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Rund neun Jahre hat sich Regisseur Nicholas Jarecki seit seinem letzten Film Zeit gelassen, um mit einem knapp zweistündigen Drogenthriller aufzuwarten, der mit seinem Aufbau ein wenig an „Traffic“ erinnert. Die namhafte Besetzung kann allerdings nicht verhindern, dass ein relativ brisantes Thema weitgehend kalt lässt.

Seit einem Jahr arbeitet Jake (Armie Hammer) undercover, um ein mächtiges Kartell zwischen Kanada und USA zu sprengen. Derweil forscht Claire (Evangeline Lilly), wie ihr verstorbener Sohn an die Überdosis Fentanyl geriet und an anderer Stelle erforscht Prof. Brower (Gary Oldman) im Auftrag eines mächtigen Pharmakonzerns das Suchtpotential eines neuen Schmerzmittels und muss nach einigen Versuchen üble Nebenwirkungen feststellen…

Die Handlung ist in drei parallel ablaufende Stränge unterteilt, die sich gegenseitig ihrer eigentlichen Dynamik berauben, was sich bereits im ersten Drittel bemerkbar macht. Lediglich Claire und das Schicksal ihres überraschend verstorbenen Sohnes erzeugt eine emotionale Bindung, während das nicht ungefährliche Unterwandern eines Kartells von recht stereotypen Klischeefiguren ausgetragen wird und weitgehend überraschungsfrei vonstatten geht. Die Narrative mit der viel versprechenden Prämisse mit einem Forscher zwischen Ehre und Wahrheit, Korruption und moralischer Verantwortung leidet ebenfalls unter Oberflächlichkeiten und zu wenig Ambivalenz der Beteiligten.

Im Idealfall kreuzen sich die Handlungsstränge und verbinden sich zu einer Einheit, was hier jedoch auf nur zwei zutrifft und teilweise arg konstruiert daherkommt, weil Zeit und Raum zuweilen nah zusammen treffen, obgleich sich Begebenheiten zwischen Detroit und Montreal abspielen. Zudem werden Nebenfiguren eingebaut, welche allenfalls als Stichwortgeber fungieren, jedoch keine Nähe zu den Protagonisten bewirken. So kümmert sich Cop Jake anbei um seine drogenkranke Schwester (Lily-Rose Depp), allerdings verkommt dieser Part zu einer reinen Facette ohne tiefere Bedeutung, weil ihm schlicht zu wenig Zeit eingeräumt wird.

Action sollte überdies nicht erwartet werden, mal abgesehen von einer unspektakulären Schießerei im Finalakt. Zwar wird die Geschichte insgesamt recht flüssig vorgetragen, wozu der gelungene Score in nicht unerheblichem Maße beiträgt, doch in Sachen Spannung tut sich da nicht viel. Innerhalb der starken Besetzung kristallisiert sich recht früh Evangeline Lilly heraus, die mit viel Präsenz und einigen Facetten eine glaubhafte Darbietung abliefert. Oldman wirkt hingegen leicht gelangweilt und auch Hammer vermag aufgrund der oberflächlich gezeichneten Figur nicht allzu viel auszurichten. Veronica Ferres mischt als kühle Konzernchefin mit und kann nicht mit dem Niveau ihrer Kollegen mithalten, während Leute wie Lily-Rose Depp oder Michelle Rodriguez innerhalb ihrer drei, vier kurzen Szenen schlicht verheizt werden.

Mit Konzentration aufs Wesentliche hätte Jarecki daraus drei Filme basteln können, doch so stehen sich die jeweiligen Handlungsstränge eher selbst im Weg und laufen relativ spannungsarm aneinander vorbei. Das Thema der Schmerzmittelsucht wird indes kaum an der Wurzel gepackt und liefert nur wenige neue Informationen, an eventuellen Lösungsansätzen ist er ebenfalls kaum interessiert. Die souveräne und schnörkellose Inszenierung als auch die überwiegend solide performenden Mimen können da nur sehr bedingt entgegensteuern.
5,5 von 10

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