Die junge Megan lebt zusammen mit ihrer blinden Schwester Jessy, die, seit sie von mehreren Typen über Tage hinweg vergewaltigt wurde, arg traumatisiert ist, in einem abgeschiedenen Häuschen im Wald. Eines Tages klopft der Wanderer Tom, der während einer Hiking-Tour von einem plötzlich aufziehenden Unwetter überrascht wird, an die Tür des Schwestern-Duos und bittet um Unterschlupf... was er jedoch bald schon bereuen soll: Per Betäubungs-Mittel in seinem Drink wird er ausgeknockt und als er wieder zu Bewusstsein kommt, ist Tom mit Handschellen an an Bettgestell gefesselt und sieht sich allerlei sexuellen Torturen durch die irre Megan ausgesetzt, die stellvertretend für die Peiniger ihrer Schwester an ihm Rache nimmt... Okay, dieser "Megan" (mit "E" statt "3" und darum nicht zu verwechseln mit dem Blumhouse-Streifen mit Killer-Püppi, also Obacht!) läutet als preisgünstig gestemmtes Independent-Filmchen mit überschaubarem Cast nun nicht unbedingt das große Revival des Italo-Horrors ein (und schon mal gar nicht, wenn man sich amerikanische Schauspieler holt und in Englisch dreht!), kann aber trotzdem durchaus ein wenig interessieren: Das Ganze ist nämlich auf jeden Fall nicht so leicht zu bestimmen und zu kategorisieren, wie es zunächst den Anschein hat, denn was da als vermeintliches Backwoods-Kammerspiel für wenige Personen beginnt, dessen Geschichte mit viel psychologischer Schlacke verkleistert wurde und irgendwo zwischen "Muttertag" (mit vertauschten Geschlechter-Rollen) und "Misery" siedelt, degeneriert mittendrin förmlich zu einem ziemlich weirden Sex-Thriller, der auf eine ähnliche Art und Weise mit dem Rape-and-Revenge-Sujet kokettiert, wie es das 2007er Rosario Dawson-Vehikel "Descent" getan hat, welches allerdings sehr viel mehr reines Drama denn waschechter Genre-Beitrag gewesen ist. Das finale Ergebnis dieser kruden Mixtur ist dabei so schräg ausgefallen, dass es Regisseur und Drehbuchautor Silvio Nacucchi schon zwangsweise schwer fallen wird, ein größeres Publikum für sich einzunehmen, denn so manch ein Zuschauer wird sich unter Garantie nicht auf diese ebenso übertriebene wie auch unangenehme Melange einlassen wollen... und da hab' ich den Schluss-Twist noch gar nicht erwähnt, der nicht wirklich vorhersehbar geraten ist und die Angelegenheit in den paar letzten Minuten nochmal so richtig auf den Kopf stellt. Ein starkes Stück! "Megan" gehört dabei zudem zu jener Sorte von Film, denen auch ohne breit ausgewalzte Splatter-Szenen durchaus eine gewisse Härte innewohnt und die auch nicht unbedingt mit Brutalitäten (gerne auch mal sexuell konotiert) geizen, diese aber oftmals außerhalb des Bildausschnitts stattfinden lassen. Ob man das alles in der vorliegenden Form nun aber als gelungen empfinden mag, bleibt jedem selbst überlassen... ich hab' mit dem Streifen zugegeben so meine Problemchen, auch wenn ich ihn wohl nicht so schnell wieder vergessen werde. Ganz objektiv betrachtet kann man allerdings attestieren, dass Nacucchi trotz ziemlich beschränkter Mittel für ein annehmbares Erscheinungsbild gesorgt hat und die Darsteller auch weitesgehend okay sind... auch wenn sich Lily Anthonissen, die die Jessy spielt, als offensichtliche Nicht-Muttersprachlerin ihre Dialoge wohl phonetisch draufgepackt hat und darum stellenweise ziemlich schwer zu verstehen ist. Fazit: Von Anerkennung bis Augenrollen ist hier alles drin.
5/10