, der ebenfalls eine Priester spielt aber eher die Rolle des witzigen Sidekicks inne hat, die in diesem düsteren Thriller absolut unpassend wirkt.

Jetzt aber zu dem, was Helgeland versucht als Story zu verkaufen. Es gibt einen Sünden Träger, der von Benno Fürmann ganz ordentlich gespielt wird, der seit Jahrhundert auf der Erde ist und in der Lage ist den Menschen die Sünden abzunehmen und ihnen somit den Zutritt zum Himmel zu ermöglichen. Als er den alten Priester der Alex (Heath Ledger) und Thomas (Mark Adddy) "ausgebildet" hat, so von den Sünden befreit und der sich anschließend umbringt, machen sich die beiden auf den Weg nach Rom um den Tod ihres Mentors zu untersuchen. Dabei treffen sie nicht nur auf eine seltsame Untergrund Kultgemeinde, sondern auch auf den Sünden Träger, der letztlich seine Kräfte auf Alex überträgt, der ab da selber der unsterbliche Sündenträger ist. Bis zu diesem Ende, das sich bereits nach spätestens einer halben Stunde deutlich abzeichnet, kommt, muss man so einiges ertragen. Da wäre zunächst mal Mara (Shannyn Sossamon) die aus einer Irrenanstalt flieht in der sie ist, weil sie Alex bei einem Exorzismus angeschossen hat (!!), sie verspricht ihm aber, ihn nie wieder anzuschießen und alles ist gut. Das sie trotzdem ohne weiteres von den USA nach Rom fliegen kann erscheint da doch etwas seltsam. Überhaupt ist ihre Rolle mehr oder weniger überflüssig und dient wohl nur dazu eine Sexszene in den Film einzubauen. Denn für die Story hat sie letztlich eine eher geringe Bedeutung. Überhaupt wirkt der Film teilweise unglaublich schlecht zusammengestückelt, Handlungsstränge verlaufen ins totale Nichts, manche Dinge ergeben keinerlei Sinn und wieder andere wirken unglaublich lächerlich. So tauchen im Film immer wieder zwei Kinder auf, die wohl Dämonen seien sollen, aber keinerlei Aufgabe innerhalb des Films haben, ebenso wie die lächerliche Nebenhandlung, die Robocop Peter Weller als Anführer eines Okkulten Zirkels präsentiert, der versucht der nächste Papst zu werden. Warum er aber in den Abwasserkanälen unter Rom wohnt, und dort ein Orakel aus lebenden Menschen hat, die sich erhängen lassen und als letzte Worte noch etwas orakeln, bleibt vollkommen im unklaren und wirkt absolut lächerlich, da rettet auch die optisch anspruchsvoll gestaltete Kulisse des "Tempels" der Sekte nichts.
Es gibt auch immer wieder unglaublich unpassende Ausflüge in die Niederungen einer Buddy Komödie, so darf Thomas einen blöden Spruch nach dem anderen reißen, so etwa wenn er den Orden dem die beiden Priester angehören als "eine Art SEK der Kirche" bezeichnet oder er Alex dauernd, aus irgendwelchen Gründen, Spaghetti nennt. Das wirkt unglaublich dämlich und lächerlich.
Gleiches gilt auch für die Computereffekte, für die der Film übrigens extra noch einmal verschoben wurde, da man mit der ersten Fassung der Effekte nicht zufrieden war. Ich möchte gar nicht wissen wie die aussahen, wenn die überarbeiteten schon zu keinem Zeitpunkt auf dem Stand der Technik sind und zu dem ebenfalls vollkommen unpassend wirken. Es sieht einfach seltsam aus wenn die Sünden der Menschen aussehen wie überdimensionale Meerestiere. Über kleinere Ungereimtheiten kann man da fast schon hinwegsehen, wie etwa die Frage warum Benno Führmanns Charakter William Eden heißt wenn sein Vater und sein Bruder beide italienische Namen hatten und beide offensichtlich auch Italiener waren oder die Frage warum Alex seinen Mentor unbedingt selbst begraben möchte und dazu zwei Nonnen holt, die man weder davor noch danach jemals wieder sieht, von der Szene in der Alex. in einen Abwasserkanal fällt und anschließend nicht mehr rauskommt weil überall Gitter sind ganz zu schweigen.

Die Darsteller sind wie bereits erwähnt absolut unpassend besetzt und können zu keinem Zeitpunkt die angedachten Rollen ausfüllen. Die Story ist ein einziges großes unlogisches Durcheinander, somit bleibt nicht mehr viel was für den Film spricht. Das einzige was man "Sin Eater" zu gute halten kann ist somit die Ausstattung des Films und die großartigen Sets. Diese wurden wundervoll düster und unheilsschwanger gestaltet und sehen wirklich erstklassig aus und sorgen für eine durchaus gelungene Atmosphäre.
Leider reicht das aber bei weitem nicht aus, um den Film zu retten, denn durch die angesprochenen Mängel geht so gut wie jeder Unterhaltungswert komplett verloren. Oftmals wird man den Eindruck nicht los, das Helgeland zu Beginn der Dreharbeiten selber noch nicht wusste was für einen Film er eigentlich drehen wollte und das ganze dann am Ende versucht hat am Schneidetisch noch irgendwie zu retten, was aber gehörig daneben ging. Schade eigentlich denn atmosphärisch stimmt alles und auch Benno Fürmann gibt ein durchweg gutes US Debüt.
Bleibt nur zu hoffen, dass auch Brian Helgeland mal einem Sin Eater begegnet, denn ansonsten dürfte es schwer werden Vergebung für diesen Film zu finden. 3 von 10 Punkten.

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