Review

„Outside the Wire“, oder auf Deutsch: „Auweia“


Das Ende der Videotheken hat nicht nur Nostalgiker getroffen, sondern auch ganz praktische Verteilungs-Lücken gerissen. Wo sollte nun beispielsweise der Nachschub für all die duften-Action-Parties der B-Film-Jünger herkommen? Der vor allem profitfindige Streaming-Gigant Netflix roch schnell den erkaltenden Braten und heizt seitdem mächtig die Produktionsöfen. Gefühlt im Zwei-Wochentakt wirft er inzwischen Action- und Science-Fiction-Covenience-Ware unters darbende Fanvolk. Das Rezept ist dabei immer dasselbe. Man nehme ein paar bekannte Namen vor und/oder hinter der Kamera, motze das Ganze mit ein paar modernen optischen Mäzchen auf, klaue mehr oder weniger offensichtlich beim angeblich dahinsiechenden Kino und kündige das ganze Gedöns mit möglichst viel viralem Tamtam an.

Klingt auf dem Papier richtig super, ist aber in der grausamen Realität leider ein Schuß in den Ofen. Vielleicht weil das vermeintliche Fast Food-Publikum halt doch ein wenig mehr sehen will, als die immer gleichen Schmoreintöpfe. In kürzester Zeit hat Netflix bereits drei SiFi-Stücke verkocht (BRIGHT, THE OLD GUARD, PROJECT POWER) und dazu zwei halbgare Action-Filets (6 UNDERGROUND, SPENSER CONFIDENTIAL) kredenzt (dafür hatte man u.a. große Namen wie Charlize Theron, Jamie Foxx, Ryan Reynolds oder Mark Wahlberg verheizt, wobei deren Schmerzensgeld garantiert recht üppig ausgefallen war.) Aber was sich die uninspirierte Koch-Combo mit der öden Action-Dystopie OUTSIDE THE WIRE geleistet hat, grenzt an bewusste Fanvergiftung.

Wie im bewährten Rezeptbuch vermerkt, wird auch hier fleißig zusammen geschmissen, was schon mal irgendwo irgendwie Erfolg hatte. Also befinden wir uns in einer grün-gräulichen Zukunft wieder, in der die USA ihren ersten autonomen Cyborg-Soldaten (Anthony „Falcon“ Mackie als „Leo“) erschaffen haben. Der soll auf geheimer Mission einen osteuropäischen Warlord davon abhalten, mit gemopsten Atomwaffen einen dritten Weltkrieg zu entfesseln. Ihm zugeteilt ist ein junger Drohnenpilot (Damson Idris), der gerne mal eigenmächtig handelt und deshalb von Supersoldat Leo als idealer Partner angefordert wurde. Auf ihrer Reise ins osteuropäische Herz der Finsternis geraten die beiden (Maul-)Helden natürlich in allerlei Feuergefechte, bei denen sie es unter anderem mit dauerballernden Droidensoldaten und einer unzimperlichen Rebellenamazone zu tun bekommen. Selbstredend läuft bei dem ganzen Gedöns vor allem der CGI-Ofen auf Hochtouren und darf praktisch jede zweite Szene im wahrsten Wortsinn künstlich anheizen. Das ganze kommt dann als wüste und lauwarme Mischung aus IRON MAN, JOHN WICK, TERMINATOR und BAD BOYS auf den Teller..

Ja, BAD BOYS, denn irgendwer kam auf die Glanzidee den Cyborg (der äußerlich und wesenstechnisch nicht vom Menschen zu unterscheiden ist) und seinen Combat-Hiwi zwischen den Ballerorgien frotzelnde Bemerkungen austauschen zu lassen. Nur dumm, dass dieses Buddy-Element im Handlungskontext wie ein Fremdkörper wirkt und irgendeine Form von Chemie zwischen Mackie und Idris im mikroskopischen Bereich zu suchen ist. Überhaupt wirken beide durchgängig maximal unsympathisch und farblos, was dazu führt, dass einem die beiden Pappkameraden bald genauso egal sind wie ihre an den Haaren herbeigezogene Mission.

Aber damit nicht genug. Großspurig angerissene Themen wie die moralische Distanzierung im Drohnen- und Cyberkrieg, die wieder einmal kolportierte Fragen nach dem Eigenleben von künstlicher Intelligenz und der geostrategischen Rolle der USA nach dem Ende des Kalten Kriegs werden planlos in den Ring geworfen und versanden irgendwo im sumpfigen Düsterlook und einer ziellosen Erzählung. Selbstverständlich gibt es im letzten Drittel noch einen dollen Twist, der ungefähr so überraschend und gewitzt ist, wie der erneut wahl- und planlos zusammen gemanschte Actionsalat aus dem Hause Netflix.

Also liebe Freunde der gepflegten Videothekenware. Netflix is als Ersatzlieferservice mal wieder krachend durchgefallen. Ein Film ist halt keine Serienproduktion und auch Hausmannskost erfordert Handwerkskunst. Schade um das viele Geld, das hier für lupenreines B-Futter verpulvert wird, dem es aber leider komplett an B-Charme mangelt. Furchtbar öde, total belanglos, wüst zusammen geklaut, doof gespielt und noch döfer synchronisiert sowie zu unguter letzt auch noch ziel- und farblos inszeniert. Kurz: Auweia. 

Details
Ähnliche Filme