„the Order“ (a.k.a. „Sin Eater“) ist nach „Payback“ und „Ritter aus Leidenschaft“ die nächste Regiearbeit von Brian Helgeland, einem der besten Drehbuchautoren Hollywoods („L.A.Confidential“ / „Mystic River“ / „Man on Fire“), doch hinkt dieser religiöse Okkult-Horror dem Trend (damals zum Milleniumswechsel, von dem beispielsweise „Stigmata“ profitierte) um einige Jahre hinterher und verweigert sich leider auch den Beschreibungen „gut“ oder „geglückt“ ... aber der Reihe nach:
Der junge Geistliche Bernier (Heath Ledger aus „die 4 Federn“) wird nach Rom gerufen, um dort den vermeintlichen Selbstmord eines befreundeten Priesters zu untersuchen, welcher neben Bernier und einem weiteren Glaubensmann (gespielt von Mark Addy) zu den letzten einer von der katholischen Kirche nicht gerne gesehenen „Order“ zählte.
Begleitet wird Bernier von der schönen Mara (Shannyn Sossamon, „4o Tage, 40 Nächte“), bei der er früher einen Exorzismus praktiziert hatte – sie hatte ihn daraufhin zuerst töten wollen, nun aber (nach einem Klinikaufenthalt) weicht sie ihm in Freundschaft nicht mehr von der Seite...
In der Vatikan-Stadt angekommen, stellt sich aber schon nach kurzen Untersuchungen heraus, dass es wohl doch kein Freitod war, sondern dass ihn jemand auf rituelle Weise „erlöst“ zu haben schien.
Die Kirche (Vertreten von Peter „Naked Lunch“ Weller) will das natürlich nicht eingestehen, doch schon bald kommt es zu immer mysteriöseren Vorfällen (beispielsweise mit zwei Dämonenkindern auf dem Friedhof oder einem merkwürdigen Kult in den Katakomben unterhalb eines Clubs, bei dem Menschen gehängt werden, diese aber mit ihren letzten Atemzügen fast seherische Antworten auf gestellte Fragen geben können), und schließlich trifft Bernier auf den geheimnisvollen William Eden (Benno Fürmann aus „Anatomie“ in seinem US-Debüt), der eine schier unglaubliche Geschichte offenbart:
Schon seit Jahrhunderten gibt es so genannte „Sin Eater“ auf der Welt – Menschen, die nicht altern und von den Sünden derer Leben, die in den Augen der Kirche wegen ihrer weltlichen Taten keine Erlösung finden würden.
Eden ist solch ein Erlöser, der in großem Reichtum sein Dasein fristet, da er sich seine Dienste fürstlich entgelten lässt – doch er ist dieses Leben leid, und nun soll Bernier seine Nachfolge antreten. Um dessen Zweifel auszuräumen, überredet ihn Eden, sich seiner Leidenschaft hinzugeben und mit Mara eine Affäre zu beginnen, was ihn noch weiter von der Kirche entfernt...
Als Bernier sich aber dann doch nicht auf die „Erlöserrolle“ einlassen will, verletzt Eden Mara tödlich, stellt es wie einen Selbstmord dar, und lässt Bernier (um ihre Seele zu retten) doch die Zeremonie eines „Sin Eaters“ abhalten...
Die Geschichte von „the Order“ ist wahrlich interessant und wurde von Brian Helgeland auch gut ausgearbeitet, doch einige Elemente wollen einfach nicht zueinander passen – beispielsweise wirken die Szenen mit den Dämonen in Kindergestalt völlig deplaziert, der Kult unter den Straßen Roms grotesk und fast unfreiwillig komisch.
Der Film ist in seiner Inszenierung fast das Gegenteil von „Stigmata“ – es gibt keine Werbeclipästhetik im MTV-Editing-Stil, so gut wie gar kein Blut, und zudem ist das Erzähltempo sehr ruhig (teilweise zu ruhig, so dass gerade in der ersten Hälfte zeitweise etwas Langeweile aufkommt). Gegen Ende steigert sich der Film jedoch merklich – aber erst, als Eden und Bernier aufeinander treffen und die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwimmen...
Die Farben sind nicht grell und blendend, sondern eher düster und schmutzig (vornehmlich Brauntöne). Insgesamt kann man Optik und Tempo mit Polanskis „die 9 Pforten“ vergleichen...
Bei der Besetzung fallen zwei Darsteller überraschenderweise positiv auf, von denen ich es nicht gedacht hätte: Benno Fürmann macht seine Sache wirklich gut – zudem hat er eine (gerade für einen deutschen Schauspieler) wirklich interessante und große Rolle ergattern können. Und dann wäre da noch Peter Weller, der nach „Naked Lunch“ mal wieder beweisen darf, dass er auch wirklich schauspielern kann, und nicht nur als emotionsloser „Robocop“ gut war...
Leider gilt mein Talent-Lob in diesem Fall nicht für Hauptdarsteller Heath Ledger, dem man die Rolle des Exorzisten-Priesters einfach nicht abnimmt, und auch Shannyn Sossamon spielt höchstens auf Schauspiel-Autopilot.
Die Special Effects sind recht gut gelungen, wobei man sich allerdings darüber streiten kann, ob man die Seele eines Menschen wirklich als eine Lichtwolke mit Tentakeln hätte darstellen müssen – das hat mich persönlich aber nicht weiter gestört.
Fazit: „The Order“ ist ein später Nachzügler der abgeebbten Okkult-Film-Welle, der leider nicht wirklich überzeugen kann – dazu ist er zu „lahm“ inszeniert worden und leidet unter seinem fehlbesetzten Hauptdarsteller.
Regisseur und Autor Helgeland kann es (viel) besser ... wegen der interessanten Geschichte und soliden Umsetzung gebe ich trotzdem gerade noch 4 von 10.